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Plasma

Plasma

Titel: Plasma Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jeff Carlson
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erste Schnee fiel.
    Loyal bleiben ? Abtrünnig werden ? Sie brauchten eine Luftbrücke, um in den Süden zu gelangen, aber er konnte sich nicht vorstellen, dass die Rebellen in New Mexico auch nur eine Maschine riskierten, um seine Leute hier herauszuholen. Bestenfalls konnte er mit seinen Marines auf eigene Faust losziehen, möglichst weit weg vom Krieg. Aber was dann? Wie sollten sie überleben ? Hier versorgte man sie zumindest mit Nahrung, nicht gerade üppig, aber immerhin regelmäßig. Gestern hatte Leadville sogar zwei Holzkisten mit Luxusgütern geschickt – Kaffee mit abgelaufenem Verfallsdatum, frische Frühlingszwiebeln und etwas Rindfleisch.
    Leadville musste sich im Klaren darüber sein, wie leicht sie zu kaufen waren. Hernandez drehte sich erneut nach Gilbride um, während sie einem Felsblock nach dem anderen auswichen. Danke, dachte er. Er wusste, dass seine Sergeants noch härter schufteten als er, und das galt nicht nur für das anstrengende Herumklettern in den Steilhängen. Obendrein mussten sie die Spannungen innerhalb der Mannschaft ertragen. Ein Nervenkrieg. In dieser Situation gab es keine einfache Lösung.
    Tatsächlich hatte sich Hernandez bereits gegen den Ausstieg entschieden. Die grundlegenden Fakten waren unverändert geblieben. Leadville besaß noch immer die besten Voraussetzungen, um die Nanotechnologie weiterzuentwickeln. Also würde er bleiben und die Stadt verteidigen. Das Problem lag darin, dass die Regierung entschieden hatte, den Impfstoff für sich zu horten. Aber Frieden würde es nur geben, wenn die ANNs an alle Überlebenden verteilt wurden, und zwar nicht nur auf diesem Kontinent, sondern auch jenseits des Ozeans.
    Es hatte lange gedauert, bis Hernandez zu dieser Einsicht gelangt war. Dafür schämte er sich. Es war allzu bequem gewesen, sich der Obrigkeit zu fügen, solange er dazugehört hatte. Er trug die Mitverantwortung an der jetzigen Situation. So sah die Wahrheit aus ... Deshalb würde er bleiben, auch wenn er innerlich längst zu den Rebellen gehörte.
    Hernandez war überzeugt davon, dass er – genügend Zeit und Einsatz vorausgesetzt – die meisten Feldkommandeure auf seine Seite bringen konnte. Eines Tages würde sich die Gelegenheit ergeben. Die Gelegenheit, persönlich in Leadville vorzusprechen, zusammen mit Gilbride und einer Handvoll ausgewählter Leute. Die Gelegenheit, einen Großteil der Spitzenpolitiker gefangen zu nehmen oder zu töten und dann seine Machtergreifung mit genau den Einheiten zu festigen, die sie rund um Leadville verteilt hatten.
    Aber die Zeit lief ihm davon. Hernandez erwachte aus einem leichten, unbehaglichen Halbschlaf. Die Morgensonne, durch die Leinwand des Kommandozelts gefiltert, verbreitete ein kaltes, grünliches Licht.
    »Sir!« Lucy McKay rüttelte ihn an der Schulter.
    »Wo ist... ?« Er hörte Kampfflugzeuge. »Feuert Raketen ab und holt sie runter! Schnell, bevor ...«
    Das Kreischen der Düsenjäger entfernte sich von seinem Berg und verhallte rasch. Hernandez griff taumelnd nach Jacke und Stiefeln, behindert von Anderson und Wang, die sich aus ihren Schlafsäcken rollten.
    McKay wirkte verschreckt. Sie hatte die Kapuze nach hinten gestreift, auf ihren Wangen zeichneten sich rote Flecken ab. »Das waren vier F-35, Sir«, berichtete sie. »Maschinen von uns, die offenbar nach Osten unterwegs sind.«
    »Sind von New Mexico aus Hubschrauber gestartet?«
    »Die Kommandozentrale hat uns nichts dergleichen gemeldet.«
    Er begab sich ins Freie, dicht gefolgt von McKay, die ihm einen Feldstecher reichte, ein hochwertiges Canon-Glas, 18 x 50 mit Bildstabilisierung. Fernandez bedankte sich mit einem kurzen Nicken, obwohl es nichts mehr zu sehen gab. Die Düsenjäger befanden sich längst nördlich des Berges. Ein kurzer Schwenk bestätigte, dass der Himmel im Süden ebenfalls leer war. Die Nachtwolken hatten sich größtenteils aufgelöst. Er beobachtete die goldenen, schräg einfallenden Lichtfächer.
    McKay stand immer noch beunruhigt neben ihm. »Übernehmen Sie die Funkstation«, wies Hernandez sie an. »Senden Sie nicht, aber geben Sie sofort Bescheid, wenn eine Nachricht hereinkommt!«
    »Jawohl, Sir.«
    Wang hatte sich an ein Maschinengewehr vom Kaliber .50 gestellt. Hernandez ging an ihm vorbei und trat neben Bleeker und Anderson, die sich dem Raketenwerfer widmeten. Bleeker wirkte gelassen, Andersons sonnengebräuntes Gesicht dagegen war angespannt. »Sie machen das sehr gut, Marine«, sagte Hernandez.
    Jeder Alarm

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