Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Plasma

Plasma

Titel: Plasma Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jeff Carlson
Vom Netzwerk:
zermürbte sie etwas mehr. Wenn die Kampfflugzeuge nachts aufstiegen, gerieten sie oft genug in Panik, weil sie blind ins Freie stürmten, ehe ihnen einfiel, dass sie noch warme Sachen überstreifen mussten. Vier Soldaten hatten sich Kälteverbrennungen an den Fingern zugezogen, als sie zu ihren Waffen rannten und sie mit bloßen Händen anfassten. Eine Frau erlitt eine böse Knieprellung, als sie im Dunkeln stürzte. Aber sie mussten nach draußen, weil sie nie wissen konnten, ob Leadville einen Angriff abwehrte oder selbst eine Attacke startete – ob, mit anderen Worten, ihr Leben auf dem Spiel stand oder nicht.
    Hernandez schwang sich aus dem Graben und kletterte ein Stück den Hang hinauf. Von der anderen Seite des Hügels ertönten laute Rufe, und er spähte mit dem Feldstecher zu den Bunkern 5, 4 und 2 hinüber.
    Lowrey stand an der Kante von Bunker 2 und brüllte gerade jemanden an, der sich noch im Unterstand befand. Dann richtete er seinen Feldstecher nach oben. Hernandez hob die Faust und öffnete sie wie ein Verkehrspolizist. Bereithalten! Lowrey wiederholte die Geste, ehe er sich umdrehte und den Befehl an Bunker 3 und 6 weitergab, die außer Sichtweite des Kommandobunkers lagen. Es war lächerlich, aber sie besaßen genau ein Paar Walkie-Talkies aus Zivilbeständen und nicht mehr als acht Ersatzbatterien. Deshalb blieb ihnen nichts anderes übrig, als sich möglichst oft mit Handsignalen und Boten zu behelfen.
    Hernandez stellte erfreut fest, dass seine Leute einsatzfähig waren, nervös zwar, aber einsatzfähig. Er fing jetzt ein paar Worte des Geschreis drüben in Bunker 2 auf. »... still! Sei endlich still, damit ich hören kann, ob ...«
    Sie horchten, ob sich Helikopter näherten. Absolut lächerlich. Eigentlich brauchten sie Radargeräte, aber alles, was sie hatten, waren zwei weitere Feldstecher, ihre Augen und das zerklüftete Gelände. Die Berge lenkten den Schall, aber sie vermischten ihn auch mit dem dumpfen Echo der Düsenjäger. Hernandez ließ seine Blicke über die Anhöhen mit ihren schwarzen Einschnitten, Schneefeldern, Geröllhalden schweifen, und dann weiter zum Himmel. Nichts.
    Vierzig Minuten später hatte er den Befehl zum Wegtreten erteilt und seine beiden Beobachter abgezogen. Er war selbst nicht an seinem Posten. Natürlich hätte er die Späher nicht zurückbeordern müssen, aber ohne heißen Kaffee und eine anständige Mahlzeit war das Herumstehen im Freien ein Scheißjob und somit das Vorrecht des Anführers.
    Hernandez hatte mit seinem Feldstecher und einem Walkie-Talkie den Felsensattel oben am Berg erklommen, in der Hoffnung, in den Tälern rund um Leadville den einen oder anderen Anhaltspunkt zu bekommen. Stattdessen beobachtete er eine Flugbewegung weit draußen im Osten, eine einsame Frachtmaschine, eskortiert von einem einzelnen Jet.
    Auf diese Entfernung war selbst die größere C-17 wenig mehr als ein Punkt, aber Hernandez erkannte sie an ihrer Form und Geschwindigkeit. Das muss eine von uns sein, dachte er, weil keine Abfangjäger aufgestiegen waren, um sie zu empfangen. Dennoch, der Anblick eines Transporters war ungewöhnlich. Im Normalfall kamen keine Maschinen über die Ebenen des Mittelwestens herein, weil es dort draußen einfach nichts gab.
    Er drückte auf die SENDEN-Taste und sagte: »McKay, fragen Sie in der Kommandozentrale an, was wir tun sollen. Von Osten her nähern sich eine C-17 und eine F-35. Unsere Waffen sind in Stellung. Haben wir die Erlaubnis, das Feuer zu eröffnen?«
    Das Walkie-Talkie knisterte. »Aye, Sir.«
    Hernandez sah keine echte Chance, einen Treffer zu landen. Er schätzte die Entfernung der Maschinen auf fünfundzwanzig, vielleicht auch zwanzig Meilen, falls die Maschinen weiter auf Leadville zuhielten. Selbst wenn er eine Abschussvorrichtung mit nach oben gebracht hätte – die Boden-Luft- Raketen vom Typ Stinger, die sie hier verwendeten, besaßen eine Reichweite von höchstens drei Meilen. Aber er wusste, dass eine Anfrage zum Waffeneinsatz die Kommandozentrale zu einer Reaktion zwang.
    Die Antwort kam in weniger als einer Minute. Das Walkie-Talkie rauschte und knisterte erneut. Dann hörte er die Stimme von McKay: »Kein Feuer eröffnen. Kein Feuer eröffnen. Es handelt sich angeblich um einen russischen Gesandten, der auf unserer Seite steht. Offenbar gab es über dem Mittelwesten Angriffe von den Dissidenten – deshalb stiegen vorhin unsere Jets auf.«
    »Verstanden. Danke.«
    Also bildeten die Jagdflugzeuge einen

Weitere Kostenlose Bücher