Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Plattform

Plattform

Titel: Plattform Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michel Houellebecq
Vom Netzwerk:
erotische Image; für Abenteuer geht das eher. «
        »Die Frauen von der Elfenbeinküste riechen gut...«, bemerkte ich verträumt.
        »Was willst du damit sagen?«
        » Sie riechen nach Sex. «
        »Ja ...» Er kaute mechanisch auf seinem Filzstift. »Das könnte man für einen Werbespot benutzen. > Elfenbeinküste, Küste der Wohlgerüche< oder so was in der Art. Mit einem schweißüberströmten, etwas zerzausten Mädchen in einem Wickeltuch. Das muß ich mir notieren. «
        »>Und nackte Sklaven, von Wohlgerüchen durchtränkt.. .<, Baudelaire, die Rechte sind frei. «
        » Das geht nicht durch. «
        »Ist mir klar.«

        Die anderen afrikanischen Länder bereiteten weniger Schwierigkeiten. »Mit den Afrikanern«, bemerkte Jean-Yves, » gibt es übrigens nie Schwierigkeiten. Sie vögeln sogar umsonst, sogar die Dicken. Man muß nur Kondome in den Clubs zur Verfügung stellen, das ist alles ; in dieser Hinsicht sind sie manchmal etwas eigensinnig.« Er schrieb FÜR KONDOME SORGEN in sein Notizbuch und unterstrich es zweimal.
        Mit Teneriffa waren wir noch schneller fertig. Die Insel erzielte mittelmäßige Ergebnisse, aber sie hatte Jean-Yves zufolge für den angelsächsischen Markt eine strategische Bedeutung. Eine annehmbare Abenteuerrundreise mit einer Besteigung des Pico de Teyde und einem Ausflug mit dem Gleitboot nach Lanzarote ließ sich leicht veranstalten. Die Infrastruktur des Hotelwesens war durchaus korrekt und verläßlich.
        Wir kamen auf die beiden Clubs zu sprechen, die die Highlights der Hotelkette ausmachen sollten: Boca Chica auf Santo Domingo und Guardalavaca auf Kuba. »Wir sollten king-size Betten vorsehen«, schlug Valérie vor. »Einverstanden«, erwiderte Jean-Yves sofort. »Einen eigenen Whirlpool in den Suiten«, schlug ich vor. »Nein«, entschied er. »Wir bleiben in der
    mittleren Kategorie.« Alles verband sich ganz natürlich miteinander, ohne daß wir zögerten oder zweifelten; man mußte nur dafür sorgen, daß die Geschäftsführer der Ferienclubs die Preise für die einheimische Prostitution vereinheitlichten.
        Wir legten eine kurze Pause ein, um zu Mittag zu essen. Zur gleichen Zeit schlugen zwei Jugendliche aus der Cité des Courtilières einer Frau in den Sechzigern mit einem Baseballschläger den Schädel ein. Als Vorspeise nahm ich Makrelen in Weißweinsoße.
        » Habt ihr irgendwas in Thailand vorgesehen?« fragte ich.
        »Ja, in Krabi lassen wir gerade ein Hotel bauen. Das ist das Reiseziel, das seit kurzem in Mode ist, nach Phuket. Wir könnten ohne Schwierigkeiten die Bauarbeiten beschleunigen, damit es zum 1. Januar fertig ist; es wäre gut, mit einer etwas anspruchsvollen Einweihung zu starten.«

    Wir verbrachten den Nachmittag damit, die verschiedenen Neuerungen der Aphrodite Clubs zu entwickeln. Der wesentliche Punkt bestand selbstverständlich darin, den einheimischen Prostituierten und Strichjungen den Zugang zu den Clubs zu ermöglichen. Es kam natürlich nicht in Frage, Kinderclubs oder so etwas einzurichten; das Beste war wohl, keine Kinder unter sechzehn aufzunehmen. Valérie machte den genialen Vorschlag, als Grundtarif in den Katalogen den Preis für Einzelzimmer anzugeben und eine Ermäßigung von 10 % für die Zimmer zu gewähren, die von Paaren bewohnt wurden; also kurz gesagt, die übliche Präsentation umzukehren. Ich glaube, ich habe den Vorschlag gemacht, eine gay-friendly Politik zu propagieren und das Gerücht zu verbreiten, daß etwa 20 % der Gäste in den Clubs Homosexuelle seien: Diese Information genügte im allgemeinen, um sie anzulocken; und eine Sex-Atmosphäre entstehen zu lassen, davon verstanden sie was. Länger beschäftigte uns die Frage, welchen Slogan wir der Werbekampagne zugrunde legen sollten. Jean-Yves hatte eine einfache, wirksame Formel gefun den: »Ferien - um sich mal richtig auszutoben«; aber ich habe schließlich die Stimmenmehrheit mit folgendem Spruch erzielt: » Eldorador Aphrodite : weil wir das Recht haben, uns zu vergnügen«. »Seit dem Eingreifen der NATO im Kosovo ist der Begriff >Recht< wieder aufgewertet worden«, erklärte Jean-Yves in etwas zweideutigem Ton; aber in Wirklichkeit meinte er es ernst, denn er hatte in Stratégies einen Artikel darüber gelesen. »Alle Werbekampagnen der letzten Zeit, die auf dem Thema des Rechts oder des Anspruchs basieren, sind erfolgreich gewesen: das Recht auf Innovation, das Recht auf

Weitere Kostenlose Bücher