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Titel: Plattform Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michel Houellebecq
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herrlichen Landschaft entstehen können?« Er zeigte wieder mit echter Gemütsbewegung auf das Niltal. »Nein, mon sieur. Der Islam konnte nur im Stumpfsinn einer Wüste entstehen, inmitten dreckiger Beduinen, die nichts anderes zu tun hatten - entschuldigen Sie den Ausdruck -, als ihre Kamele zu ficken. Je mehr sich eine Religion dem Monotheismus nähert denken Sie daran, cher monsieur -, um so unmenschlicher und grausamer ist sie; und der Islam ist im Vergleich zu allen anderen Konfessionen die Religion, die den Menschen den radikalsten Monotheismus aufzwingt. Seit es den Islam gibt, zeichnet er sich durch eine ununterbrochene Folge von Kriegen, Invasionen und Blutbädern aus; solange er existiert, wird nie Eintracht auf der Welt herrschen. Und genausowenig können Klugheit und Talent auf islamischem Boden den ihnen gebührenden Platz finden; wenn es arabische Mathematiker, Dichter und Gelehrte gegeben hat, dann nur deshalb, weil sie vom Glauben abgefallen waren. Bei der Lektüre des Korans wird man zwangsläufig von der bedauerlichen Tautologie überrascht, die das Werk charakterisiert: >Es gibt keinen anderen Gott außer Gott allein< usw. Damit, das müssen Sie zugeben, kommt man nicht weit. Der Übergang zum Monotheismus ist absolut kein Abstraktionsversuch, wie manchmal behauptet wird, sondern nur ein Abgleiten in die Verdummung. Sie werden bemerkt haben, daß sich eine solch subtile Religion wie der Katholizismus, den ich achte und der genau weiß, was der menschlichen Natur angemessen ist, sehr bald vom Monotheismus entfernt hat, den ihm die ursprüngliche Doktrin auferlegen wollte. Durch das Dogma der Dreieinigkeit, den Marien- und den Heiligenkult, die Anerkennung der höllischen Mächte und die bewundernswerte Erfindung der Engel hat er nach und nach einen authentischen Polytheismus wiederaufgebaut; nur aufgrund dieser Voraussetzung hat er die Erde mit zahllosen künstlerischen Glanzleistungen überhäufen können. Ein einziger Gott! Was für ein Unsinn! Was für ein unmenschlicher, mörderischer Unsinn!... Ein Gott aus Stein, cher monsieur, ein blutrünstiger, eifersüchtiger Gott, der nie die Grenzen der Wüste Sinai hätte überschreiten dürfen. Wieviel tiefsinniger, menschlicher und weiser nur unsere ägyptische Religion war, wenn man mal darüber nachdenkt... Und unsere Frauen! Wie schön unsere Frauen waren! Erinnern Sie sich nur an Cleopatra, die den großen Cäsar in ihren Bann zog. Sehen Sie sich nur an, was heute davon übriggeblieben ist...« Er zeigte auf gut Glück auf zwei verschleierte Frauen, die sich müh sam unter der Last von Warenballen dahinschleppten. »Fettsäcke. Unförmige Fettsäcke, die sich unter zerlumpten Tüchern verstecken. Sobald sie verheiratet sind, denken sie nur noch ans Essen. Sie fressen und fressen und fressen! ...« Sein Gesicht blähte sich mit ausdrucksvoller Mimik im Stil von Louis de Funès auf. »Nein, glauben Sie mir, cher monsieur, die Wüste bringt nur Geisteskranke und Idioten hervor. Können Sie mir Leute aus Ihrer edlen westlichen Kultur nennen, die ich übrigens bewundere und achte, die die Wüste angezogen hat? Nur Päderasten, Abenteurer und zwielichtige Gestalten. Wie dieser lächerliche Hauptmann Lawrence, ein dekadenter Homosexueller und pathetischer Angeber. Und wie Ihr niederträchtiger Henry de Monfreid, ein skrupelloser Schwarzhändler, der bereit war, sich auf alle schmutzigen Geschäfte einzulassen. Nichts Großes oder Edles, nichts Hochherziges oder Gesundes; nichts, das die Menschheit hätte weiterbringen oder sie über sich selbst hätte hinauswachsen lassen können. «

        »Gut, also Abenteuer für Ägypten ...«, sagte Jean-Yves nüchtern. Er entschuldigte sich, daß er meinen Bericht unterbrach, aber wir mußten uns noch über Kenia unterhalten. Ein schwieriger Fall. »Ich wäre dafür, Kenia in die Kategorie >Abenteuer< aufzunehmen«, schlug er vor, nachdem er seine Unterlagen zu Rate gezogen hatte.
        »Das ist schade ...«, seufzte Valérie, »die Frauen in Kenia sind nicht schlecht. «
        »Woher weißt du denn das?«
        » Ich meine, nicht nur in Kenia, überhaupt in Afrika. «
        »Ja, aber Frauen gibt es überall. In Kenia gibt es immerhin Nashörner, Zebras, Gnus, Elefanten und Büffel. Ich schlage vor, wir sehen Senegal und die Elfenbeinküste für die >AphroditeClubs< vor und lassen Kenia unter >Abenteuer< laufen. Außerdem ist das eine ehemalige englische Kolonie, das ist schlecht für das

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