Plasma City
vorbeizieht. Der Delphin.
Constantine sieht sie an. »Klettern Sie an Bord«, sagt er, »wenn Sie so weit sind.«
Aiah ist der Ansicht, dass sie mehr als bereit ist. Sie schwimmt zum Schlitten und zieht sich neben Constantine auf das Netz, das zwischen den Motoren ausgespannt ist. Solange sie sich auf dem Schlitten befindet, kann sie die Luftversorgung des Fahrzeugs in Anspruch nehmen. Komprimierte Luft entweicht zischend, als sie ein Atemventil des Schlittens verstellt und sich in den Mund schiebt. Salzwasser benetzt beim ersten Atemzug ihren Gaumen.
»Lassen Sie die Luft aus Ihrem Gürtel«, sagt Constantine. »Wir lassen uns vom Schlitten tragen.«
Aiah nickt und tastet mit ungeschickten Fingern, die in dicken Handschuhen stecken, nach dem Ventil, das die Luft aus ihrem Ballastgürtel entweichen lässt. Constantine legt seine Maske und den Atemregler an, säubert sich die Ohren und lässt den Schlitten sinken. Die entweichende Luft zischt laut in der dunklen, nassen Höhle.
Der Delphin taucht kurz auf, stößt schnaubend Atemluft aus und starrt die Menschen aus kleinen Augen an, bevor er wieder verschwindet.
Das Wasser blubbert und spritzt Aiah ins Gesicht, sie bekommt Platzangst. Sie kneift sich die Nase zu und versucht, das Wasser aus den Ohren zu bekommen.
Unter Wasser schweben sie in einer fahlgrünen Welt. Die von Muscheln überwucherten Pontons erstrecken sich unter ihr bis tief hinab in die Dunkelheit. Aranax schwimmt in den Lichtkegel hinein und wieder heraus, der bleiche, verwachsene Körper ist hier in seinem Element. Auf dem Rücken hat er eine Flosse, die Aiah noch nicht bemerkt hat, und er trägt ein enges Geschirr mit stromlinienförmig angesetzten Taschen, die seine Bewegungen nicht behindern.
Der Schlitten sinkt langsam hinunter. Der Bug kippt nach vorn, und die Scheinwerfer schneiden einen hellen, leeren Tunnel ins Dunkel. Ein grünlicher Schein wie von einem Radarschirm geht von der Steuerkonsole aus. Aiah hat nichts zu tun, sie kann nur zuschauen und sich immer wieder die Ohren durchpusten. Das rechte Ohr scheint verstopft, der Schmerz nimmt zu, während der Schlitten tiefer sinkt. Aiah beißt fest auf ihr Mundstück und schluckt und mit einem quietschenden Geräusch, als würde die Luft aus einem Luftballon gelassen, gleicht sich im Mittelohr der Druck aus.
Als Constantine die Motoren des Schlittens startet, gibt es einen harten Ruck, der Aiah durch den ganzen Körper fährt, dass ihr fast die Knochen klappern. Sobald der Schlitten den Bereich verlässt, der von den Scheinwerfern der Motorboote ausgeleuchtet ist, wird es stockfinster. Aranax huscht vorbei, bewegt die langen, gekrümmten Füße im Gleichtakt und treibt den verwachsenen Körper durchs Wasser. Constantine folgt ihm.
Wieder bekommt sie Platzangst, und der Druck in den Ohren scheint sich auf den ganzen Schädel auszudehnen, als der Schlitten unter den flachen Boden eines riesigen Pontons von Caraqui taucht. Trotz der surrenden Motoren des Schlittens kann Aiah die Maschinengeräusche anderer Wasserfahrzeuge hören. Der Ponton leitet den Schall und es kommt ihr vor, als wären die Boote direkt über ihnen. Es ist ein Gewirr von Geräuschen, in dem Aiah das Brummen der großen und das Kreischen der kleineren Motoren ausmachen kann, hin und wieder auch ein metallisches Klirren, das wie ein ferner Gongschlag durchs Wasser hallt. Im Licht sieht Aiah jetzt Luken, Gitter und Einlassöffnungen. Und überall aquatische Lebensformen, die blau oder grau scheinen, bis sie von den Scheinwerfern des Schlittens erfasst werden. Dann flammen ihre Farben auf: Rot und Gelb, strahlendes, helles Grün.
Die Minuten vergehen, und Aiah entspannt sich nach und nach. Beinahe genießt sie jetzt die fremdartige Umgebung. Bleiche Fische schwimmen vor den Scheinwerfern des Schlittens hin und her. Über ihnen ziehen die mächtigen, dunklen Unterteile der Pontons vorbei. Aranax eilt zur Oberfläche, um Luft zu holen, kehrt rasch zurück und übernimmt wieder die Führung.
Vor ihnen wird das Wasser heller, von oben dringt Schildlicht ein. Der Schlitten wird langsamer. Als er unter dem letzten Ponton hindurch ist, lässt Constantine Luft in die Auftriebstanks strömen, und sie steigen auf. Aiah sieht nach oben und versucht, hinter den vorspringenden Kanten ihrer Maske etwas zu erkennen. Das Wasser ist hier trüb, grün und voller Algen, die auf ihrer Zunge zu kleben scheinen und nach Kupfer schmecken.
Zuerst nur als riesiger dunkler Schatten zu sehen,
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