Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Plasma

Plasma

Titel: Plasma Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jeff Carlson
Vom Netzwerk:
Eskorte hatte jetzt trotz Deborahs höheren Ranges Estey, aber es war Deborah, die mit Goodrich und Cam zum zweiten Jeep ging und dafür sorgte, dass die Marines alles mitnahmen, was Ruth für ihre Arbeit brauchte.
    Sie hätten den Jeep benutzen können, um die Gefahrenzone zu verlassen – oder auch, um Somerset zu transportieren –, aber die Vorderachse war gebrochen und der Kühler hatte einen Riss. Ein Teil der Aufzeichnungen war Konfetti, und im Behälter mit den Proben klafften vier ausgefranste Löcher, durch die Blut sickerte. Doch Deborah bestand darauf, alles einzupacken und mitzunehmen. Erst danach kippte sie weg und sank einem der Marines in die Arme. Wie sich herausstellte, hatte sie eine hässliche, stark blutende Fleischwunde am Rücken.
    Ruth weinte ungehemmt. Cam drückte Foshtomi die Hand, bevor sie gingen, und die junge Frau nickte ihm knapp zu. Sie hatte die Namensschilder von Park und Wesner an sich genommen und beabsichtigte, die Freunde in einem der Krater zur letzten Ruhe zu betten. Cam befürchtete, dass sie in spätestens einem Tag auch Somerset begraben musste.
    Drei Männer transportierten Haie auf einer kurzen, breiten Trage, die aus einer Decke und zwei Gewehren bestand. Cam und Goodrich schleppten das Rastermikroskop. Andere Männer hatten kostbare Essensrationen und Ersatzkleidung aus ihren Rucksäcken geholt, um Platz für die Blutproben und die Aufzeichnungen zu schaffen. Ruth bestand darauf, allein zu gehen, aber sie war sehr blass und zog das verletzte Bein nach. Sie hatten keine fünfhundert Meter zurückgelegt, als zwei F-22 Raptors im Nordosten aufstiegen und in die Täler weit unter ihnen tauchten, um die chinesische Artillerie anzugreifen.
    Sein rechtes Ohr besserte sich. Das linke allerdings nicht, und der ungleich verteilte Schall beeinträchtigte weiterhin seinen Gleichgewichtssinn. Wiederjagte ein Kampfflugzeug über sie hinweg, und Cam vermochte es erst zu orten, als er sah, dass die anderen nach Osten blickten. Das machte ihm Angst.
    Sie schafften es, eine halbe Stunde ohne Unterbrechung zu marschieren, ehe Ruth und einer der Marines eine Rast einlegen mussten. Obwohl erst der halbe Vormittag vorbei war, rechnete Cam nicht damit, dass sie das gesicherte Gebiet vor Einbruch der Dunkelheit erreichen würden. Zu viele von ihnen waren verwundet. Und sie schleppten zu viel Ausrüstung mit. Aber nur Stunden später kamen ihnen zwei Lastwagen entgegen. Am Spätnachmittag passierten sie reihenweise Schanzen, Schützengräben und Natodraht.
    Die nach Westen gerichtete Bergflanke hatte zwar nicht gebrannt, als die Atombombe detonierte, war jedoch in den darauffolgenden Wochen zu einem Matsch zertrampelt worden, auf dem nichts mehr gedieh. Absperrungen umgaben die Hänge, so weit Cam blicken konnte, viele davon wurden durch Geschützstellungen, Militärfahrzeuge und Wracks verstärkt. Feindliche Flugzeuge und Artillerie hatten das Gebiet wiederholt beschossen. Einen fast ebenso großen Schaden hatten Tausende von amerikanischen Stiefeln sowie das Gewicht ihrer Lastwagen, Panzer und Bulldozer angerichtet.
    Die zerfurchte Erde stank nach Feuer und Moder. Das war ein Geruch, der sich noch verstärkte, als sie die Fahrwege entlang der Dämme benutzten. Überall sahen sie verdreckte Menschen, die mit Erdarbeiten beschäftigt waren oder herumstanden und etwas aßen. Sie hätten in einem vorindustriellen Zeitalter leben können. Lediglich die Radarschüsseln und Panzer passten nicht in das Bild.
    Endlich fuhren die Trucks in eine Fertighalle, die den Himmel aussperrte. Irgendwie war Ruth eingeschlafen. Cam versuchte sie gegen das Geschubse der Ranger und Marines zu schützen, die alle gleichzeitig aufstanden. Jedoch vergeblich. Ihre Augen weiteten sich vor Angst. Dann sah sie ihn und lächelte schwach. Cam legte eine Hand auf ihr Knie. Inzwischen hob ein Sanitäterteam Kevin Haie, der an einem traumatischen Schüttelfrost litt, aus dem Fahrzeug.
    »Platz da, Platz da!«, rief ein Mann und zwängte sich an den Sanitätern und Offizieren vorbei. Etwas an der hageren Gestalt kam Cam vertraut vor. Er hielt den Kopf schräg und starrte, halb benommen vor Erschöpfung, an den vielen Soldaten vorbei.
    Dann erkannte er Major Hernandez.

22
    Ruth kämpfte sich von der Lattenbank im hinteren Teil des Armeelasters hoch und verlagerte ihr Gewicht auf die steife, pulsierende Hüfte. »Vorsicht!«, sagte sie. »Bitte!«
    Sergeant Estey war mit dem Captain des Späher-Scharfschützen-Kommandos an die

Weitere Kostenlose Bücher