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Plasma City

Plasma City

Titel: Plasma City Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Walter Jon Williams
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Ihnen und Ihren Apparaten hier einen erheblich größeren Schaden zufügen.«
    »Ah.« Eine knappe Antwort, die Aiah nicht verrät, ob ihre Spekulationen zutreffen. Aiah verkneift sich eine bissige Bemerkung und fährt fort.
    »Dank der Abschirmung können die Gegner Ihre Geräte nicht direkt beschädigen«, sagt Aiah. »Aber sie können die Umgebung zerstören.« Sie sieht durchs Bürofenster zum spitzen Dach der Fabrikhalle, zu den hohen Bogenfenstern. »Wenn sie die Fenster richtig treffen, fliegen die Splitter wie tausend Messer nach innen. Wenn sie das Dach hart genug treffen, fällt es auf die Abschirmung herunter. Dabei könnte die Abschirmung zerbrechen, und selbst wenn sie hält, werden die Leute verletzt.«
    Sorya lächelt angespannt und gibt Aiah mit knappem Nicken Recht. »Krieger der Donnerwelt?«, fragt sie.
    »Gesunder Menschenverstand«, erklärt Aiah. »Ein großer Teil der Verletzungen auf der Bursary Street ist durch herumfliegende Glassplitter entstanden.«
    »Richtig«, sagt Sorya. »Ihre Überlegungen sind bestechend. Vorausgesetzt natürlich, Ihre Grundannehmen treffen zu.«
    Und wenn die Fabrikhalle mit Sandsäcken geschützt wird, denkt Aiah, und wenn Schutzbleche über empfindliche Geräte und den Arbeitsbereich der Mitarbeiter gespannt werden, dann ist die Sache klar.
    »Natürlich sind Constantine und viele seiner Leute ausgebildete Kämpfer«, erklärt Sorya. »Sie haben sicher schon über diese Möglichkeiten nachgedacht.« Wieder das zweideutige, unbestimmbare Lächeln. »Und wiederum vorausgesetzt, diese Überlegungen sind überhaupt relevant für unser Vorhaben.«
    »Sind Sie eigentlich auch eine Kämpferin, Madame Sorya?«, fragt Aiah.
    »Meine Schlachten«, antwortet die Frau knapp, »haben sich auf einer weniger spektakulären Ebene abgespielt.« Sie dreht sich um, öffnet die Bürotür und sieht sich noch einmal zu Aiah um. »Aber insgesamt«, fügt sie hinzu, »waren meine Schlachten erfolgreicher als seine. Vielleicht lasse ich mich weniger von Illusionen ablenken.«
    Aiah folgt Sorya in die Fabrikhalle. Oben flattern die Tauben.
    »Sie können es mir ruhig erzählen«, sagt Aiah. »Vielleicht kann ich Ihnen sogar helfen.«
    »Diese Entscheidung liegt nicht bei mir«, erwidert Sorya. Sie wirft das gesträhnte Haar zurück und stößt ihr perlendes Lachen aus. »Außerdem«, fügt sie hinzu, »macht es Spaß, Ihnen beim Herumraten zuzuschauen.«
    »Vielen Dank auch«, gibt Aiah schnippisch zurück.
    Sorya giert nach Macht, denkt sie. Sie genießt die Macht, die sie hat, und sei es nur in einem kleinen Spielchen.
    Aber die Macht des Wissens ist vergänglich, wie Aiah genau weiß. Immerhin hat sie einige Daten gesammelt, die früher oder später in die eine oder andere Richtung weisen werden.
     
    Feuer ist die Prüfung für Metall,
     der Kummer prüft die Menschen.
     
    - E INE G EDANKENBOTSCHAFT VON
    S EINER V OLLKOMMENHEIT ,
    D EM P ROPHETEN VON A JAS
     
    Das Bezirkskrankenhaus Zwölf ist ein Jahrhunderte alter grauer Steinklotz mit durchsackenden Böden und Fensterscheiben, die nur noch von hundert Farbschichten im Rahmen gehalten werden. In den Winkeln der hohen Gänge hängen Spinnweben, der Putz ist rissig, die Farbe schält sich von den Wänden. Das Gebäude ist mit Steinmetzarbeiten verziert, Blattwerk und Vidas Boten, die auf eleganten Flügeln herbeischweben, um den Kranken beizustehen. Als Kind hatte Aiah immer Angst vor den Statuen mit den strengen Gesichtern und den Fledermausflügeln, mit dem vom Regen vernarbten steinernen Haar, den leeren Augen und den klaffenden, stummen Mündern.
    Drinnen riecht es nach Desinfektionsmitteln, aber deutlich auch nach Alter und Verzweiflung. Zu viel Krankheit, zu viel Schmerz haben sich hier seit vielen Jahren aufgestaut.
    Aiah bleibt mit dem Absatz an einer zerbrochenen Kachel hängen, stolpert, fängt sich gerade noch ab. Dann hat sie das Zimmer erreicht und dort umringt ihre Familie eines der vier belegten Betten. Eine Situation, auf die sie sich erst einstellen muss.
    »Hallo.« Ihr Neffe Esmon liegt im Bett und winkt kraftlos, die Hand dick mit Schienen für die gebrochenen Finger eingepackt. Das Gesicht ist voller Schnittwunden, die Augen schauen aus verquollenem Fleisch hervor.
    Aiah erinnert sich an die Stiefeltritte und Fausthiebe in der Trackline-Station, an ihren Gegenschlag mit Plasmafeuer, der die Tortur beendet hat … Es mon hatte keine Plasmabatterien, mit deren Ladung er sich schützen konnte. Er sieht aus, als

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