Platon in Bagdad
Theorie der Epizykel, Exzentrik, Deferenten und Äquanten, und kein einziger Versuch der islamischen Philosophen und Astronomen, die sich um eine Lösung dieser Fragen bemühten, konnte ihn überzeugen.
Zwei hebräische Übersetzungen des
Wegweisers für die Verwirrten
entstanden kurz nach dessen Fertigstellung, die eine von Samuel ibn Tibbon und die andere von al-Harizi. In den nächsten drei Jahrhunderten sollte das Buch bei den philosophischen Auseinandersetzungen im Judentum eine zentrale Rolle spielen, wobei Maimonides’ Anhänger seine Ideen vehement gegen seine Kritiker verteidigten, von denen einige das Buch verbieten lassen wollten.
Im 13. Jahrhundert wurde der
Wegweiser für die Verwirrten
ins Lateinische übersetzt und beeinflusste die damals aufkommende sogenannte scholastische Philosophie, wie in den Werken des Thomas von Aquin ersichtlich. Sogar noch zu Lebzeiten Spinozas (1632 – 1677) war der
Wegweiser für die Verwirrten
in Westeuropa von Bedeutung: Spinoza, auch wenn er Maimonides heftig kritisierte, teilte dessen Auffassung, dass vollkommener Frieden auf Erden durch die Vernunft zu erreichen sei, denn so werde, wie Spinoza glaubte, das messianische Zeitalter anbrechen.
Maimonides schrieb auch zahlreiche Abhandlungen zur Medizin, insbesondere über die Ernährung, psychologische Behandlungen und die Anwendung von Medikamenten, und zehn dieser Werke sind erhalten. Wie alle Ärzte des Mittelalters fühlte er sich Galen verpflichtet. Dennoch führte er in seinen
Medizinischen Aphorismen
40 Widersprüche in den Schriften Galens auf, den er auchwegen seines Unwissens auf dem Gebiet der Philosophie und Theologie tadelte.
Arabische Quellen bezeichnen Maimonides als einen der bedeutendsten Mediziner aller Zeiten, insbesondere wegen seines Könnens bei der Behandlung psychosomatischer Erkrankungen. In einem arabischen Lobgesang heißt es: »Galens Medizin ist nur für den Körper, aber die von [Maimonides] ist sowohl für den Körper als auch für die Seele.«
Maimonides war nicht der einzige Gelehrte in der islamischen Welt, der von West nach Ost zog. Der Pharmakologe und Botaniker Ibn al-Baitar (um 1190 – 1248) wurde in Malaga geboren und studierte in Sevilla, bevor er nach Kairo zog; er starb in Damaskus. Während seines Aufenthalts in Kairo diente Ibn al-Baitar unter dem Ayyubiden-Sultan al-Kamil (reg. 1218 – 1238) und dessen Sohn und Nachfolger al-Salih (reg. 1240 – 1249) als oberster Naturheilkundler.
Ibn al-Baitars Arbeiten zur Pharmakologie stützen sich auf die Schriften von Dioskurides und Galen sowie auf die Arbeiten seiner arabischen Vorläufer. Seine beiden bekanntesten Werke sind
Al-Mughni
, das einfache Medikamente für verschiedene Krankheiten beschreibt, und
Al-Jami
, eine alphabetische Liste von ungefähr 1400 Medikamenten auf der Grundlage seiner eigenen Forschungen und der Erkenntnisse seiner griechischen und arabischen Vorgänger. Ibn al-Baitars wichtigster Beitrag bestand in der Systematisierung der 300 − 400 Medikamente, die arabische Wissenschaftler zu den rund 1000 seit der Antike bekannten hinzugefügt hatten.
Al-Jami
wurde vom Arabischen ins Armenische übersetzt und war deshalb im Orient unter Muslimen wie auch unter Christen äußerst erfolgreich, aber im Abendland war es kaum bekannt.
Die Ayyubiden-Dynastie hielt sich bis zum Jahr 1250, als der Sultan von den Mamelucken gestürzt wurde, türkischen Militärsklaven, die im ägyptischen Heer die Oberhand gewonnen hatten. In einer großen Schlacht in Syrien acht Jahre später schlug dermameluckische General Baibars die Mongolen vernichtend. Es war die erste größere Niederlage für die Nomaden aus Zentralasien, die sich daraufhin nach Anatolien zurückzogen und Ägypten nie wieder bedrohten. Bei seiner Rückkehr nach Ägypten ermordete Baibars den Sultan Qutuz und riss den Thron an sich. Es war der Beginn einer der längsten und ereignisreichsten Regentschaften (1260 – 1276) in der Geschichte der Mamelucken-Dynastie, die bis zu ihrer Beseitigung durch die osmanischen Türken 1517 andauerte.
Sultan Baibars’ Leibarzt war Ala al-Din ibn an-Nafis (um 1208 – 1288), der in Transoxanien geboren wurde und in Damaskus Medizin studierte. Neben seiner Tätigkeit als Leibarzt lehrte Ibn an-Nafis auch Recht an der al-Masruriyya-Schule in Kairo. Während man ihn im Islam als den »zweiten Ibn Sina« bezeichnete, waren sich westliche Historiker seiner Bedeutung als Arzt meist nicht bewusst, weil viele seiner medizinischen
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