Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Plasma City

Plasma City

Titel: Plasma City Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Walter Jon Williams
Vom Netzwerk:
vorne. Die Bürogebäude sind heute, am Samstag, fast menschenleer. Auf leeren schwarzen Fenstern spulen pastellfarbene Neonreklamen ab. »Noch etwas«, sagt sie. »Haben Sie Klettergerät dabei? Sicherheitsleinen, Geschirre, Karabinerhaken?«
    »Brauchen wir die Sachen?«
    »Nur wenn wir sicher hinkommen wollen. Ich würde Sie ungern beschädigt an Constantine zurückliefern.«
    Sorya scheint amüsiert. »Sagen Sie uns, was wir brauchen, dann kaufen wir es unterwegs.«
    Sorya hat eine Kreditkapsel mit einer größeren Geldsumme dabei. Obwohl Aiah außergewöhnlich gutes Gerät verlangt, wird es anstandslos und ohne Einwände bezahlt. Die Kreditkapsel wird in die Kasse gesteckt, die Rädchen schnurren. Die Einkäufe lehren Aiah wieder einmal, in einer anderen Größenordnung zu denken.
    »Glauben Sie nicht«, sagt sie, als sie zum Auto zurückkehren, »Sie hätten die Quelle für das Geld gekauft, das ich gestern in meiner Tasche gefunden habe.«
    Es waren fünftausend Dalder in neutralen Münzen. Genug, um Aiahs Schulden zu bezahlen und noch ein ordentliches Guthaben auf der Bank zu haben.
    »Klären Sie das mit Constantine«, gibt Sorya zurück.
    »Ich kläre das mit seiner Vertreterin«, sagt Aiah. »Sie werden einen angemessenen Preis bezahlen. Daran wird sich nichts ändern, und wenn Sie noch so viel in meinem Kopf herumpfuschen.«
    »Das war nun aber wirklich nicht meine Idee«, wehrt Sorya ab.
    »Es war gefährlich. Ich hätte einen Gehirnschaden davontragen können.«
    »Wir haben rechtzeitig vorher aufgehört«, sagt Sorya. »Aber wir mussten wissen, ob Sie sind, was Sie zu sein behaupten.«
    Aiah lächelt Sorya humorlos an. »Und? Bin ich es?«
    »Soweit wir es überprüften konnten«, lautet die glatte Antwort, »können wir davon ausgehen, dass Sie selbst glauben, was Sie uns erzählt haben. Sie könnten allerdings auch selbst getäuscht worden sein oder Sie könnten die Größe der Energiequelle falsch eingeschätzt haben.«
    »Oh, vielen Dank.«
    Eine helle Augenbraue wird hochgezogen. »Miss Aiah, wir kennen Sie nicht.«
    »Fahren Sie auf dem Trans-City Highway in Richtung Westen«, sagt Aiah zum Fahrer. »Das geht am schnellsten.«
    Sie beschreibt ihm den Weg zum Terminal und lässt ihn mehrmals in immer weiterem Abstand darum kreisen, weil sie ein Geschäftsviertel sucht, in dem im Augenblick möglichst wenig Menschen unterwegs sind. Sie findet keines, aber sie entdeckt wenigstens ein unterirdisches Parkhaus, von dem aus sie wahrscheinlich in die Versorgungsschächte eindringen können. Während der Chauffeur sich an den Kotflügel lehnt und gelassen eine Zigarette raucht, öffnet Aiah mit dem Universalschlüssel der Behörde eine verbeulte Stahltür und führt ihr Gefolge in die Gänge.
    Zum Glück ist der Boden mit Stahlgittern ausgelegt. Nach kurzem Suchen findet Aiah tatsächlich einen verfallenen Luftschacht der alten Pneumalinie. Kondenswasser tropft auf ihren Schutzhelm, während sie unten wartet, bis die anderen beiden über die glitschigen, rostigen Eisensprossen nach unten geklettert sind. Als sie unten ankommen, sind sie offenbar dankbar, dass Aiah auf ordentlicher Ausrüstung beharrt hat.
    Der Bahnsteig erwartet sie stumm und leer, Aiahs Stiefelabdrücke sind die einzigen menschlichen Spuren. Martinus geht aufmerksam über die Betonfläche, trotz seiner Körpergröße leise wie eine Katze. Sorya sieht sich erwartungsvoll um und Aiah lächelt.
    »Vorsicht, Stufe«, sagt Aiah und geht durch die Wand.
    Es dauert ein paar Augenblicke, bis Martinus ihr folgt, eine Hand misstrauisch in die ausgebeulte Hosentasche gesteckt. Er sieht sich im leeren Raum mit den kahlen Betonwänden um, bemerkt die abgestürzte Strebe und kehrt auf den Bahnsteig zurück. Die Illusion schließt sich hinter ihm wie ein Vorhang aus Perlenschnüren. Gleich darauf kehrt er mit Sorya zurück.
    »Vorsicht«, sagt Aiah. »Treten Sie nicht auf die Leitung.«
    Sorya weicht der Linie auf dem Betonboden aus, dreht sich um und betrachtet die Illusion vor der Tür. »Eine hübsche Arbeit«, sagt sie. »Waren Sie das?«
    »Ja.«
    »Es ist schwer, so etwas stabil zu halten.«
    »Ich hatte keine Probleme damit«, erwidert Aiah. Sie stutzt ein wenig, weshalb dies ein Problem sein soll. Sie hat nicht geahnt, dass man damit Schwierigkeiten haben könnte.
    »Dann war es nicht die hier, die diese Illusion aufgebaut hat?« Martinus hat die Plasmataucherin gefunden. Er zieht die Decke weg und betrachtet die Tote mit professioneller

Weitere Kostenlose Bücher