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Plasma City

Plasma City

Titel: Plasma City Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Walter Jon Williams
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Kurs.
    »Was sollen wir denn sonst machen?«, fragt Spano. »Die haben immerhin meinen Bruder halb tot geschlagen.«
    »Also gut«, sagt Aiah. Sie steht auf. »Also gut. Aber unternehmt nichts, bis ihr etwas von mir gehört habt. Absolut nichts .« Sie sieht Esmon scharf an. »Versprochen?«
    »Was willst du machen?«, fragt er.
    »Ich werde mich darum kümmern«, sagt sie wütend.
     
    Drogendealer verurteilt!
    Todesstrafe für unbeschreibliche
    Verbrechen!
    Lasst der Gerechtigkeit ihren Lauf!
     
    Die Wut verraucht ungefähr auf halbem Wege zum Terminal und weicht der Angst um ihre Verwandten. Was soll sie jetzt tun? Dies ist keine Situation, in der sie einfach improvisieren und hoffen kann, irgendwie durchzukommen. Und wenn die Operation sie womöglich sogar bis zur Fabrik beschatten kann, dann muss Constantine sich von seinem Plan verabschieden.
    Als sie in der Garakh Station in der Nähe des Terminals aus dem Wagen der New Central Line steigt, ist der Umriss eines Plans herangereift. Als sie im Schildlicht die Treppe zum Ausgang der Station hinaufsteigt, schiebt sie sich die Haare nach vorn und setzt eine Schildbrille auf. Mit etwas Glück wird man die Barkazil-Geschäftsfrau in grauem Kostüm mit den Rüschen nicht mit dem Barkazil-Mädchen im gelben Overall in Verbindung bringen, das vor ein paar Wochen einem Einwohner das Gesicht gegrillt hat.
    Von einem öffentlichen Telefon aus ruft sie Constantines Ausweichnummer an und spricht eine Nachricht aufs Band, dass sie nicht von der Arbeit abgeholt werden muss. Constantines Mitarbeiter, die inzwischen an ihre Gegenwart gewöhnt sind, lassen sie in die Fabrik, als sie anklopft, und kümmern sich sofort wieder um ihre Arbeit.
    Die letzten Lektionen hat Aiah hier in der Halle bekommen, denn das Plasma ist kostenlos, auch wenn die Ausrüstung eher primitiv zu nennen ist. Es sind noch keine richtigen Steuerpulte eingerichtet, doch die ersten improvisierten Verbindungen zur Quelle sind bereits geschaltet. Aiah wischt den Staub von einem billigen Bürodrehstuhl und setzt sich. Die Bedienungselemente bestehen im Augenblick nur aus einem zurechtgesägten Plastikbrett, auf dem mit weißem Klebeband einige Regler und Anzeigen befestigt sind. Aiah rückt den Stuhl zurecht und nimmt den verstaubten Kupfergriff des Handsenders, der seit ihrer letzten Lektion hier liegt.
    Ihr Mund ist trocken. Irgendwo in der Fabrikhalle kreischt eine Kreissäge. Vielleicht, denkt sie, sollte sie Constantine einweihen und ihn um Hilfe und Unterstützung bitten.
    Nein, denkt sie. Das ist nicht seine Aufgabe. Er bezahlt mich für mein Wissen und nicht, um sich von mir in diese elenden Familienangelegenheiten hineinziehen zu lassen.
    Also los, denkt sie. Mach es sofort, bevor du es dir anders überlegst.
    Sie nimmt die Halskette mit dem Trigramm ab und legt es vor sich auf den Tisch, dann schiebt sie den Handsender in die Buchse. Mit einer Art geistigem Knacken wird die Energie aufgeschaltet und tost durch ihre Sinne. Sofort verändert sich die Wahrnehmung, als wäre sie vorher halb blind gewesen und könnte erst jetzt richtig sehen, als würde sie erst jetzt die Struktur der Realität wirklich verstehen, die Energie, die im Herzen aller Dinge ruht …
    Tausend Engel der Kraft singen in Aiahs Kopf. Sie baut eine Anima auf und springt aus dem Gebäude heraus, um unter dem hellen Schildlicht nach Old Shorings zu fliegen und von dort aus weiter zum Dritten Bezirk, der benachbarten Jaspeeri-Wohngegend.
    Guvag, denkt Aiah. Er treibt sich oft im Shade Club an der Elbar Avenue herum. Und für den Fall, dass er nicht da ist, hat sie seine Adresse und kann ihn zu Hause besuchen.
    Die Elbar Avenue ist eine trostlose kurze Straße, überragt von alten braunen Gebäuden, die mit großen Gerüsten verkleidet sind. Aiah versteht nicht, wie ein Club an diesem Ort das letzte Erdbeben überleben konnte. Der Shade Club ist ein ruhiges, diskretes Lokal, aber hinter der abgestoßenen schwarzen Farbe der Wände fühlt Aiah die Bronzeabschirmung, die den Club vor Angriffen schützen soll. Auch das mit Fliegendreck besudelte Fenster ist mit einem Bronzegitter gesichert.
    Die Energie heult in ihren Ohren und drängt sie, einfach auf den Club einzuschlagen und ihn mit einer einzigen gewaltigen Flamme auszuräuchern. Aber das wäre unmöglich, denn die Bronzeabschirmung würde ihre Anima aussaugen. Mit einer großen Willensanstrengung drückt Aiah die Speiseleitung unter die Erde, damit ihre Verbindung zur Fabrik nicht

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