Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Plattform

Plattform

Titel: Plattform Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michel Houellebecq
Vom Netzwerk:
so weit ich konnte, und schloß die Augen. Das Lustgefühl nahm ruckweise und ziemlich blitzartig zu und explodierte, kurz bevor ich in Nicoles Mund kam. Ich war einen Augenblick lang wie gelähmt, hinter den geschlossenen Lidern blitzten leuchtende Punkte auf, und ich stellte ein wenig später fest, daß ich am Rand der Ohnmacht gewesen war. Ich öffnete mit Mühe die Augen. Nicole hielt immer noch meine Schwanzspitze im Mund. Valérie hatte mir den Arm um den Hals gelegt, sie blickte mich mit einem rätselhaften, gerührten Ausdruck an; sie sagte mir, ich hätte sehr laut geschrien.
        Wenig später begleiteten sie uns nach Hause. Im Auto überkam Nicole eine neue Welle der Erregung. Sie holte ihre Brüste aus dem Korsett, zog ihren Rock hoch, ließ sich auf die Rückbank sinken und legte den Kopf auf meine Schenkel. Ich wichste sie bedächtig, mit sicherer Hand; ich hatte ihre Reaktionen gut unter Kontrolle, spürte, wie ihre Spalte feucht und ihre Brustwarzen steif wurden. Der Geruch ihrer Möse erfüllte den Wagen. Jérôme fuhr vorsichtig, hielt an jeder roten Ampel; hinter den Scheiben erkannte ich die Lichter der Place de la Concorde, den Obelisken, dann den Pont Alexandre III, den Invalidendom. Ich fühlte mich gut, heiter und gelassen, aber noch ein wenig unternehmungslustig. Sie kam etwa auf der Höhe der Place d'Italie. Wir trennten uns, nachdem wir unsere Telephonnummern ausgetauscht hatten.

        Jean-Yves dagegen überkam eine leichte Welle der Traurigkeit, nachdem wir uns getrennt hatten ; er hielt auf der Avenue de la République. Die Aufregung des Tages hatte sich gelegt; er wußte, daß Audrey nicht zu Hause war, aber eigentlich war er eher froh darüber. Er würde sie am folgenden Morgen kurz sehen, ehe sie zum Skaten aus dem Haus ging; seit der Rückkehr aus den Ferien schliefen sie in getrennten Betten.
        Warum sollte er nach Hause gehen? Er lehnte sich auf seinem Sitz zurück, überlegte, ob er einen Radiosender suchen sollte, ließ es dann jedoch sein. Gruppen von Jungen und Mädchen liefen die Straße entlang; sie schienen ihren Spaß zu haben, auf jeden Fall stießen sie laute Schreie aus. Manche hatten Bierdosen in der Hand. Er hätte aussteigen, sich zu ihnen gesellen und vielleicht eine Schlägerei auslösen können; er hätte alles mögliche tun können. Schließlich ging er aber doch nach Hause. Er liebte seine Tochter irgendwie, zumindest nahm er das an; er empfand für sie irgend etwas Organisches und potentiell mit Blut Vermischtes, was der Definition des Begriffs entsprach. Für seinen Sohn empfand er nichts, was dem ähnelte. Vielleicht war er ja auch gar nicht dessen Vater; er hatte Audrey auf einer etwas wackligen Basis geheiratet. Für sie empfand er jedenfalls nur noch Verachtung und Ekel ; viel zu viel Ekel, er wäre ihr lieber mit Gleichgültigkeit begegnet. Vielleicht war es das, worauf er wartete, um sich von ihr scheiden zu lassen, diese Gleichgültigkeit ihr gegenüber. Zur Zeit hatte er noch zu sehr den Eindruck, daß sie dafür bezahlen müsse. Dabei werde wohl eher ich bezahlen, sagte er sich plötzlich verbittert. Sie würde die Kinder behalten können und er ziemlich hohe Unterhaltkosten zahlen müssen. Es sei denn, er versuchte die Kinder zu bekommen, für sie zu kämpfen. Aber nein, sagte er sich schließlich, das lohnt sich nicht. Schade nur um Angélique. Allein würde er besser zurechtkommen, dann konnte er versuchen, ein neues Leben zu begin nen, was soviel hieß wie eine andere Tussi zu finden. Mit zwei Kindern am Hals würde sie es nicht so leicht haben, die alte Giftziege. Er tröstete sich mit dem Gedanken, daß er es beim nächsten Mal kaum schlimmer treffen könne und daß sie letztlich bei der Scheidung den Kürzeren ziehen würde. Sie war längst nicht mehr so hübsch wie damals, als er sie kennengelernt hatte; sie sah zwar immer noch recht gut aus und kleidete sich sehr modisch, aber da er ihren Körper kannte, wußte er, daß es mit ihr schon bergab ging. Ihre Karriere als Anwältin war im übrigen längst nicht so glänzend, wie sie es im Gespräch darstellte; und wenn sie für die Kinder sorgen mußte, dürfte sich das, wie er vermutete, nicht gerade vorteilhaft auf ihren Beruf auswirken. Die Leute haben an ihren Sprößlingen schwer zu tragen, sie sind für sie eine schwere Last, die sie in ihrer Bewegungsfreiheit einschränkt - und in den meisten Fällen tatsächlich schließlich ins Grab bringt. Er würde seine Rache bekommen,

Weitere Kostenlose Bücher