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Plasma

Plasma

Titel: Plasma Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jeff Carlson
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Heckklappe des Fahrzeugs getreten und redete eindringlich auf die unten versammelten Militärs ein. »Ich habe drei Mann draußen am Berg gelassen«, wiederholte Estey den wichtigsten Teil seines Berichts, den er Stunden zuvor durchgegeben hatte.
    »Bitte!« Ruth reckte den Hals, um besser sehen zu können.
    »Wir tun alles, um einen Hubschrauber zu bekommen«, entgegnete einer der Offiziere und streckte die Hand aus, um Estey nach draußen zu helfen.
    Dann schwang sich der Späher-Scharfschützen-Captain über die Bordkante und sprang nach unten. Estey und Goodrich folgten ihm. Stimmen und Schritte hallten in dem hohen Gebäude wider. Irgendwo schlug laut eine Tür zu, und ein ferner Artillerietrupp feuerte ein paar Runden ab. Ruth aber nahm überhaupt nichts davon auf.
    Sie kniete umständlich auf der Ladefläche, bis sie in gleicher Höhe mit Frank Fernandez war. Ein Krampf durchzuckte die verletzten Hüftmuskeln, aber es war eher das Aufwallen von Emotionen, das sie stolpern ließ – Gewissensbisse, Freude und ein starkes Déjà-vu-Gefühl. Sie stammelte: »Ah, wie sind Sie …«
    »Hallo, Doktor Goldman«, begrüßte er sie in seiner ruhigen Art.
    Ruth war Hernandez zum ersten Mal begegnet, als ein Krankenwagen sie nach Leadville gebracht hatte. Damals war sie vom Schmerz eines frisch gebrochenen Arms und dem Schock der Rückkehr in die Erdschwerkraft benommen gewesen. Für kurze Zeit hatten sie gemeinsame Ziele verfolgt. Sie empfand mehr Achtung vor ihm, als er vermutlich ahnte, selbst nachdem sie ihn verraten hatte. Er war ein guter Mann, aber zu loyal. Er hatte die Regierung von Leadville unterstützt, ohne Fragen zu stellen. Zuletzt hatten sie sich in jenem Unglückslabor in Sacramento gesehen, als die Rebellen ihn mit gezogenen Waffen bedrohten. Newcombes Trupp hatte einen Marine getötet, ehe man Hernandez und drei seiner Leute mit Klebeband gefesselt in der unsichtbaren Flut von Pest-Nanos zurückließ, ohne Funkgerät. In den Druckanzügen war Luft für nicht mehr als zwei Stunden.
    Ruth und die anderen Verräter hatten nicht geplant, ihn umzubringen. Auch der Tod seines Untergebenen beruhte auf einer Verkettung unglücklicher Umstände. Sie hatten den Streitkräften von Leadville mitgeteilt, wo sich Hernandez befand, hatten ihn als eine Art Köder benutzt, als der Kampf um den Besitz des Impfstoffs begann … und Ruth hatte anfangs gehofft, dass er durchgekommen war. Später allerdings hatte sie angenommen, dass er zu den Opfern der Bombe gehörte, die in der amerikanischen Hauptstadt detoniert war.
    Es erinnerte sie an Deborahs unvermutetes Auftauchen. Als habe sie einen lange vermissten Verwandten wiedergefunden. Das war nun schon das zweite Mal, dass sie auf jemanden traf, den sie für tot gehalten hatte – bis ihr dämmerte, dass dies in gewisser Weise auch den Tatsachen entsprach. Sein Äußeres war stark verändert. Der Mann, den sie einmal gekannt hatte, war so akkurat wie der amerikanische Militärkodex selbst gewesen: gesund, sportlich und adrett. Jetzt wirkte er ausgezehrt, und unter seiner Bräune zeichnete sich eine kränkliche Blässe ab. Statt des Schnauzers trug er einen Vollbart, und er hatte seine Mütze tief in die Stirn gezogen.
    Dennoch sah Ruth die Brandnarben, die sich wie rosa Wachsspritzer über seiner linken Wange verteilten.
    Tränen stiegen ihr in die Augen und tropften auf die schmale Leiste, die sich zwischen ihr und Hernandez befand. Sie versuchte nicht, ihre Gefühle zu verbergen. »Sie!« Sie zögerte, ehe sie mit den Fingerspitzen über seine Uniform strich. »Ich hätte nicht geglaubt, dass ich Sie jemals wieder sehen würde.«
    Er lächelte. Er hätte ganz anders reagieren können, aber vielleicht spürte er beim Anblick eines bekannten Gesichts die gleiche Wiedersehensfreude wie sie. Er hätte ihr die ganze Schuld an den Ereignissen zuweisen können, und Ruth hätte nicht einmal widersprochen. Was, wenn er den Impfstoff nach Leadville gebracht hätte? Was, wenn der Rat des Präsidenten in der Lage gewesen wäre, mit den Russen aus einer Position der Überlegenheit und Stärke heraus zu verhandeln, anstatt während der schwierigen Gespräche die Rebellion im eigenen Land bekämpfen zu müssen? Und doch war sein Lächeln echt. Es erreichte seine dunklen Augen und nahm seiner Haltung die Starre.
    Es fühlte sich nach Verzeihen an, und so überraschte es Ruth, dass Hernandez beiseitetrat und es einem anderen Soldaten überließ, ihr vom Lastwagen zu helfen. Hatte sie

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