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Plasma City

Plasma City

Titel: Plasma City Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Walter Jon Williams
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zwischen den Betonwänden.
    Ein paar Sekunden später bremst Constantine das Boot weiter ab. Über ihnen ist jetzt überhaupt kein Licht mehr zu sehen. Die Pontons scheinen über ihnen zu einer Art Floß zusammengewachsen zu sein. Constantine schaltet die Unterwasser-Scheinwerfer ein. Das Boot schwankt kurz, wird noch etwas langsamer und treibt zu einem der Pontons. Das Wasser verwandelt sich im hellen Licht in eine milchig-trübe Brühe. Constantine springt aufs Vorderdeck, schnappt sich ein aufgerolltes Tau und bindet das Boot an einer der Leitern fest, die in regelmäßigen Abständen angebracht sind. Das Boot der Leibwächter kommt, vom Motor angetrieben, langsam heran und wird ebenfalls festgemacht.
    »Setzt den Schlitten ins Wasser«, befiehlt Constantine den Leibwächtern. Dann wendet er sich an Aiah. »Wir sollten uns bereit machen.«
    Die Leibwächter schieben den großen Unterwasserschlitten vom Heck ihres Bootes. Mit einem lauten Platschen prallt das Gefährt ins Wasser. Aiah zieht sich den Pullover und die weiten Wollhosen aus.
    »Wir haben es so berechnet, dass wir bei Ebbe hier beginnen können«, erklärt Constantine. »Bei Flut gibt es Strömungen und Strudel … die Strömungen sind wegen der Pontons unberechenbar. Manchmal benutzen die Einwohner hier auch Surfbretter.«
    »Ich habe das einmal im Video gesehen«, erklärt Aiah. Es war in der Sendung Seltsame Welt, die sie als Kind immer gern gesehen hat.
    Gezeiten sind ein Beweis für ein Universum außerhalb des Schildes. So hat Aiah es in der Schule gelernt. Denn früher war der Himmel oft dunkel. Es gab dort zwei auffällige Leuchtkörper, einer hieß Sonne, der andere Mond, und beide haben geleuchtet oder wurden so angestrahlt, damit der Himmel hell wurde. Genau wie die Plasmareklame, die von einem Punkt außerhalb der Atmosphäre hereinstrahlt. Die Schwerkraft dieser Körper war für die Gezeiten verantwortlich, deshalb konnten sie nicht aus Plasma bestanden haben, sondern aus Materie, weil Plasma keine Schwerkraft entwickeln kann. Aiah hatte sich die Himmelskörper immer als riesige, zu Kreisen geformte Neonröhren vorgestellt.
    Jetzt ist der Schild dazwischen und man kann sie nicht mehr sehen, aber Sonne und Mond sind angeblich immer noch dort draußen und verursachen die Gezeiten. Soweit man es sagen kann, ist die Schwerkraft die einzige Kraft, die den Schild zu durchdringen vermag.
    Aiah ist bereit, an die Existenz einer Sonne und eines Mondes zu glauben, die älter sind als der Schild und die noch irgendwo da draußen am Himmel stehen, aber einige andere Überlieferungen aus der prämetropolitischen Welt sind wirklich schwer zu schlucken. Beispielsweise sagt man, dass auf irgendeine Weise verschiedene Teile der Welt in unterschiedlichen Zeiten existierten. Das kann Aiah nun überhaupt mehr nicht begreifen. Wie kann man sich in die Zukunft oder in die Vergangenheit bewegen, indem man von einem Teil der Welt in einen anderen umzieht? Und wenn man schon von der Gegenwart in die Vergangenheit reisen kann, indem man den Standort wechselt, beispielsweise von Jaspeer nach Caraqui, dann müsste es doch auch möglich sein, in der Zeit zurückzugehen und etwas zu verändern. Irgendwie passt das alles nicht zusammen …
    Die feuchte Kälte verursacht unter dem Badeanzug eine Gänsehaut. Frierend zieht Aiah den unförmigen Tauchanzug an. Der Schaumstoff klebt auf der Haut wie ein feuchtes Handtuch und behindert sie bei jeder Bewegung. Trotz der Kälte spürt sie ein paar Schweißtropfen auf der Stirn. Als sie die Jacke bis zum Kinn schließt, kommt sie sich vor wie eine versandfertig verpackte Ware.
    »Gegrüßt sei der wundervolle, unsterbliche Metropolit Constantine.«
    Aiahs Nackenhaare sträuben sich, als sie die körperlose Stimme draußen hört. Der erste Vokal in Constantines Namen wurde beim Einatmen als Klicken ausgesprochen.
    Constantine geht zum Heck und schaut über die Reling. Sein Oberkörper ist nackt, der Tauchanzug erst bis zur Hüfte hochgezogen. Dennoch bewegt er sich mit einer eigenartigen Würde.
    »Glücklich schätze ich mich, Prinz Aranax«, erwidert er. »Gnädig und wohlwollend zeigen Sie sich, indem Sie sich herablassen, persönlich und ohne Gesandten mit mir zu sprechen.«
    Hinter dem Boot ist ein Platschen zu hören. Diese Stimme, denkt Aiah, kann unmöglich einem Menschen gehören. »Es ist besser, wenn man sich um gewisse Dinge persönlich kümmert«, antwortet die Stimme. »Nur so ist es möglich, manchhes auf die

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