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Platon in Bagdad

Platon in Bagdad

Titel: Platon in Bagdad Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: John Freely
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anima
,
Metaphysica
und
Parva naturalia
aus dem Griechischen. Sein Kommentar zu den
Sophistici elenchi
verdeutlicht, dass er von der byzantinischen Forschung auf diesem Gebiet wusste, die eine einzigartige Quelle für die Werke des Aristoteles und anderer griechischer Autoren war. Zusammen mit ihren Überarbeitungen bildeten Jakobs Übersetzungen die Grundlage für einen Großteil der Aristoteles-Studien in Europa bis zum 16. Jahrhundert.
    Burgundio der Pisaner reiste häufig von Pisa nach Konstantinopel und Sizilien, einer weiteren ergiebigen Fundgrube für griechische Handschriften. Zu seinen Übersetzungen aus dem Griechischen gehörten die
Aphorismen
des Hippokrates, zehn Werke von Galen sowie Aristoteles’
Meteorologie.
    Moses von Bergamo, der laut Anselm bei der theologischen Disputation 1136 als Dolmetscher fungierte, lebte damals im venezianischen Viertel von Konstantinopel. In einem Brief teilt er mit, er habe Griechisch gelernt, um bisher unbekannte Handschriften ins Lateinische übersetzen zu können. Jahrelang hatte er griechische Handschriften gesammelt, für die er, wie er selbst sagt, insgesamt drei Pfund Gold bezahlte, doch bei einem Brand 1130 gingen sie alle verloren. Von seinen Übersetzungen sind nur Werke griechischer Grammatiker und frühbyzantinischer Theologen erhalten.
    Auch in Sizilien wurden Übersetzungen aus dem Griechischen ins Lateinische angefertigt, besonders während der Regentschaft Wilhelms I. (reg. 1154 – 1166), des Sohnes und Nachfolgers Rogers II., der ebenfalls die Gelehrsamkeit förderte. Die beiden wichtigstenÜbersetzer während seiner Regierungszeit waren Henricus Aristippus und Eugen von Palermo, genannt Emir. Beide gehörten der königlichen Regierung an, und beide hinterließen Grabreden auf Wilhelm, in denen sie seiner als eines Philosophen und Königs gedachten, der seinen Hof den führenden Gelehrten der Welt geöffnet hatte. Aristippus wurde 1156 Erzdiakon von Catania und übernahm vier Jahre später die Verantwortung für die gesamte Verwaltung des Königreichs Sizilien. Als Erster übersetzte er die platonischen Dialoge
Menon und Phaidon
sowie das vierte Buch von Aristoteles’
Meteorologie
, die allesamt bis in die frühe Renaissance verwendet wurden. Aristippus hielt sich auch als Gesandter am Hof Manuels I. Komnenos in Konstantinopel auf, wo der Kaiser ihm als Geschenk für König Wilhelm eine schöne Handschrift von Ptolemaios’
Almagest
überreichte. Die erste lateinische Übersetzung dieser Handschrift aus dem Griechischen wurde um 1160 in Palermo von einem anonymen Gastgelehrten angefertigt. Dieser Gelehrte übersetzte am sizilianischen Hof noch weitere Werke vom Griechischen ins Lateinische, darunter Euklids
Optika
und
Katoptrika, De motu
von Proklos und
Pneumatika
von Heron von Alexandria.
    Der unbekannte Übersetzer merkte an, dass er von Eugen von Palermo Unterstützung erhalten hatte, »einer im Griechischen und Arabischen äußerst gelehrten Persönlichkeit und nicht unwissend im Lateinischen«. Wie aus seiner überlieferten Dichtung ersichtlich, war Eugen, der in der königlichen Verwaltung das Amt des Emirs bekleidete, vermutlich Grieche.
    Der produktivste der gelehrten mittelalterlichen Übersetzer vom Griechischen ins Lateinische war der Dominikaner Wilhelm von Moerbeke aus Flandern. Es ist bekannt, dass er im Frühjahr 1260 Nikaia besuchte, als die Byzantiner ihre Hauptstadt noch dort hatten, weil sie Konstantinopel erst im folgenden Jahr zurückerobern konnten, und es ist durchaus möglich, dass er dort griechische Handschriften erwarb. Er nahm am Zweiten Konzil von Lyon(Mai – Juni 1274) teil, das eine Wiedervereinigung der griechischen und der lateinischen Kirche herbeiführen sollte, und bei einer päpstlichen Messe sang er gemeinsam mit byzantinischen Geistlichen das
Credo
auf Griechisch.
    Von Thomas von Aquin soll Wilhelm die Anregung erhalten haben, Aristoteles’ Werke direkt aus dem Griechischen zu übersetzen. Er berichtet, dass er diese Aufgabe annahm, »trotz der schweren und öden Arbeit, die das bedeutet, um lateinischen Gelehrten neuen Stoff für ihr Studium zu bieten«.
    Zu Wilhelms griechischen Übersetzungen zählten die Schriften des Aristoteles, Kommentare zu Aristoteles und Werke von Archimedes, Proklos, Heron von Alexandria, Ptolemaios und Galen. Wie beliebt diese Übersetzungen waren, zeigt sich an der Zahl der erhaltenen Exemplare, darunter Handschriftenkopien aus dem 13. bis 15. Jahrhundert, gedruckte Ausgaben ab dem

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