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Plasma City

Plasma City

Titel: Plasma City Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Walter Jon Williams
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Leid, dass ich Sie so lange warten lassen musste«, sagt er. »Ich hätte daran denken sollen, Ihnen von einem der Wächter die Sehenswürdigkeiten zeigen zu lassen.« Er bemerkt die leere Weinflasche und das verschmierte Glas, und seine Augen funkeln amüsiert. »Falls der Wein unangenehme Nachwirkungen haben sollte, schlage ich ein wenig Plasma nach dem Aufwachen vor, dann fühlen Sie sich sicher wieder wie neu.«
    »Vermutlich würde ich eine ganze Menge brauchen.«
    Aiah langt nach der Fernbedienung und schaltet das Video aus. »Ich habe nicht damit gerechnet, dass auch Sorya hier ist.«
    »Wir sind getrennt gereist, das war sicherer. Beim Abendessen wollte ich Sie deshalb nicht dabeihaben, weil Geymard Sie sonst mit mir in Verbindung gebracht hätte.«
    Sie blinzelt unsicher. »Wer sollte sich schon für mich interessieren?«
    »Das spielt im Augenblick keine Rolle. Aber Sie wären für den Rest Ihres Lebens ein mögliches Ziel für Erpressungen gewesen.«
    Eher wollte er wohl vermeiden, dass sie das Gespräch über Flughäfen, den Palast des Metropoliten und andere Ziele verfolgte, aber sie kann immerhin anerkennen, dass Constantine sich eine überzeugende, galante Ausrede hat einfallen lassen. Sie setzt sich aufs Bett, streicht ihren Rock zurecht und schaut auf.
    »Metropolit«, sagt sie, »warum bin ich hier?«
    »Ich bin gekommen, um es Ihnen zu erklären. Darf ich mich setzen?«
    Sie nickt, als wäre sie Meldurne, die in einem Chromoplay eine großmütige Gastgeberin gibt. Er zupft an den Knien seiner knallengen Hosen herum und setzt sich auf die dunkelrote Bettdecke. Sie riecht sein Haaröl trotz des Lavendels, den jemand auf die Bettlaken gesprüht hat.
    »Morgen werde ich Sie bitten, mich auf einen Ausflug über die Grenze nach Caraqui zu begleiten.«
    Sie weiß bisher nur, dass in Caraqui der berühmte Luftpalast steht. »Und dort werden wir tauchen?«, fragt sie.
    »Ich möchte Ihnen einige Plasmaverbindungen zeigen, die jenen ähnlich sind, die ich …« Er zuckt die Achseln, um die letzten Skrupel abzuschütteln. »Die ich zerstören oder außer Gefecht setzen muss. Vorzugsweise sollen sie nur vorübergehend unterbrochen werden. Es handelt sich um Unterwasserkabel, die einander mehr oder weniger ähnlich sind. Beim eigentlichen Ziel – es ist nicht Caraqui – führen sie zu einer Kampfplattform, die wir von der Versorgung abschneiden möchten. Im Kern liegen gebündelte Stahlkabel – einhundertvierundsechzig, um es genau zu sagen –, die mit verschweißten Keramikplatten geschützt sind. Außerdem sind sie von mehreren Schichten Plastik umgeben und an der Außenseite noch einmal mit einem Bronzekollektor verkleidet.«
    Aiah muss lachen. »Und was soll ich Ihrer Ansicht nach damit tun?«
    »Sie sollen mir alles sagen, was Ihnen dazu einfällt.«
    Wieder muss Aiah lachen. Sie lässt sich in ihr Nest aus Kissen fallen. Constantine bleibt völlig ernst.
    »Die übliche Methode, diese Kabel anzugehen, besteht darin, einen Ring aus Plastiksprengstoff um sie zu legen und zu zünden. Aber das ist vielleicht nicht möglich und es funktioniert auch nicht immer. Außerdem gibt es am Ziel mehr als vierzig solcher Kabel, damit bei Ausfällen sofort umgeschaltet werden kann, und über der Wasseroberfläche wird über Brücken mit normalen Leitungen sogar noch mehr Plasma übertragen.«
    Aiah schüttelt sich vor Lachen. »Warum machen wir uns dann überhaupt die Mühe?«
    »Weil die Alternative ein Überraschungsangriff gegen die Plattform mit allen unseren Kräften wäre. Dabei würden Hunderte oder gar Tausende von Menschen sterben, die ich eigentlich nicht so gern zum Schild schicken würde.«
    Aiahs Lachen erstirbt, kaltes Schweigen senkt sich über den Raum. Sie setzt sich kopfschüttelnd auf. Nein, das ist nichts, worüber man so einfach lachen kann, denkt sie. »Also gut, Metropolit«, erklärt sie. »Ich werde tun was ich kann.«
    »Danke, Miss Aiah.« Constantine nimmt ihre Hand, beugt sich vor und küsst sie auf die Lippen. Sie sieht ihn an, der Wein brennt auf ihren Wangen. Er steht auf.
    »Wir sehen uns dann morgen«, sagt er. »Zum Frühstück auf der Terrasse?«
    »Gern.«
    Geschmeidig geht er zur Tür und drückt die Türklinke herunter. »Sind Sie schon einmal mit einem Motorboot gefahren?«, fragt er.
    »Ich bin noch nie mit irgendeinem Boot gefahren.«
    »Ich glaube, es wird Ihnen gefallen. Schlafen Sie gut.«
    »Danke, Metropolit.«
    Constantine schließt hinter sich leise die Tür. Durch die

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