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Plasma City

Plasma City

Titel: Plasma City Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Walter Jon Williams
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Ferne.
    »Es sind aktive Vulkane«, erklärt Constantine. »Vor vierzig Jahren ist Chukmarkh, das ist der südliche Gipfel, ausgebrochen und hat fünfzigtausend Menschen getötet.«
    »Baut man deshalb nicht bis zu den Gipfeln hinauf?« Es scheint eine Schande, so viel Plasma zu vergeuden.
    »Es ist zu gefährlich.«
    »Ich wundere mich, dass die Menschen nicht trotzdem dort siedeln.« Die Menschen sind wie eine Sturmflut, das weiß sie genau. Sie ergießen sich in jeden freien Raum, bis sie mit Gewalt aufgehalten werden.
    »Wahrscheinlich tun es sogar ein paar«, erklärt Constantine, »aber es ist sehr aufwändig, in dieser Höhe und bei diesen extremen Temperaturen eine größere Einwohnerschaft zu versorgen.«
    Aufzüge befördern sie nach oben, eine kleine Armee dienstbarer Geister geleitet sie zu ihrer Suite. Überall Silber, Schwarz und Spiegel. Sorya, die ein hellgrünes Kleid trägt, erwartet sie schon. Das Kleid bildet einen erstaunlichen Kontrast zum Hintergrund. Aiah hat nicht damit gerechnet, die Frau hier zu treffen.
    Sorya ist ständig in Bewegung, das Halstuch aus heller Gaze und die blond gesträhnten Haare flattern, goldene Energiesymbole klimpern munter am Gürtel, als sie zu Constantine kommt, die Arme um seinen Hals schlingt und ihn herzhaft küsst.
    Momo und Bobo haben sich wieder eingekriegt, denkt Aiah. Sie weiß selbst nicht genau, warum sie so gereizt reagiert.
    »Geymard hat zugesagt«, berichtet Sorya mit triumphierendem Grinsen. »Aber du musst trotzdem noch mit ihm reden.«
    Constantine denkt einen Augenblick nach. »Das ist gut. Ist er noch hier?«
    »Ich kann jederzeit ein Treffen arrangieren.«
    »Und Drumbeth?«
    Soryas Augenbrauen treffen sich über der Nasenwurzel. »Er kann die Grenze passieren und kommen, aber es muss vorsichtig geschehen.«
    »Ich will mich zuerst mit Aiah umsehen«, erwidert Constantine. »Dann habe ich ihm wenigstens etwas zu erzählen.«
    Sorya wirft einen kurzen Blick zu Aiah, gerade lange genug, um sie mit einem Nicken zu begrüßen, dann wendet sie sich wieder an Constantine. Sie nimmt seine Hand und zieht ihn mit. »Ich muss dir noch etwas über Geymard erzählen«, sagt sie. »Ich musste auf eine bestimmte Weise vorgehen, und du darfst nicht davon abweichen.«
    Aiah bleibt an der Tür stehen, einen Augenblick unschlüssig, was sie inzwischen tun soll. Schließlich weist ihr einer der Helfer ihr Zimmer zu. Es hat sogar eine eigene Terrasse – ein Vorteil, der sich aus der hohen, schmalen Bauweise des Hotelturms ergibt –, auf der duftende Orangenbäume in Kübeln wachsen. Dahinter kann sie die Vulkane erkennen.
    Sie vermisst den gelassenen, beruhigenden Martinus. Aber Martinus ist zu auffällig und würde die Aufmerksamkeit unnötig auf Constantine lenken. Er musste in Jaspeer zurückbleiben.
    In der folgenden Schicht speist Aiah allein auf ihrer Terrasse. Elegantes Porzellan, auf einer weißen Decke arrangiert, wird von einem Angestellten auf einem kleinen Servierwagen hereingerollt. In den goldenen Verzierungen des Porzellans spiegeln sich die fliegenden Plasmareklamen. Für Die Herren der Neuen Stadt wird hier ebenso intensiv geworben wie in Jaspeer, denkt Aiah. Constantine und Sorya essen mit Geymard, einem großen Mann mit kurz geschnittenem Haar, der trotz Zivilkleidung den Eindruck macht, er käme geradewegs von der Timokratie von Garshab. Aiah pickt verdrossen in ihrem Essen herum und trinkt eine halbe Flasche Wein. Der nach Orangen duftende Wind spielt mit ihrem Haar. Schließlich steht sie auf und lehnt sich ans Aluminiumgeländer der Terrasse, um die glühenden Gipfel der Vulkane und die Dächer der umliegenden Gebäude zu betrachten. In der Ferne funkelt ein Luftschiff im Schildlicht. Auf einem Dach in der Nähe ist mit blauem Schaumstoff eine Bahn ausgelegt, auf der ein Mann in blauem und weißem Sportzeug pflichtschuldigst und ohne Begeisterung seine Runden dreht. Er sieht nicht einmal zu den Vulkanen hinüber.
    Vor ihr zieht etwas über den Himmel. Aiahs Herz macht einen Satz, als sie erkennt, dass es ein Flieger ist, ein geflügelter Mensch. Er schwebt vorbei, eine schwarze Silhouette vor dem Schild, faltet auf einmal die Schwingen zusammen und stößt wie ein Falke herab, einem unbekannten Ziel entgegen. Aiah wartet eine Weile, aber er taucht nicht wieder auf.
    Aiah kehrt ins Zimmer zurück, streicht mit der Hand über die Tagesdecke aus blauem Samt, die noch auf dem Bett liegt, betrachtet sich selbst in den rautenförmigen Spiegeln,

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