Plasma City
…
Lotterieskandal aufgedeckt!
Einzelheiten im Wire!
Für heute sind die Arbeiten beendet.
Abgesehen von zwei Wächtern ist Aiah mit Sorya im großen Gebäude allein. Ihre Absätze klicken laut in den schmalen Gängen zwischen den hohen Akkumulatoren.
»Eine Flammenfrau«, sagt Sorya. Der Saum ihres langen dunkelgrünen Kleids pendelt um die Fußgelenke, Ohrringe und ein Halsband mit Rubinen glitzern im Zwielicht.
»Sie haben unsere Arbeiter erschreckt«, fährt sie fort. »Ich muss schon sagen, Aiah, Sie haben ein größeres Faible für dramatische Auftritte, als ich vermutet hätte.«
Aiah ist überrascht und geht einen Augenblick schweigend neben Sorya durch die Fabrikhalle.
»Eine Flammenfrau?«, fragt sie. »So habe ich ausgesehen?«
Soryas grüne Augen funkeln belustigt. »Wussten Sie das nicht?«
»Ich wollte meine Anima zum Leuchten bringen, aber ich wusste nicht, wie es ausgesehen hat.«
Jetzt grinst Sorya wie ein Raubtier. »Sie hätten ein paar Arbeitern beinahe die Augenbrauen versengt.«
»Ach.« Aiah muss an die brennende Frau auf der Bursary Street denken. Fängt es so an?, fragt sie sich. Vielleicht wäre sie auch als brennende Riesin durch die Straßen Jaspeers gewankt, wenn sie die Verbindung nicht unterbrochen hätte.
Sorya denkt einen Augenblick nach und lächelt amüsiert. »Nicht dass die Arbeiter große Lust hatten, den Blick abzuwenden«, fährt sie fort. »Denn Sie haben vergessen, Ihre Anima mit Kleidung auszustatten.«
»Ach.« Aiah sieht an sich hinab. Der Gedanke, dass die Mängel ihres schlaksigen Körpers durchs Plasma eher noch verstärkt worden sind, ist ihr peinlich – die dürren Beine, die spitzen Ellenbogen, den Oberkörper, auf dem man die Rippen zählen kann … es ist ihr peinlicher, als wenn die Männer sie tatsäch lich nackt gesehen hätten. Wenn sie wirklich den Arbeitern einen schönen Anblick hätte bieten wollen, denkt sie, dann wäre es sicher besser gewesen, wenn sie sich Soryas Körper als Vorbild genommen hätte. Die geschwungenen Hüften und Brüste, die schmale Taille, die Beine mit den durchtrainierten Muskeln …
Sorya legt eine Hand auf die schwarze Keramikhülle eines Akkumulators. Ihr Gesicht spiegelt sich in der makellos polierten schwarzen Fläche. »Wenigstens zapfen wir die Quelle jetzt an«, sagt sie. »Es wird keine Monster mehr geben, keine eigenartigen Effekte, die die Aufmerksamkeit auf das lenken, was wir in Besitz genommen haben. Und da wir die alte Toilette in der Pneumastation nicht mehr als Zugang brauchen, sollen Sie möglichst bald einen Trupp Männer nach unten führen, die dort alles absperren.«
Eine Grabkammer für die Mumie der Plasmataucherin, denkt Aiah. Wenn sich nur die Erinnerungen ebenso leicht begraben ließen, die Erinnerungen an die leeren Augenhöhlen, an den Mund, der zu einem stummen Schrei geöffnet ist …
»Besorgen Sie für den Trupp Overalls und Schutzhelme von der Behörde«, verlangt Aiah. »Und geben Sie mir Bescheid, wenn es so weit ist.«
Soryas Finger hinterlassen fettige Flecken auf der schwarzen Keramikwand. Sie blickt zum bronzenen Kollektornetz hinauf, das die Plasmabatterien schützt. Als hätte sie auf den Blick reagiert, fliegt eine der Tauben, die in der Fabrikhalle nisten, auf und flattert zu einem neuen Sitzplatz.
Soryas Augen verengen sich. »Wird die Abschirmung ausreichen?«, fragt sie.
Aiah amüsiert sich. Sorya ist an aufwändige Anlagen gewöhnt, die schon bei der Konstruktion in Gebäuden wie den Mage Towers und dem Hauptsitz der Plasmabehörde untergebracht werden. Dieser improvisierte Apparat hier macht sie nervös.
»Wenn die Abschirmung bis in den Keller verlängert wird und auch die Verbindung zur Quelle einschließt, wird sie ausreichen«, erklärt Aiah. »Aber es ist schwer, etwas Konkretes zu sagen, wenn man nicht weiß, wovor die Abschirmung die Akkumulatoren schützen soll.«
Sorya sieht Aiah schräg an, dann blickt sie wieder zur Abschirmung.
»Wir müssen einen effizienteren Weg finden, die Energie abzustrahlen«, sagt sie. »Sendeantennen oder so etwas – aber sie müssen verborgen werden. Wir könnten eine fest eingebaute Antenne direkt auf die Mage Towers richten, damit wir dort die Energie empfangen können, aber wir brauchen auch schwenkbare Antennen, um in verschiedene Richtungen zu senden.«
Aiah überlegt kurz. »Reklametafeln«, sagt sie. »Stellen Sie Reklametafeln aufs Dach der Fabrik. Die Tafeln verbergen die
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