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Plasma

Plasma

Titel: Plasma Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jeff Carlson
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fanden weder die Zeit noch die Privatsphäre, um die Geschichte, die sich zwischen ihnen entwickelt hatte, zu vertiefen, und sie würde sich erst wieder entspannen, wenn sie die Resttruppen von Leadville aufgestöbert hatten.
    Zu ihrem Pech war Wolcott ein Sumpf. Der Ort befand sich in einer tiefen Senke entlang des Eagle River. Die von der Bombe ausgelösten Beben und Überschwemmungen hatten die Schlucht in einen schlammigen See verwandelt. Es war der 27. Juni. Ihnen blieb keine andere Wahl, als umzukehren und sich um den Morast herum nach Osten zu kämpfen. Sie gerieten in einen Nano-Herd, als sie ihre Jeeps mithilfe einer Winde über eine Böschung zogen. Ballard, bei dem sich die Maschinenpest im Ohr und auch in den Händen eingenistet hatte, war kurz abgelenkt. Sein Ärmel verfing sich im Zugseil, und die Winde brach ihm den Ellbogen, ehe Park sie abstellen konnte.
    Die Flucht vor den Pest-Nanos war vordringlich. Ballard verfluchte sich selbst und hielt durch, bis sie eine mit gelben und weißen Blumen übersäte Bergwiese erreichten und Deborah ihm mit Unterstützung von Sergeant Estey das Gelenk endlich wieder einrichten konnte. Cam starrte die kleinen Blüten an. Dieser Fleck schien völlig unberührt von dem weltweiten Konflikt zwischen Mensch und Maschine, und er malte sich aus, dass es noch mehr solcher Nischen gab, selbst jenseits der feindlichen Linien.
    Der Gedanke hätte ihn nicht traurig machen sollen. Wütend und traurig. Wenn wir nur den Impfstoff mit den übrigen Nationen geteilt hätten, dachte er. War der Krieg wirklich von dieser einen Entscheidung abhängig gewesen? Und wann würden Waffen schweigen? Selbst wenn Ruth Erfolg hatte, selbst wenn sie den perfekten Impf-Nano entwickelte, ihm schien dieser Vorteil nicht auszureichen, um die Chinesen zur Aufgabe zu zwingen. Cam sah kein Ende der Feindseligkeiten.
    Sie machten auf der Bergwiese eine Pause und verschlangen hastig eine Mahlzeit aus Dosenschinken und frischen Bitterwurzeln, umgeben von den Echos ferner Erschütterungen, die von den Bergwänden widerhallten. Artilleriefeuer. Cam spähte in den blauen Himmel, doch er sah weder Rauch noch irgendeine Bewegung. Nach wie vor spielte sich der Krieg verborgen im Westen ab, aber er kam rasch näher, während sie sich auf die Linien der Amerikaner zu bewegten.
    Park rechnete damit, dass es noch mindestens einen Tag dauern würde, bis sie die nördlichen Einheiten der Aspen-Gruppe erreichten. Sie waren nur sechs Meilen von dem nächsten gesicherten Gebiet entfernt, einem Stützpunkt auf dem Sylvan Mountain, aber sie kamen auf dem holprigen Gelände bestenfalls im Marschtempo voran. Park klebte am Funkgerät, tauschte ständig Koordinaten mit Flankeneinheiten aus und holte die neuesten Daten über den Vormarsch der Chinesen ein. Er konnte Luftunterstützung anfordern, falls sich dies als notwendig erwies und genügend Zeit blieb, aber bis zu ihrer Ankunft im Aspen Valley waren sie praktisch auf sich allein gestellt.
    Am Morgen des 28. Juni war das nicht mehr genug.
    Feuer- und Staubfontänen brachen aus der Bergflanke hervor. Vier oder fünf Detonationen kesselten die Jeeps mit Hitze und grellem Licht ein. Dann torkelten die Explosionen wie betrunkene Riesen aufeinander zu, schienen durch die Fahrzeuge hindurch und wieder zurück zu stampfen.
    Einer der Jeeps überschlug sich. War es der von Captain Park? Oder der von Ruth? Im dritten Jeep, von den anderen durch dichte Schuttwolken getrennt, verlor Cam die Spur der beiden vorderen Fahrzeuge. Er hatte ein Knalltrauma, spürte aber, dass Fels- und Erdbrocken gegen den Jeep prasselten. Die Motorhaube wölbte sich und verharrte halb offen, ein schartiges Stück Blech. Wesner drehte sich auf dem Fahrersitz mit einem Ruck zur Seite, als ein Geschoss in seinen Kopf drang. Cam wurde am Arm und an der Brust getroffen, aber der andere Mann fing das meiste ab, selbst als die Windschutzscheibe zersprang und implodierte. Teile des Kotflügels und andere Metallsplitter durchschlugen die zerknüllte Motorhaube. Wasner fing auch davon das meiste ab.
    Er lebte noch und tastete kraftlos nach dem Lenkrad, als Cam die Faust gegen die größte Wunde an seinem Hals presste und so die Blutung zu stoppen versuchte.
    »Raus da!«, brüllte Foshtomi, die dicht hinter Cam auf dem Rücksitz kauerte. Ihre Stimme erklang wie aus einem tiefen Brunnen, und erst als sie sich an ihm vorbeizwängte, merkte Cam, dass der Jeep stillstand. Irgendetwas war mit seinem Gleichgewichtssinn

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