Plasma City
erklärt Aiah, »aber ich dachte, ich liefere vorher das hier ab.« Sie langt in ihren Beutel und holt alles heraus, was sie über Guvag zusammengetragen hat. Als Letztes legt sie die dicke Rolle Faxpapier auf die Theke.
»Mehr konnte ich nicht herausfinden«, sagt sie, »und es wird wohl nicht viel nützen. Ich habe mit ein paar Leuten von der Fahndungsabteilung über ihn gesprochen. Sie kennen ihn und würden ihn liebend gern wieder nach Chonmas schicken, aber solange es keine offizielle Anzeige und keine Zeugen gibt, können sie nichts tun. Gerade bei diesem Mann haben sie öfter Schwierigkeiten mit Zeugen.«
Khorsa nagt an der Unterlippe. »Können sie Schutz anbieten?«
»Wahrscheinlich nicht. Es sei denn, du verdingst dich als Informantin und Spionin und arbeitest eine Weile mit Guvag, kommst ihm nahe und findest Beweise für schwere Verbrechen. Aber das kommt für dich wohl sowieso nicht in Frage.«
Khorsa schüttelt leicht den Kopf und seufzt. »Nun ja, wenn das so ist …«
»Was willst du jetzt machen?«
»Ich werde auf keinen Fall mit dem Mann zusammenarbeiten, und den Tempel werde ich auch nicht schließen. Vielleicht kann ich die richtige Magie finden und mich an die Gemeinde wenden …« Sie bricht mitten im Satz ab.
»Also«, sagt Aiah, »viel Glück dann. Ich wünschte, ich hätte dir mehr helfen können.«
Aiah nimmt den Kuchen wieder an sich und steigt die ausgetretene Stahltreppe zur Straße hinunter. Sie denkt an die Tragödie, die sich anbahnt. Es wird schlimmer werden als das, was mit Henley passiert ist, und die Tatsache, dass es unausweichlich ist, macht sie mutlos.
Sie geht zu Khorsas und Esmons Wohnung. Es ist eine schöne Wohnung mit einem richtigen Balkon an Stelle eines Gerüsts, sogar groß genug für einen kleinen Garten mit Kürbissen, Zwiebeln, Chilipfeffer und Kräutern. Esmon ist zu Hause. Nach der Plasmabehandlung ist er schon beinahe wieder der Alte, nur im Gesicht sind noch einige Verfärbungen zu sehen, und die Nase hat einen kleinen Buckel bekommen. Lächelnd begrüßt er Aiah und bittet sie herein. Er schneidet für Aiah und sich selbst Stücke vom Schokoladenkuchen ab und fragt, ob sie etwas von Gil gehört hätte. Sie sagt, er hätte sich gemeldet.
Esmon streckt sich auf dem Sofa aus und hört zu, während Aiah ihm mehr oder weniger das Gleiche erzählt wie Khorsa. Als sie ungefähr zur Hälfte damit durch ist, klopft es, und ihr Bruder Stonn kommt mit Esmons Bruder Spano herein. Eine kalte Vorahnung krabbelt Aiahs Wirbelsäule hoch.
»Danke für deine Hilfe«, sagt Stonn. Mit den mächtigen Armen und Schultern und den Tätowierungen auf dem Bizeps sieht er aus wie der kleine Ganove, der er tatsächlich auch ist. Meist arbeitet er als Dieb, aber er ist kräftig genug, um hin und wieder von den Fastani-Gangstern in Old Shorings als Schläger angeheuert zu werden.
»Ich dachte mir schon, dass nichts dabei herauskommen wird«, fährt Stonn fort. »Aber mach dir deshalb keine Sorgen, wir regeln das schon.«
»Was hast du vor?«, fragt Aiah. Sie sieht beunruhigt zwischen den beiden Männern hin und her.
Sie zucken die Achseln. »Wir kümmern uns eben darum«, sagt Stonn.
»Du meinst, du willst dich um Guvag kümmern.«
»So ungefähr.«
»Stonn.« Sie zielt mit dem Zeigefinger auf ihn. »Du wirst verlieren.«
In Stonns Augen ist auf einmal ein böses Funkeln zu sehen. »Nicht wenn wir es richtig machen.«
Stonn ist ein hoffnungsloser Fall. Aiah hätte es gleich wissen sollen. Sie wendet sich an ihre beiden Neffen. »Ihr habt es mit der Operation zu tun«, sagt sie. »Das sind Profis. Die haben Leute, die nichts anderes machen als andere Leute zu töten. Mit solchen Killern hattet ihr bisher noch nie zu tun, die werden euch im Handumdrehen erledigen.«
Esmon und Spano wechseln einige unbehagliche Blicke. »Stonn sagt, wir könnten ihn vor seinem Club abfangen«, erklärt Spano.
»Dort sind die ganze Zeit Langnasen-Aufpasser im Einsatz. Glaubt ihr wirklich, denen fällt es nicht auf, wenn drei Barkazil in einem Hauseingang stehen und auf etwas warten? Darunter einer, den sie sich gerade vorgenommen haben?«
»Ich kann mir eine Kanone besorgen«, behauptet Stonn.
»Glaubst du denn, die haben Kanonen?«
»Wir müssen auch nicht zum Club gehen«, sagt Spano. »wir können ja auch herausfinden, wo er wohnt.«
Aiahs Wut kocht über, und sie erklärt ihnen, wie dumm sie sind – aber das bestärkt sie eher in ihrem Gefühl, sie wären auf dem richtigen
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