Plasma City
Sendeanlagen.«
Sorya sieht sie überrascht an. »Sehr gut«, lobt sie.
Aiah grinst. »Krieger der Donnerwelt«, sagt sie. »Mit Korhe und Semlin. Ich habe diesen Trick in einem Chromo gesehen.«
Sorya lacht. »Offensichtlich bin ich über die Gegenwartskultur nicht gut genug informiert.« Sie geht zum kleinen Büro, das Seidenkleid pendelt raffiniert um ihre Beine. Aiah folgt ihr.
»Aber was bringt das alles?«
»Wie bitte?«
Aiah macht eine ausholende Geste. »Das hier. Was nützt das alles? Wovor soll die Abschirmung Sie schützen? Warum haben Sie es so eilig?«
Sorya sieht sich über die Schulter zu ihr um und runzelt die Stirn. Sie öffnet die Bürotür, tritt ein und schließt hinter Aiah die Tür. Das Büro ist ein einziges Durcheinander, in einer Ecke sind Stahlmöbel gestapelt. Zwischenzeitlich diente der Raum als Lager für Propanbrenner, Bronzestäbe und gepolsterte Kisten mit Geräten, die noch nicht eingebaut sind. Aiah sieht sich vergebens nach einem Sitzplatz um.
Sorya lehnt sich von innen an die Tür, verschränkt die Arme vor der Brust und sieht Aiah an.
»Was ist Plasma anderes als Macht?«, sagt sie. »Und was bieten Plasma und die Macht den Menschen, wenn nicht Ausdrucksformen für ihren Willen? Es ist der Wille, der das Plasma und die Macht und damit letztlich auch die Menschen kontrolliert.«
»Und was ist mit dem Zugang?«, fragt Aiah. »Wenn Sie keinen Zugang zum Plasma haben, nützt Ihnen der Wille überhaupt nichts.«
»Der Wille findet den Zugang«, erklärt Sorya. »So war es doch auch bei Ihnen, oder?«
Aiah ist überrascht. »Ja, so war es wohl«, räumt sie nachdenklich ein.
»Constantine hat Ihnen schon einmal gesagt«, fährt Sorya fort, »dass wir keine kleinen Leute sind. Nicht durch unseren Reichtum werden wir zu Riesen in dieser Welt, sondern durch unsere Willenskraft. Der starke Wille macht sich letzten Endes die Regeln selbst …« Die grünen, funkelnden Augen sehen Aiah an, dass Aiah beinahe die Willenskraft der Frau spüren kann. Eine Art stetiger Druck wie ein Wind, der zwischen hohen Gebäuden immer in die gleiche Richtung gelenkt wird. Fast kommt es ihr vor, als müsste sie sich gegen diesen Wind stemmen, um nicht rücklings umgeworfen zu werden.
»Sie und ich«, sagt Sorya, »wir brechen mindestens hundert Gesetze allein schon dadurch, dass wir hier stehen. Aber an diesem Ort hier haben Gesetze keine Bedeutung, weil die Gesetze von kleinen Menschen gemacht werden, um die Kleinen vor den Mächtigen zu schützen. Vergebens, weil die wirklich Mächtigen dennoch bekommen, was sie wollen. Und indem die Kleinen die Großen unterdrücken, berauben sie ihre eigene Gemeinschaft zugleich der Größe.«
Sorya lächelt, spitze Zähne glänzen weiß im kleinen Raum. »Vor diesem Hintergrund und angesichts der Tatsache, dass die Starken sich so oder so durchzusetzen wissen, unausweichlich wie das Wasser, das sich ausbreitet, bis es sein Niveau gefunden hat und von selbst stehen bleibt, dürfte eigentlich klar sein, was wir hier tun. Die Details sind nicht wichtig, aber …« Sorya holt tief Luft. »Wir versuchen, unseren Einfluss zu vergrößern. Unsere Macht. Damit wir die Welt nach unserem Willen formen können. Das trifft aber unweigerlich auf den Widerstand der Leute, die im Augenblick über jene Macht verfügen, die wir uns aneignen wollen. In diesem Konflikt der Willenskräfte müssen wir uns gegen diejenigen wappnen, die uns angreifen könnten.«
Eine Art Krieg, denkt Aiah. Und Sorya ist keine Verwaltungsassistentin, sondern eine Generalin.
Aber ein Krieg gegen wen? Gegen einen Einzelnen? Gegen die Organisation? Oder gegen eine ganze Metropolis?
Sie erschauert bei dem Gedanken, dass Constantine auf die eine oder andere Weise früher schon einmal gegen solche Gegner gekämpft hat.
»Sie wollen sich offenbar vor einem Plasmaangriff schützen«, überlegt Aiah laut. »Sonst würden Sie keine Abschirmung brauchen.«
Sorya nickt.
»Wenn Sie nun beispielsweise«, fährt Aiah vorsichtig fort, »an einen Angriff der Polizei oder des Militärs von Jaspeer denken, dann können Sie davon ausgehen, dass diese Leute sehr vorsichtig vorgehen müssen, um nicht die Einwohner in der Umgebung zu gefährden. Im Umkreis von höchstens einem Radius um das Gebäude leben mindestens zehntausend Menschen.«
»Richtig.« Soryas funkelnde Augen beobachten sie gespannt.
»Aber wenn Ihre Gegner … wenn sie nun keinen Grund hätten, die Nachbarschaft zu schonen, dann könnten sie
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