Platon in Bagdad
– er sei gelobt und gepriesen, alle Lobpreisung und Dank gilt ihm – machte es mir möglich, ein universales Modell für die Planetenmodelle in Längenkreis und Breitenkreis zu erfinden und alle anderen Eigenschaften ihrer Bewegungen, Modelle, die – dank Gott – frei waren von den Zweifeln, mit denen frühere Modelle behaftet waren.
Ibn asch-Schatirs neues Planetenmodell verwendete zusätzliche Epizykel anstelle der von Ptolemaios verwendeten Äquanten, exzentrischen Deferenten und Epizykeln. Ihm ging es dabei vor allem darum, dass sich die Planeten in gleichförmigen Kreisbewegungen auf ihren Umlaufbahnen bewegen konnten, und weniger darum, die Theorie an seine Beobachtungen anzunähern. Hinsichtlich derSonne brachte dieses Modell keinerlei Verbesserung gegenüber der ptolemäischen Theorie, doch was den Mond angeht, war es eindeutig überlegen.
Es gibt keinen Hinweis darauf, dass nach Ibn asch-Schatir ein arabischer Astronom eine neue, vom ptolemäischen Modell abweichende astronomische Theorie formuliert hätte.
Al-Zij al-Jadid
war mehrere Jahrhunderte lang in Damaskus richtungsweisend, und es war Gegenstand von Kommentaren und Überarbeitungen, von denen eine zur Anwendung in Kairo übernommen wurde. Diese war so beliebt, dass noch Mitte des 19. Jahrhunderts in Kairo ein Kommentar dazu veröffentlicht wurde. Untersuchungen, die Wissenschaftshistoriker 1957 begannen, haben gezeigt, dass sich das Mondmodell des Ibn asch-Schatir kaum von dem 1543 von Kopernikus verwendeten Modell unterschied, auch wenn die Forschung bisher keinerlei Aufschluss darüber geben konnte, wie die neue astronomische Theorie im Lauf von 200 Jahren von Damaskus nach Polen gelangt war.
AL-ANDALUS, DAS MAURISCHE SPANIEN
D ie muslimische Eroberung der Iberischen Halbinsel begann im Frühjahr 711, als Musa ibn Nusair, der arabische Gouverneur des Maghreb im nordwestlichen Afrika, ein Heer unter Befehl von Tariq ibn Ziyad über die Straße von Gibraltar sandte. Die Iberische Halbinsel befand sich damals unter westgotischer Herrschaft; ihr König Roderich wurde besiegt und im Juli 711 von Tariq getötet, der daraufhin Córdoba und Toledo, die Hauptstadt des Westgotenreichs, eroberte.
Musa überquerte die Straße von Gibraltar mit einem noch größeren Heer, und nachdem er Sevilla und andere Festungen und Städte eingenommen hatte, schloss er sich Tariq in Toledo an. Der Umayyaden-Kalif rief Musa daraufhin nach Damaskus zurück und überließ die eroberten Territorien seinem Sohn Abd al-Aziz. In den drei Jahren als Statthalter (712 – 715) dehnte dieser seine Herrschaft über fast die gesamte Iberische Halbinsel aus, die bei den Arabern Al-Andalus genannt wurde.
Der erste abbasidische Kalif, Abu’l-Abbas al-Saffah (reg. 749 – 754), versuchte seine Macht zu konsolidieren, indem er alle Mitglieder der Familie der Umayyaden niedermetzelte, doch einem von ihnen, dem jungen Prinzen Abd ar-Rahman, gelang die Flucht in den Maghreb und dann auf die spanische Halbinsel, wo er sich 756 in Córdoba niederließ und den Titel
Amir
(Emir) annahm. So begann dort die Umayyaden-Dynastie, die Al-Andalus bis 1031 regieren sollte. Abd ar-Rahman I. (reg. 756 – 788) machte Córdoba zuseiner Hauptstadt und errichtete in den Jahren 784 – 786 die Große Moschee, die von seinen Nachfolgern umgebaut und erweitert wurde.
Ihren Höhepunkt erreichte die Umayyaden-Dynastie in Al-Andalus unter Abd ar-Rahman III. (reg. 912 – 961), der 912 den Titel eines Kalifen annahm, um gegenüber dem Abbasiden-Kalifat im Orient die Unabhängigkeit seines Landes Al-Andalus zu unterstreichen. So begann das goldene Zeitalter des muslimischen Córdoba, das bei arabischen Chronisten als »Andalusiens Braut« bekannt wurde – und das Roswitha von Gandersheim als »Zierde der Welt« beschrieb. Das goldene Zeitalter währte auch unter dem Sohn und Nachfolger von Abd ar-Rahman, al-Hakam II. (reg. 961 – 976), und seinem Enkel Hischam II. (976 – 1009), der eine Marionette seines Wesir al-Mansur, lateinisch Almansor, war.
Für den Bau der prächtigen Palaststadt von Madinat az-Zahra, »die Glänzende«, wählte Abd ar-Rahman einen Standort außerhalb Córdobas. In Córdoba ließ Al-Hakam eine der größten Bibliotheken der islamischen Welt erbauen, die denen in Bagdad und Kairo gleichkam. Die Bibliothek des Kalifen wie auch die weiteren 27 freien Schulen, die er in der Hauptstadt gründete, trugen Córdoba den Ruf einer Stadt der Gelehrsamkeit ein, der sich in ganz Europa
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