Plasma City
geht es ums Geschäft, denkt sie.
»Ich weiß es nicht«, sagt sie, »aber es geht mich auch nichts an.«
»Es geht Sie nichts an. Ich könnte Ihre Ware benutzen, um eine weitere Flammenfrau auf der Exchange entstehen zu lassen. Ich könnte Ihr hübsches kleines Jaspeer zerstören.«
Aiah leckt sich die trockenen Lippen. »Ich möchte allerdings annehmen, dass Sie sich zu so etwas nicht würden hinreißen lassen, Metropolit.«
Ein herzhaftes Lachen dröhnt in Constantines riesiger Brust. Er scheint ehrlich amüsiert, als wäre er gerade gemeinsam mit Aiah Zeuge eines köstlichen Spaßes geworden. »Gut gesagt, meine Tochter«, meint er. »Wie ermutigend!«
Er zieht den Stuhl vom Frühstückstisch ab, schwingt ein Bein darüber und setzt sich rittlings darauf. Eine einfache, fließende und elegante Bewegung, die sein wahres Alter Lügen straft. »Es würde mir jetzt viel leichter fallen als damals«, sagt er. »Ich dachte, ich könnte einfach in Cheloki die Macht ergreifen und meine Ideen würden sich dann ganz von selbst durchsetzen, weil sie richtig waren. Ich dachte, ich könnte meine korrupte, unglückliche Metropolis zu einer neuen Blüte führen. Ich wollte, dass sie Erfolg hat, ich wollte eine Veränderung anstoßen, die man nicht mehr würde aufhalten können. Aber ich war zu lange aus dem Regierungsgeschäft heraus, ich konnte mir nicht mehr vorstellen, wie verkrustet das alles ist, wie viele Menschen darauf angewiesen sind, dass sich eben gerade nichts ändert, wie unbeweglich die Menschen geworden sind, nachdem sie Jahrtausende in der Eierschale gesteckt haben …« Er macht mit dem Kinn eine Geste zum undurchsichtigen, rätselhaften Schild, der Eierschale der Welt. Eine Barriere, die sich über den ganzen Himmel erstreckt. Ein Hindernis zwar, aber eines, das Licht und Leben spendet. »Das da hat uns eingeschüchtert.« Er beugt sich näher zu ihr, als wollte er sie ins Vertrauen ziehen. »Wir sind ängstlich geworden, wie es ja auch zu Geschöpfen passt, die hinter einer Eierschale leben. Ich hätte nie gedacht, dass andere Regierungen die meine so beunruhigt beobachten würden, dass sie Angst haben könnten, ich würde eines Tages ihr gemächliches Leben stören, ich könnte ihre Selbstgefälligkeit als das entlarven, was sie ist, als Täuschung und Heuchelei …« Er spricht weiter und weiter, mitreißend und aufgeregt, als würde er von den eigenen Worten fortgetragen, und nach einer Weile fühlt sich sogar Aiah ein wenig berauscht.
»Ja, Heuchelei ist es, weil sie keine Probleme hatten, mit meiner Verbrecherfamilie Geschäfte zu machen, solange wir nur unsere eigenen Leute und unsere eigene Wirtschaft ausgebeutet haben, solange wir unsere besten Köpfe ins Gefängnis gesteckt oder vertrieben haben. Aber sobald ich versuchte, die Menschen zu befreien und die ganze Metropolis in ein Instrument der Evolution zu verwandeln …« Er zögert, und die ungestüme Energie verfliegt, als er mitten im Satz innehält. Er stößt ein bellendes Lachen aus und macht eine abfällige Geste.
»Sehen Sie, was ich für ein Narr bin?«, sagt er. »Ich lasse mich immer noch mitreißen und bilde mir ein …« Er spreizt die Finger. »Ich bilde mir ein, ich wäre irgendwie richtig und meine Ideen würden irgendeine Rolle spielen.«
Aiah stemmt das Kinn auf die Hand und beugt sich vor. »Was werden Sie denn nun mit dem Plasma tun?«, sagt sie.
Er runzelt die Stirn. »Ich hoffe, etwas Gutes. Aber das größte Problem ist der Zugang.«
»Metropolit?«
»Der alte Terminal ist schwer zu erreichen, wie Sorya mir erklärte. Wenn ich die Plasmaquelle ausbeuten will, muss ich Arbeitstrupps hinunterschicken, Akkumulatoren bauen und Leitungen legen, um das Plasma zu den Orten zu transportieren, wo ich es brauche. Oder ich muss es von einem Gebäudedach aus abstrahlen …«
»Es gibt einen einfacheren Weg, Metropolit.«
»Welchen?«
»Die Behörde kauft Plasma zu festen Preisen an und verkauft es weiter. Gründen Sie eine Scheinfirma, die an einer fiktiven Adresse ein Gebäude besitzt. Erfinden Sie eine passende Firmengeschichte dazu. Und dann besorgen Sie sich einen gefälschten Auftrag, einen Zähler zu installieren. Sie lassen sich auf ähnliche Weise bestätigen, dass die Arbeiten ausgeführt wurden. Dann verkaufen Sie das Plasma aus dem Terminal über diese Firma. Sie nehmen das Geld, kaufen legales Plasma ein und können ganz offen darüber verfügen.« Sie lächelt. »Wenn Sie jemanden in der Behörde haben, der den
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