Plastikfreie Zone
regelmäßig über unsere Erfahrungen beim plastikfreien Einkauf berichten, und diese Texte würden dann durch kurze Filmbeiträge, passend zum Thema, ergänzt. Ferner bekämen Leserinnen und Leser des Blogs die Möglichkeit, Kommentare und Meinungen zu posten. Außerdem, sagt er, halte er es für sinnvoll, auf dieser Seite Firmen vorzustellen, die gute Alternativen zu Plastikprodukten anbieten. Ich bin begeistert von dieser Idee und erkläre mich mit seinen Vorschlägen einverstanden.
Bei einem gemeinsamen Mittagessen besprechen wir weitere Details, und in diesem Zusammenhang kommt auch ein kritischer Punkt zur Sprache: die Zusammenarbeit mit der besagten großen Tageszeitung, an deren Seriosität Peter bekanntlich zweifelt. Jetzt lerne ich eine neue Eigenschaft von Werner Boote kennen: seine unschlagbare Überredungskunst. Es gelingt ihm nämlich innerhalb kürzester Zeit, meinen äußerst skeptischen Mann davon zu überzeugen, dass diese Kooperation für unser Anliegen absolut unentbehrlich ist, und seine Bedenken zu zerstreuen.
»Ich kenne diese Journalistin persönlich, und ihr liegt viel an der Sache. Ihr müsst euch da überhaupt keine Sorgen machen«, meint er und hat gewonnen.
Peter lenkt ein: »Du kannst sie uns ja mal vorstellen, und dann sehen wir weiter …«
»Genau, so machen wir das, und sobald ihr sie kennt, kann sie ja gleich das erste Interview mit euch machen.«
Werner Boote lässt nicht locker, auch wenn Peter letzte Spuren von Widerstand zeigt. »Na ja, je nachdem wie es passt …«
Bevor er weiterreden kann, ist dieses Thema für Werner abgehakt, und er lässt die nächste Bombe platzen: »Das wird ganz sicher passen, aber vorher müsst ihr euer Haus ausräumen. Und wir filmen das.«
Mir fallen Szenen aus seinem Film ein: Menschen aus den verschiedensten Teilen der Welt, die sämtliche Plastik- und Kunststoffgegenstände ihres Haushalts vor die Tür räumen. Ein unglaublicher Aufwand! Nur eine einzige Familie war recht schnell fertig und produzierte lediglich einen verhältnismäßig kleinen Plastikberg. Allerdings handelte es sich um Bewohner einer indischen Barackensiedlung, die sicher nicht als repräsentativ gelten können, zumindest nicht für die Mengen mitteleuropäischen Überflussmülls.
Mir wird ein wenig schwummrig bei diesem Gedanken, zumal mir in den letzten Wochen unser Sortiment an Plastikartikeln von Tag zu Tag unangenehmer aufgefallen ist. Werner Boote, der meinen Gesichtsausdruck offenbar richtig gedeutet hat, beeilt sich hinzuzufügen: »Wir helfen euch natürlich dabei, das ist ja klar! Genau wie bei den anderen. Das ganze Team packt mit an.«
Diesmal ist es mein Mann, der spontan zustimmt, während ich angesichts dieses unerwarteten Plans sprachlos dasitze. Mehr noch: Peter stellt sogar bereits Überlegungen an, welch positive Auswirkungen eine solche Großräumaktion auf unseren Haushalt hätte. Natürlich habe ich keine grundsätzlichen Einwände, male mir allerdings Horrorszenarien bei dieser Räumaktion aus. Das wird ja schlimmer als ein Umzug, denke ich.
Der Rest des Treffens verläuft recht unspektakulär. Es geht eigentlich nur noch darum, wann wir offiziell beginnen. Auf jeden Fall mit einem signifikanten Startschuss, meinen unsere beiden Filmleute, die schließlich etwas von werbewirksamen Aktionen verstehen, und ich schlage vor, meine Geburtstagsfeier Anfang November als Anlass zu nehmen.
Die Entrümpelung unseres Hauses allerdings soll vorher stattfinden. »Auch gut«, sage ich, »dann kann ich mir gleich für entsorgte Gegenstände plastikfreien Ersatz von meinen Gästen schenken lassen.« Eine Idee, die Werner Boote ausgesprochen gut gefällt und ihn zu dem Vorschlag veranlasst, als ersten Beitrag für den Weblog eine Einladung zu meiner plastikfreien Geburtstagsfeier zu schreiben.
Als wir uns schließlich verabschieden, kommt es mir vor, als würde ich die beiden schon ewig kennen. In den drei Stunden unseres Zusammenseins hat sich bei mir jedenfalls das Gefühl verstärkt, dass unser Familienexperiment bei ihnen in guten Händen liegt. Und ein wenig beginnt in diesem Moment die Hoffnung zu keimen, vielleicht sogar mehr Menschen für diese Idee begeistern zu können, als wir ursprünglich angenommen haben.
Das Tupperwarekasterl
Auf der Rückfahrt von Wien dachte ich unentwegt an Werners Idee, unser Haus gründlichst und medienwirksam von allem entbehrlichen Plastik zu befreien. Zwar hatten wir ziemlich spontan zugestimmt, doch im Auto türmten
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