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Plasma City

Plasma City

Titel: Plasma City Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Walter Jon Williams
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Wand hört Aiah seine tiefe Stimme, dann Soryas perlendes Lachen, dann wird es still.
    Sie schließt die Augen und stellt sich vor, wie sie mit Constantine in einem langen, schlanken Sportboot fährt, wie sie über ein endloses, silbern glänzendes Meer fährt, eine unendlich große, freie Wasserfläche vor sich, auf der sich das Licht spiegelt, wie sie einem blauen Horizont entgegefährt, wie er sonst nirgends auf der Welt existiert.
     
    ■ ■ ■
     
    Die Halogenscheinwerfer des Motorboots schlagen eine grelle Schneise in die Dunkelheit unter der Stadt Caraqui. Die Motoren dröhnen laut in der Betonhöhle. Aiah schmeckt den salzigen Wind.
    Die Metropolis von Caraqui liegt wie eine wuchernde Pflanze auf dem Wasser, ähnlich einer riesigen Seerose im Teich. Gewaltige Betonpfeiler, verbunden mit Trossen, die dicker sind als Baumstämme, sind in regelmäßigen Abständen ins offene Wasser gesetzt. Oben stehen Gebäude, die meisten Transportwege und Versorgungsleitungen laufen über Brücken. Auf den größeren Brücken leben Menschen und haben angebaut und umgebaut, bis man die Brücken kaum noch als das erkennen kann, was sie sind. Der Verkehr fließt hoch über dem Wasser und manchmal auch tief unter der Oberfläche.
    Es gibt hier breite Durchgangsstraßen auf dem Wasser – der größte Teil des Verkehrs bewegt sich offenbar in diesem Element. Aber die meisten Wasserwege sind schmal und dunkel, bedrängt und überschattet von den riesigen Pfeilern, von den überhängenden Gebäuden droben und von den überwucherten Brücken und Hochstraßen. Unrat dümpelt träge in den dunklen Fluten. Muscheln wachsen an den Pfeilern hoch, Eisenleitern führen hier und dort nach oben – vielleicht als Rettungsweg für die Unglücklichen gedacht, die in die verschmutzte Brühe fallen.
    Der Grenzübertritt von Barchab war kein Problem. Es gibt Hunderte solcher Wasserstraßen, und es ist unmöglich, sie alle zu überwachen.
    Vor ihnen erscheint ein heller Fleck, der langsam heranwächst. Das Boot schießt in einen breiten Kanal hinaus und biegt nach links ab. Gehorsam folgt ihnen das Boot der Leibwächter dichtauf. Das Wasser ist ein hellgrüner Teppich voller Algen, zwischen denen hier und dort Abfall treibt. Wasservögel, die anscheinend keine Federn, sondern Schuppen haben, paddeln hin und her. Die Uferstraßen zu beiden Seiten sind von Bäumen gesäumt. Wohntürme mit gläsernen Außenwänden und Tempel erheben sich neben dem Kanal. Offensichtlich ein wohlhabendes Viertel. Nur wenige Menschen sind auf den Straßen unterwegs, auf dem Wasser ist außer einigen kleinen Booten kein Verkehr zu sehen.
    »Das ist der Kanal der Märtyrer«, erklärt Constantine. »Die Flieger haben hier früher die Dalaviten verschnürt ins Wasser geworfen.«
    Aiah steht im Boot und lässt sich über die Windschutzscheibe hinweg den Wind ins Gesicht wehen. Sie sieht sich nach dem berühmten Luftpalast um, kann ihn aber nirgends entdecken. Constantine steht neben ihr, den Kragen der blauen Jacke als Windschutz hochgeklappt. Das schwarze Profil hebt sich wie ein Scherenschnitt vor dem Himmel ab, die Hände hat er aufs Steuer gelegt, um das Boot mit leichten, mühelosen Bewegungen zu lenken. Dennoch wirkt er angespannt, als würde er jede Bewegung des Bootes auf dem Wasser innerlich nachvollziehen, jeden Ruck und jeden Übergang von einem Wasserweg in den nächsten. Die Schule von Radritha, denkt sie, hat trotz seines Spotts ihre Spuren hinterlassen und ihm die Möglichkeit eröffnet, alles, was er tut, mit der immer gleichen Intensität und Aufmerksamkeit anzupacken.
    Oder vielleicht liegt es auch daran, dass er zu lange und zu oft dem Plasma ausgesetzt war. Wer weiß?
    Über ihnen taucht Kherzakis finsteres Gesicht am Himmel auf. Schon wieder Reklame für Die Herren der Neuen Stadt.
    Constantine nimmt die Geschwindigkeit zurück und beobachtet die verblichenen Zahlen an den riesigen Pontons, die vom Rost zerfressenen Schilder, die unter niedrigen Brücken hängen. Dann findet er, was er gesucht hat und biegt nach rechts in einen kühlen, schmalen Seitenarm ein, ins hiesige Gegenstück einer dunklen Gasse und eines Hinterhofs. Schwalben fliegen aus den Nestern auf, die sie zwischen den Trägern und Streben gebaut haben. Constantine fährt langsam weiter, immer noch sucht er mithilfe der Halogenlampen das Ufer ab, um sich zu orientieren. Der Schild ist über ihnen nur noch ein schmaler heller Streifen wie eine ferne Leuchtstoffröhre. Der Motor dröhnt

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