Platon in Bagdad
Bücher zur Astronomie und eines zur Kalenderreform, außerdem kleinere Abhandlungen wie
De generatione stellarum
(Die Entstehung der Sterne),
De generatione sonorum
(Über den Klang)
, De impressionibus elementorum
(Eindrücke der Elemente)
, De cometis
(Kometen)
, De calore solis
(Die Hitze der Sonne)
, De colore
(Farbe)
, De iride
(Über den Regenbogen) und
De fluxu et refluxu maris
(Die Gezeiten), in dem er den Mond als den Verursacher der Gezeiten bezeichnet.
Als erster Gelehrter des Mittelalters befasste sich Grosseteste mit der wissenschaftlichen Methodologie, die für ihn zwei sehr unterschiedliche Schritte umfasste. Der erste war eine Kombination aus Deduktion und Induktion, die er »Resolution und Komposition« nannte, eine Methode zur Formulierung von Definitionen: »Diese Methode umfasst zwei Verfahren, eines davon durch Komposition und das andere durch Resolution. Aristoteles lehrt zunächst die Methode, wie man durch Komposition zu einer Definition gelangt, weil seine Methode wie eine Progression vom Allgemeineren und Einfacheren zum Komplexeren ist. Die Methode der Resolution ist das Gegenteil davon.«
Der zweite Schritt war nach Grosseteste die Verifikation und die Falsifikation, ein notwendiges Verfahren zur Unterscheidung der wahren Ursache von anderen möglichen Ursachen. Mit der Anwendung von Verifikation und Falsifikation stützte er sich auf zwei Prämissen zum Wesen der physischen Realität. Die erste war das Prinzip der Uniformität der Natur; zur Bestätigung dieses Prinzips zitierte er Aristoteles: »Die gleiche Ursache kann, auf die gleiche Weise wirkend, bei dem gleichen Objekt keine entgegengesetztenWirkungen hervorrufen.« Das zweite war das Prinzip der Ökonomie, wonach die beste Erklärung die einfachste ist, d. h. diejenige, die unter gleichen Bedingungen mit weniger Annahmen und Axiomen auskommt. Auch hier zitierte er Aristoteles, der behauptete, die Kraft wirke bei natürlichen Ursachen in einer geraden Linie, denn: »Die Natur wirkt auf die kürzestmögliche Weise.« Ausgehend von diesen Annahmen bestand Grossetestes Methode darin, zwischen möglichen Ursachen »mit Hilfe von Experiment und Verstand« zu unterscheiden, und wies damit Theorien zurück, die faktischen Beweisen oder einer etablierten und durch Experimente überprüften Theorie widersprechen.
Grosseteste glaubte, man könne die physische Welt ohne Mathematik überhaupt nicht verstehen. Hierzu bemerkte er: »Die Wissenschaft, die sich mit dem Studium leuchtender Geraden und Figuren befasst (d. h. die Optik), fällt unter die Geometrie …; die Wissenschaft der Konstruktion von Maschinen, wie auch Architektur und andere mechanische Künste, fällt unter die Wissenschaft der geometrischen Körper; die Wissenschaft der Harmonien fällt unter die Arithmetik, und die Wissenschaft, die die Seeleute anwenden, um nach dem Aussehen der Sterne den Kurs der Schiffe zu leiten, ordnet sich der Geometrie unter.«
Bei der Anwendung der Mathematik mussten unweigerlich Messungen durchgeführt werden, die eine Zahl zum Ergebnis hatten, obwohl darin eine unausweichliche Ungenauigkeit lag, die alle Messungen des Menschen konventionell machte, im Gegensatz zur Gewissheit der Geometrie. Doch auch wenn die Geometrie zum Beispiel das »weshalb« (propter quid) angeben konnte – insofern sie ein Phänomen in der Optik wie zum Beispiel die Reflexion des Lichts beschrieb –, konnte sie nicht mit den dazu beitragenden physikalischen Ursachen dienen. Somit erfordert die vollständige Erklärung optischer Phänomene nicht nur der Geometrie, sondern auch des Wissens über die physische Beschaffenheit des Lichts, auf Grund derer sich das Licht bei der Reflexion in einem Spiegel sobewegt, dass der Einfallswinkel und der Reflexionswinkel gleich sind.
Für Grosseteste war das Studium der Optik der Schlüssel zum Verständnis der physischen Welt, und dies führte zur Entstehung seiner neuplatonischen »Metaphysik des Lichts«. Er meinte, das Licht sei die grundlegende körperliche Substanz der materiellen Dinge und bringe ihre räumlichen Dimensionen hervor, zugleich sei es das erste Prinzip der Bewegung und der
causa efficiens
(Wirkursache). Gemäß seiner optischen Theorie breitet sich das Licht in gerader Linie durch mehrere Wellen oder Pulse aus und kann wegen seiner geradlinigen Bewegung geometrisch beschrieben werden. Dies ähnelte seiner akustischen Theorie, die er in seinem Kommentar zu Aristoteles’
Zweiter Analytik
darlegte, wo es
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