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Plasma City

Plasma City

Titel: Plasma City Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Walter Jon Williams
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die in die Wände eingelassen sind. Sie sieht aus, als wäre sie zu einem Abend voller Vergnügungen bereit. Zu dumm, dass sie nicht weiß, wohin sie gehen könnte. Sie weiß nicht einmal, warum sie überhaupt hier ist.
    Es gibt eine Verbindungstür zu Constantines Zimmer, drüben hört sie leise Stimmen. Auch dort gibt es eine Terrasse, aber die Leute drüben haben im Zimmer gegessen, wo sie schwerer zu belauschen sind.
    Aiah fragt sich, ob sie einer der Lauscher sein könnte, vor denen Constantine sich zu schützen sucht. Der Alkohol macht sie etwas benommen.
    Sie legt die Hand auf die Türklinke.
    Sie weiß, dass es gefährlich ist, leckt sich nervös die Lippen. Aber warum eigentlich nicht?, denkt sie dann und drückt die Türklinke vorsichtig hinunter. Sie zieht die Tür auf, bis sie durch den Spalt die silberne und schwarze Ausstattung des Nachbarzimmers sehen kann. Weniger als fünf Schritte entfernt sitzen Geymard, Sorya und Constantine am Tisch. Aiah drückt das Ohr an den winzigen Schlitz.
    »Der Flughafen ist nicht wichtig«, erklärt Geymard gerade. Aiah kann seinen Hinterkopf, ein Ohr und ein Stück vom Wangenknochen erkennen. Er spricht mit einem zähen Akzent, den Aiah nicht recht einordnen kann. »Dort werden keine Verstärkungen landen, weil die wichtigen Einheiten in der Nähe des Palasts und des Metropoliten stationiert sind.«
    »Der Flughafen ist wichtig«, erwidert Constantine ruhig, »weil wir verhindern wollen, dass die Menschen verschwinden.« Aiah kann sein Profil sehen. Sein Gesicht und sein Körper verdecken Sorya, die hinter ihm sitzt.
    »Außerdem«, fährt Constantine fort, »ist es wichtig, allen deutlich zu machen, dass man die Transportwege beherrscht.«
    »Das ist eine Vergeudung von Kräften, die man anderswo besser einsetzen könnte.«
    »Um einen Flughafen zu kontrollieren, braucht man nicht viele Kräfte«, erwidert Constantine. »Sie müssen nur ein paar Fahrzeuge auf den Landebahnen abstellen. Ein paar Scharfschützen in den benachbarten Gebäuden sorgen dafür, dass die Angestellten sie nicht wieder entfernen.«
    Er lehnt sich zurück, und Aiah zuckt ängstlich zusammen, als hinter ihm Sorya zum Vorschein kommt, die Aiah direkt anzuschauen scheint. Aber Sorya ist entspannt, die Finger streicheln abwesend das Weinglas. Sie hat Aiah offenbar nicht bemerkt.
    Noch nicht. Leise und sehr vorsichtig schließt Aiah die Tür und zieht sich zurück.
    Natürlich passiert nichts. Als ob jetzt jemand mit einer Pistole hereingestürmt käme.
    Aiah streift die Schuhe ab, verstellt die Polarisation der Fenster, bis es völlig dunkel ist, und baut sich auf dem Bett aus den Kissen ein Nest. Sie legt sich hin und drückt auf die Fernbedienung der Videoanlage. Der ovale Bildschirm wird hell, und sie sieht ein Drama über eine Sängerin, die sich nach oben kämpfen will, wobei sie sich jedoch mit der Operation herumschlagen muss, die auf den Verlauf ihrer Karriere Einfluss nehmen will.
    Es ist absurd. Die könnten ihr doch einfach das Gesicht mit dem Rasiermesser verschandeln, damit sie den anderen als warnendes Beispiel dient. Dort, wo sie hergekommen ist, gibt es jede Menge Sängerinnen.
    Der Flughafen. Aiah flüstert das Wort.
    Constantine hat also anscheinend eine ganze Metropolis im Auge. Warum sonst sollte er darüber nachdenken, einen Flughafen zu besetzen? Und nicht für sich selbst, sondern damit die Leute nicht fliehen können?
    Schon wieder Cheloki? Will er seine alte Heimat mit Gewalt zurückerobern?
    Nein, das ist Unsinn. Cheloki liegt auf der anderen Seite der Welt, warum sollte er die Verschwörung ausgerechnet hier planen? Warum sollte er Aiah eine Ausbildung mit Tauchgerät verschaffen und sie unter falschem Namen in eine ganz andere Metropolis schaffen?
    Nein, beschließt sie, das verlangt nach einer eingehenden Analyse.
    Sie steht auf und holt das Glas und die Flasche vom Tisch.
    Vielleicht hilft der restliche Wein beim Denken.
     
    ■ ■ ■
     
    Das Video schnattert vor sich hin, und Aiah überhört das erste Klopfen. Als es noch einmal klopft, kommt sie zu schnell hoch, und der Wein, den sie getrunken hat, schwappt in ihrem Schädel herum. Sie fährt sich mit den Fingern durchs Haar, holt tief Luft, um die Benommenheit abzuschütteln und sagt: »Herein.«
    Es ist Constantine, immer noch in neutraler Geschäftskleidung. Vielleicht zu Ehren seines Gastes ist das Jackett einem militärischen Schnitt nachempfunden, auch wenn es keinerlei Rangabzeichen trägt. »Es tut mir

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