Plastikfreie Zone
Problem umgehen, das ist eine Frage, die wir vorerst aussparen.
Relativ rasch fällt unsere Entscheidung ebenfalls beim Staubsauger, allerdings in diesem Fall dagegen. Da bei mir vor etwa einem Jahr eine Allergie gegen Hausstaubmilben festgestellt wurde und Staubsaugen ja bekanntlich nicht nur Staub einsaugt, sondern auch aufwirbelt, habe ich diese Tätigkeit in letzter Zeit eher gemieden und sie an Peter oder die Kinder delegiert. Jetzt wollen wir es ganz lassen und uns auf Kehren und Wischen des Bodens beschränken. Unsere nicht sehr zahlreichen Teppiche werden ohnehin des Öfteren im Freien ausgeschlagen oder geklopft und bei Bedarf gewaschen. Dem vorläufigen Staubsaugerverzicht steht also nichts im Wege. Eine Maßnahme, die zusätzlich eine kleine Reduzierung des Stromverbrauchs bringen wird, also einen echten, wenn auch geringfügigen ökologischen Beitrag darstellt.
Dachte ich zumindest, bis Samuel, der unser Gespräch aus dem Nebenzimmer ziemlich genau verfolgt hat, ganz nüchtern einwirft: »Da müsst ihr aber schon bedenken, dass Kehren viel mehr Kalorien verbrennt als Staubsaugen. Und länger dauert. Das heißt, wir werden mehr Essen brauchen und verschwenden dann durch zusätzliches Kochen wieder mehr Energie.«
Trotz der bestechenden Logik in der Argumentation unseres fast dreizehnjährigen Sohnes lassen wir uns vorerst nicht von unserem Vorhaben abbringen, einigen uns jedoch darauf, den »Kehrversuch« neu zu diskutieren, falls er zu einem drastischen Anstieg des Lebensmittelverbrauchs führen sollte.
Ein ausgesprochen heikles Thema ist im Rahmen unseres Experiments die Frage, wie wir es mit der Wäsche halten sollen. Da in unserem Haushalt bislang hauptsächlich ich dafür zuständig war – zugegebenermaßen hauptsächlich deshalb, weil mir Peters Umgang mit feinen Wäschestücken zu sorglos ist –, bin ich verständlicherweise an der weiteren Verwendung der Waschmaschine interessiert. Ein wenig sympathisiere ich zwar mit dem Gedanken, alle Familienmitglieder zumindest ihre reichlich anfallende Sportwäsche einen Monat lang selbst mit der Hand waschen zu lassen, doch bei genauerer Betrachtung dieser Idee komme ich zum Schluss, dass diese Regelung zu ziemlich chaotischen Zuständen führen dürfte. Die Waschmaschine bleibt also vorläufig unangetastet, einen Wäschetrockner besitzen wir ohnehin nicht, weil wir die Wäsche möglichst im Garten aufhängen. Nur über die Plastikwäscheleine müssen wir uns eventuell Gedanken machen, aber hier gibt es theoretisch zumindest Abhilfe in Form von Naturfaserschnüren oder Wäscheständern aus Metall.
Kleinere Geräte wie Mixer oder Haarföhn beschließen wir vorläufig wegzulassen. Wir besitzen noch zwei alte Handquirle aus Metall, und die Haare lassen wir alle sowieso fast immer an der Luft trocknen. Sämtliche Maßnahmen zusammengenommen, rechnen wir uns aus, würden uns neben der Plastikreduktion als positiver Nebeneffekt eine Ersparnis beim Stromverbrauch bringen. Über andere Geräte wie Fernseher, Stereoanlage, Computer, Fotoapparat, Filmkamera, die ohnehin Luxusartikel sind, diskutieren wir an diesem Tag nicht. Sie würden jedoch speziell nach unserer ersten Begegnung mit Werner Boote zum Gesprächsthema werden, wenngleich anders als erwartet.
Dass es im Übrigen gar nicht so leicht ist, auf diverse Geräte zu verzichten, sollten wir noch schmerzlich erfahren, denn die Nichtbenutzung insbesondere von Geschirrspüler und Staubsauger würde nicht wirklich dazu beitragen, unsere Laune zu heben, und immer wieder zu Diskussionen führen, wer dran sei mit dem nun mühseliger gewordenen Abwasch oder dem nicht weniger unbeliebten Auskehren, jetzt allerdings mit experimentkonformem, plastikfreiem Holzbesen und Metallschaufel.
Während wir noch über den Umgang mit unseren zahlreichen Großgeräten aus Kunststoff diskutieren, löst sich ein kleineres, wenngleich dringliches Problem plötzlich wie von selbst.
Sabine ruft an und berichtet von ihrem Einkauf bei der Metro. Wie versprochen hat sie dort nach Klopapier, Taschentüchern und Küchenrollen ohne Plastikverpackung geschaut und kann zumindest einen Teilerfolg vermelden. Zwar lassen sich die gewünschten Artikel auch dort nicht ohne Plastik auftreiben, dafür hat sie Einmalhandtücher aus Recyclingpapier entdeckt, die in Kartonschachteln verpackt sind und ihrer Meinung nach unser Klopapierproblem lösen könnten. Nur seien sie reichlich groß, was möglicherweise eine erhöhte Verstopfungsgefahr für
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