Plastikfreie Zone
gestalten.
Das nur nebenbei. Meine Schwiegereltern besitzen einfach Einrichtungs- und Gebrauchsgegenstände, die aus einer Zeit stammen, als Kunststoffe für solche Zwecke wenig gebräuchlich waren. Vor allem die Möbel sollten ein Leben lang halten. Was man heute leider kaum mehr behaupten kann, denn wir haben uns ein Einkaufsverhalten angewöhnt, das in dem Bestreben, immer auf dem neuesten Stand zu sein, letztlich auf einer Wegwerfmentalität beruht.
Als ich schließlich im wohlgeordneten, plastikfreien Vorratskeller meiner Schwiegereltern vor einem alten Holzregal mit selbst eingekochten Marmeladen und Kompott in Rexgläsern (Einmachgläsern) stehe, fasse ich den Entschluss, nicht nur Plastik als Verpackungsmaterial zu vermeiden, sondern es auch bei den diversen Gebrauchsgegenständen und Behältern im gesamten Haushalt nach Kräften zu reduzieren. Nicht nur für die Dauer des Experiments. Zwar steht uns möglicherweise ein mühsamer Prozess bevor, aber ich bin wild entschlossen, das durchzuziehen.
Vor allem die Rexgläser haben es mir angetan. Meine Schwiegermutter erzählt, dass einige davon weit über zwanzig Jahre alt sind. Sie taten damals bereits gute Dienste bei einem Wohnmobilurlaub in Skandinavien, weil sich darin das vorgekochte Essen für die gesamte Reise mitnehmen ließ. Obwohl ich keine Ambitionen verspüre, die Oma in dieser Hinsicht nachzuahmen, freue ich mich, als sie mir ein paar Gläser schenkt. Angesichts der bevorstehenden Plastikreduktion in unserem Haushalt scheinen sie mir ein perfekter Ersatz zu sein.
Peter, der mich beim Einpacken beobachtet, ist weniger begeistert. »Was schleppst du denn da schon wieder mit? Wir haben schließlich genug Zeug im Haus«, nörgelt er. Meine Schwiegermutter indes schaut mich mit einem verschmitzten Lächeln an: »Oft kommt man eben wieder auf die alten Dinge zurück, wenn man etwas Neues ausprobieren will!«
Ich kann dem nur zustimmen, obwohl mir in diesem Moment gar nicht wirklich bewusst ist, wie recht sie mit dieser Aussage hat.
Nervosität vor dem Start
Dann sind wir auf dem Weg nach Wien. »Was hast du da eigentlich die ganze Zeit mit meiner Mutter besprochen?«, will Peter wissen. Ich bin erstaunt, dass er überhaupt etwas davon mitbekommen hat, da seine Nase fast die ganze Zeit hinter der Zeitung steckte. Nun habe ich endlich Gelegenheit, auch ihm zu erzählen, was mir seit Stunden so alles im Kopf herumgeht. Warum etwa Plastik in solchen Mengen und zudem derartig billig produziert werden kann, obwohl Erdöl, der Ausgangsstoff, nicht gerade preiswert ist. Ganz im Gegenteil.
Bei diesem Thema ist Peter in seinem Element. Er findet Erdöl eigentlich viel zu billig, weil der Großteil der Leute nach wie vor ziemlich hemmungslos Auto fährt. »Schau sie dir doch an. Alle schimpfen zwar über die hohen Spritpreise, aber wenn es drum geht, zwei oder drei Kilometer zum nächsten Geschäft zu gehen oder mit dem Rad zu fahren, setzen sich trotzdem fast alle ins Auto. Man müsste endlich mal all die Folgekosten mit einrechnen, die diese Verschwendung mit sich bringt. Dann würde Erdöl praktisch unerschwinglich sein, denn wer könnte schon, nur als ein Beispiel, die Schäden des globalen Klimawandels mitfinanzieren? Ganz abgesehen davon, dass Erdöl nicht erneuerbar ist, zumindest nicht in menschlichen Zeitdimensionen. Und genau deshalb passt es mir überhaupt nicht, dass wir heute mit dem Auto nach Wien fahren.«
Nach diesem für Peters Verhältnisse ungewöhnlich langen Monolog herrscht erst einmal Stille.
Wenn es ums Autofahren geht, neigt Peter ganz im Gegensatz zu seinem ansonsten eher ausgleichenden Wesen zur Radikalität. Für diese Herzenssache würde er vielleicht sogar auf die Barrikaden gehen, wenn es welche gäbe. »Das nächste Mal fahren wir wieder mit dem Zug«, beruhige ich ihn, um auf mein Ausgangsthema zurückkommen zu können, warum Plastik gegen alle Logik so billig ist.
Klar, es gibt auch sogenannte hochwertige, sprich teure Kunststoffe, die zumeist bei Designermöbeln oder Markenkleidung zum Einsatz kommen. Allerdings habe ich schwere Zweifel, ob der behauptete »Hochwert« wirklich etwas mit der Güte des Materials zu tun hat. Ich persönlich glaube jedenfalls nicht, dass irgendein Adidas- oder sonstiger Markentrainingsanzug aus Polyester sich in der tatsächlichen Wertigkeit von einem vergleichbaren Billigprodukt wesentlich unterscheidet. Es dürfte wohl eher am Markennamen liegen, dass solche Artikel teilweise enorm
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