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Plasma

Plasma

Titel: Plasma Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jeff Carlson
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des Geschäfts gesprüht – CAV4. Ulinow versuchte sich die allgegenwärtigen Graffiti einzuprägen. FBI F2. ODA S/S. Was immer er las, er fügte es in seine Berichte ein. Ihm kam es so vor, als ginge Leadville weit darüber hinaus, einen ohnehin schon mächtigen Stützpunkt zu verstärken. Seiner Ansicht nach bereiteten die Militärs einen Angriff vor. Aber wo lag das Ziel ?
    Natürlich gab es Gerüchte. Die Sache mit dem Luftkrieg, der kaum noch wegzuleugnen war. Geschichten über Nanotech-Waffen. Geschichten über Ruth, die angeblich etwas ganz Neues entwickelt und ihrem Land vorenthalten hatte. Die Nachricht, dass ein Kriegsgericht James Hollister zum Tod verurteilt und viele andere eingesperrt oder unter Hausarrest gestellt hatte.
    Ulinow wusste, dass es nicht mehr lange dauern würde, bis auch er ihnen in die Hände fiel.
    In einem kleinen Raum in einem alten Hotel – einem kleinen geheimen Raum, der Elektrizität, einen Computer und zwei Telefone besaß – traf Ulinow mit Senator Kendricks und General Schraeder zusammen. Seine Anspannung half den Gegnern, aber sie ließ sich nicht verbergen. Immerhin, er versuchte es.
    Offensichtlich war, dass Kendricks den Augenblick genoss. Während der banalen Begrüßungsfloskeln musterte er Ulinows Züge. »Schön, Sie zu sehen, Kommandant. Nehmen Sie doch Platz. Was darf ich Ihnen zu trinken anbieten? Eine Cola?« Aus einem Schreibtischfach holte er eine rote Dose.
    Ulinow wusste, dass das ungeöffnete Getränk im Schwarzhandel fünfzig Dollar wert war, aber Kendricks liebte solche kleinen Gunstbeweise. Er nickte. »Ja. Gern.«
    »Und was macht das Bein?«
    »Fortschritte. Ihre Ärzte sind ausgezeichnet.« Ulinow hatte sich auf dem Flugdeck der Endeavour befunden, als die Landung der Raumfähre auf dem Highway außerhalb der Stadt missglückte. Ihr Pilot war bei dem Manöver ums Leben gekommen.
    »Gut«, sagte Kendricks. »Gut. Freut mich, das zu hören.«
    Ulinow war geduldig. Er nahm die Cola-Dose in Empfang und erhob sie wie zum Salut. »Danke.«
    Kendricks nickte langsam und feierlich, sein breitkrempiger Cowboyhut machte die Bewegung mit. Der weiße Stetson war sein Markenzeichen. Dazu trug er ein schlichtes blaues Baumwollhemd und ein Schmuckband. Er war glatt rasiert.
    Ulinow hegte den Verdacht, dass der Mann in Washington feinen Zwirn bevorzugt hatte, aber Colorado war sein Wahlbezirk, und die meisten Überlebenden in der Stadt waren Einheimische oder kamen zumindest aus dem Westen. Ein Großteil des Militärs war ebenfalls in Colorado stationiert gewesen.
    Ulinow glaubte nicht, dass in Kürze Wahlen stattfanden, aber es vereinfachte sicher manches, wenn ein Politiker den Saloncowboy spielte. Nach dem Leid, das sie erlebt, und den Verlusten, die sie erlitten hatten, suchten die Menschen ihren Trost im Althergebrachten. Lawrence N. Kendricks, Mitte fünfzig, fit und kraftvoll, gab eine gute Vaterfigur ab.
    General Schraeder hatte sich für sein Erscheinungsbild vermutlich den Senator zum Vorbild genommen. Er trug die dunklen Haare länger als der Klischeesoldat und milderte damit die Strenge seiner mit Rangabzeichen und Orden geschmückten Luftwaffen-Uniform ein wenig ab. Zum Teil kaschierte die Frisur aber auch den Mullverband an seinem Ohr. Ulinow schätzte, dass man ihm dort ein Melanom im Frühstadium entfernt hatte.
    Schraeder fehlte allerdings das Ego, das Kendricks sein unerschütterliches Selbstvertrauen gab. Vielleicht hatte er auch nur mehr Zerstörung und Fehlschläge aus der Nähe miterlebt. Er war im Allgemeinen nicht weniger angespannt als Ulinow, und im Augenblick konnte er das auch nicht verbergen. Der General wirkte steif und einsilbig. Er war nur ein Gefolgsmann.
    Aber du darfst ihn nicht übergehen, dachte Ulinow und trank einen Schluck seiner süßen, schäumenden Cola. Ihr beide habt eine Menge gemeinsam, und vielleicht zeigt sich Schraeder sogar hilfsbereit, wenn der Senator ihn lässt.
    Seit Ausbruch der Pest war Kendricks nie weiter als acht Stufen von der Spitze der amerikanischen Regierung entfernt gewesen. Der Präsident war während der Evakuierung der Ostküste einem Helikopter-Unfall zum Opfer gefallen, also hatte der Vizepräsident kurzerhand seine Rolle übernommen.
    Der Sprecher des Hauses war im allgemeinen Chaos in Montana gelandet, das sich kurz darauf den Rebellen anschloss.
    Das Ende der Welt hatte es gut mit Kendricks gemeint. Und mit jedem Putschversuch, der in jüngster Zeit niedergeschlagen wurde, schien sich die

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