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Platon in Bagdad

Platon in Bagdad

Titel: Platon in Bagdad Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: John Freely
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worden. Unabhängig davon hatte die europäische Wissenschaft mit dem Beginn des 14. Jahrhunderts einen Stand erreicht, der dem der arabischen wissenschaftlichen Forschung ungefähr entsprach, zumindest in der Optik. Während jedoch al-Farisis Werk einen letzten Höhepunkt der arabischen Optik darstellte, waren Dietrichs Untersuchungen eine wichtige Etappe für die Weiterentwicklung der europäischen Wissenschaft des Lichts, die im 17. Jahrhundert die ersten korrekten Theorien des Regenbogens und anderer optischer Phänomene hervorbrachten.

VON BYZANZ NACH ITALIEN:
GRIECHISCH INS LATEINISCHE
    D as Byzantinische Reich mit seiner Hauptstadt Konstantinopel, dem alten Byzanz, war der einzige Staat des Mittelalters, den eine kulturelle Kontinuität mit der Welt der griechischen Klassik verband. Bisweilen hing diese Verbindung nur noch an einem seidenen Faden, so als das Reich beinahe von Invasoren überrannt wurde und weite Teile seines Territoriums in Europa und Asien verlor. 1204 wurde Konstantinopel durch das Heer des Vierten Kreuzzugs und die venezianische Flotte erobert und geplündert und das Byzantinische Reich auf verschiedene Kleinstaaten reduziert, zwei davon in Kleinasien. Einer dieser Kleinstaaten, der von der Dynastie der Laskariden regiert wurde, hatte seine Hauptstadt in Nikaia, während die Dynastie der Komnenen von ihrer Hauptstadt Trapezunt aus regierte. 1261 eroberten die Griechen von Nikaia Konstantinopel zurück, und es wurde wieder zur Hauptstadt des Byzantinischen Reiches, das an Größe und Macht allerdings gegenüber dem einstigen Imperium unter Justinian sehr reduziert war.
    Im Jahrhundert vor dem Vierten Kreuzzug hatten mehrere italienische Stadtstaaten im Byzantinischen Reich Handelskonzessionen erworben, die es ihnen gestatteten, in Konstantinopel und anderen Städten des Reiches Handelsniederlassungen einzurichten. Genua, Venedig, Pisa und Amalfi besaßen Konzessionen in Konstantinopel, wo sie Docks und Lagerhäuser entlang des GoldenenHorns, aber auch Wohnhäuser und Kirchen für die Händler und ihre Familien erbauten. Diese lateinischen Konzessionen bestanden bis zum Ende des Byzantinischen Reiches und dienten nicht nur als Zentren des Handels zwischen dem griechisch geprägten Osten und dem lateinischsprachigen Westen, sondern auch als Zentren des kulturellen Austauschs.
    Zu einem solchen kulturellen Austausch kam es zum Beispiel 1136, während der Regierungszeit des byzantinischen Kaisers Johannes II. Komnenos: Lothar III., Kaiser des Heiligen Römischen Reiches, sandte eine Delegation nach Konstantinopel, die dort die theologischen Differenzen zwischen der römisch-katholischen und der griechisch-orthodoxen Kirche besprechen sollte. Die Gesandtschaft leitete Anselm, Bischof von Havelberg und späterer Erzbischof von Ravenna. Nach der Ankunft in Konstantinopel ging er mit seinem Gefolge in das pisanische Viertel am Goldenen Horn, um mit einer Gruppe griechischer Geistlicher unter der Leitung des Niketas, des Erzbischofs von Nikomedia, Fragen der Theologie zu erörtern. Anselm berichtet:

    Nicht wenige Lateiner nahmen teil, unter ihnen drei weise Männer, die beide Sprachen [Latein und Griechisch] kannten und literarisch gebildet waren, einer namens Jacobus, ein Venezianer, einer namens Burgundio, ein Pisaner, und als dritter und hervorragendster der ob seiner griechischen und lateinischen literarischen Bildung bei beiden Völkern hochberühmte Moses, ein Italiener aus Bergamo. Dieser wurde von allen gewählt, dass er beiden Seiten ein treuer Dolmetscher sei.

    Der erste dieser Gelehrten, Jakob von Venedig, heißt in latinisierter Form Iacobus Veneticus Grecus, möglicherweise ein Hinweis darauf, dass er der griechischen Gemeinde in Venedig angehörte. Auf alle Fälle sprach er fließend Griechisch und Latein, wie aus einem Eintrag für das Jahr 1128 in der Chronik des Robert von Torigni, des Abts von Mont Saint-Michel, hervorgeht: »Jakob, ein Angestellter aus Venedig, übersetzte einige Bücher des Aristoteles vom Griechischenins Lateinische und kommentierte sie, im einzelnen
Topik,
die
Erste
und die
Zweite Analyse
und die [
Sophistici
]
Elenchi (Sophistische Überlegungen)
, obwohl ihm eine frühere Übersetzung dieser Bücher zur Verfügung stand.«
    Jakob war der erste europäische Gelehrte des 12. Jahrhunderts, der die Werke des Aristoteles ins lateinische Abendland brachte. Neben den von Robert von Torigni erwähnten Werken übersetzte er auch als Erster Aristoteles’
Physik
,
De

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