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Plasma

Plasma

Titel: Plasma Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jeff Carlson
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geschehen. Er schwankte wie ein Matrose im Sturm, als er das Fahrzeug verließ und Wesner hinter sich her schleifte.
    Foshtomi half ihm etwa fünfzehn Meter weit, so gut es ging. Quer über ihre Wange verlief ein tiefer Schnitt, ihre Haare waren mit Blut verklebt, und sie keuchte vor Anstrengung, aber sie hatte die Arme um Wesners Rücken geschlungen und ließ nicht los.
    Zu seiner Linken sah Cam mehr Leute, halb im Licht, halb verdeckt von Qualm. Freunde? Feinde? Ruth, dachte er. Ihr Name glich einer kleinen, kühlen Höhle im Zentrum seiner Panik. Er verlangsamte seine Schritte, um in Richtung dieser Kühle zu laufen.
    Foshtomi brachte ihn zu Fall. Foshtomi stieß mit ihrem Stiefel gegen seinen Knöchel, und sie stürzten zu dritt hinter einen Granitbuckel, als die Riesen wieder auf die Fahrzeuge einschlugen. Der Lärm war gewaltig. Cam presste ohne nachzudenken beide Hände über die Ohren und versuchte das Überschallgebrüll abzublocken. Vergeblich.
    Die Nässe auf seiner Handfläche erinnerte ihn wieder an Wesner. Er wollte sich schon aufrichten, um erneut Druck auf die verletzte Schlagader auszuüben, aber Craig Wesner lag tot neben ihm, mit schlaffen Zügen und Sand in den Augen.
    Foshtomis Stimme klang wie aus weiter Ferne. »Feuerpause!«, rief sie. »Okay?« Sie kam ganz nahe an ihn heran, und Cam beobachtete ihre Lippen, als sie die Worte wiederholte. »Wir rennen los, in der nächsten Feuerpause!«
    »Nein!« Selbst seine eigene Stimme klang wie weit entfernt. Cam keuchte, als er plötzlich einen stechenden Schmerz in der linken Seite spürte. Eine gebrochene Rippe vielleicht. »Wir müssen Ruth finden!«
    »Wir können ihr nicht helfen!«
    Cam schüttelte den Kopf und drehte ihn mühsam, ohne den Körper mehr als unbedingt nötig aufzurichten. Er hatte keine Flugzeuge gesehen oder gehört, aber der Wind trieb dunkle Schleier aus Staub und Rauch über den Himmel.
    »Die Jeeps!«, schrie Foshtomi. »Sie bombardieren die Jeeps, nicht uns! Wir müssen …«
    Aber die Riesen wirbelten plötzlich davon und sprangen quer über die Bergflanke. Ein halbes Dutzend Feuerbälle rissen aufs Geratewohl, wie es schien, Löcher in das Grün, während sie sich südwärts den Berg hinunterbewegten. Auf Verfolgungsjagd? Cam wusste durch Gespräche mit den Rangern, dass sich moderne Gefechte oft über viele Meilen erstreckten, wobei Panzer und Kanonen eine beachtliche Präzision aufwiesen. Die Jeeps waren wohl von einem Kundschafter, einem Aufklärungsflugzeug oder einem Satelliten entdeckt worden. Irgendwo gab die chinesische Artillerie ein paar Koordinaten ein und feuerte Granaten auf ein Ziel ab, das sie nicht sehen konnte.
    Es ergab sich keine Möglichkeit zu einem Gegenangriff. Sie konnten nur per Funk Hilfe anfordern. Foshtomi hatte recht, dass sie wegmussten, möglichst weit weg aus dem Fadenkreuz. Aber die Chinesen schienen jetzt in einer Art Aufräumaktion die gesamte Bergflanke zu bombardieren. Wenn sie losrannten, konnten sie sich in Sicherheit bringen – oder in die nächste Salve geraten.
    Cam entschied, den Hang nicht ohne Ruth zu verlassen. Der Gedanke verscheuchte die Panik, und er riskierte erneut einen Blick nach vorn.
    Es war der erste Jeep, der sich überschlagen hatte. Der Treffer hatte ein Rad gesprengt und die Achse herausgerissen. Ein Toter lag draußen, ein Mann in einer dunklen Blutlache. Der zweite Jeep, Ruths Jeep, war in das umgekippte Fahrzeug gekracht. Aber er wirkte verlassen. Sie hatte sich ins Freie gerettet .
    Sie muss sich ins Freie gerettet haben, dachte Cam. Doch die Riesen kamen zurück, langsamer diesmal. Die Explosionen tasteten sich den Hang entlang, schleuderten Unterholz und Felsblöcke mit mächtigen Erschütterungen in die Höhe. Cam presste sich flach an das Erdreich. Mit jedem Atemzug sog er auch Rauch ein. Dann waren die Einschläge vorbei. Er rappelte sich auf und rannte los.
    Er stürzte. Sein Gleichgewichtssinn war immer noch gestört, und er merkte, dass er sich nach links neigen musste, um die verletzte Rippe zu schonen. Der Boden war mit Erdklumpen und Felsbrocken übersät, die manchmal ein gewaltiges Ausmaß erreichten. Dann bäumte sich der Untergrund selbst auf. Cam war noch nicht richtig auf den Beinen, schaffte es jedoch, nicht auf die angeknackste Rippe zu fallen. Er rollte sich in einen Krater. In dem mit loser Erde gefüllten Loch kauerten bereits Estey und Goodrich.
    Estey versuchte eine Blutung am Unterarm seines Kumpels zu stillen und sah ihn gar nicht.

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