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wesentlichen Events. Events? Ja. Mit institutionellen Partnern oder Unternehmen, die sich auf dem Sektor des Sponsoring profilieren wollten. Damit war bestimmt eine Menge Kohle zu machen, dachte ich. Ja und nein. Inzwischen hätten sich die Unternehmen mehr auf die »Menschenrechte« verlegt, die Investitionen in ihrem Bereich seien daher zurückgegangen. Aber trotzdem liefe die Sache noch ganz gut. Ich erkundigte mich nach ihrem Gehalt: Es sei gut. Es hätte besser sein können, aber es sei gut. Etwa fünfundzwanzigmal so hoch wie das eines Arbeiters in der Metallindustrie in Surat Thani. Die Wirtschaft ist ein Rätsel.
Nach der Ankunft im Hotel ging die Gruppe auseinander, ich vermutete das jedenfalls; ich hatte keine große Lust, mit den anderen zu Mittag zu essen; ich hatte die anderen ein wenig satt. Ich zog die Vorhänge zu und legte mich hin. Seltsamerweise schlief ich gleich ein und träumte von einer Nordafrikanerin, die in einem Metroabteil tanzte. Sie hatte nicht Aïchas Gesichtszüge, glaube ich zumindest. Sie lehnte sich an den Mittelpfeiler wie die Go-go-Girls in den Nachtlokalen. Ihre Brüste waren von einem winzigen Baumwollband bedeckt, das sie nach und nach hochzog. Mit einem Lächeln befreite sie ihre Brüste ganz; sie waren prall, rund und braun, wunderschön. Anschließend leckte sie an ihren Fingern und streichelte ihre Brustwarzen. Dann legte sie ihre Hand auf meine Hose, öffnete den Hosenschlitz, holte mein Glied heraus und wichste mich. Die Leute gingen an uns vorbei und stiegen in ihren jeweiligen Stationen aus. Sie hockte sich auf alle viere und hob ihren Minirock hoch; sie trug nichts darunter. Ihre Scheide war einladend, von kohlschwarzen Haaren umgeben, wie ein Geschenk; ich drang langsam in sie ein. Die Metro war halbvoll, aber niemand beachtete uns. All das konnte sich unmöglich ereignen. Es war ein Hungertraum, der lächerliche Traum eines alternden Mannes.
Gegen fünf Uhr wachte ich auf und stellte fest, daß die Bettlaken ausgiebig mit Sperma befleckt waren. Ein unwillkürlicher Samenerguß... das war rührend. Ich stellte auch zu meiner gro ßen Überraschung fest, daß ich immer noch eine Erektion hatte; das machte wohl das Klima. Ein Kakerlak lag auf dem Rücken mitten auf dem Nachttisch, man konnte seine Beine deutlich erkennen. Der brauchte sich keine Sorgen mehr zu machen, wie mein Vater gesagt hätte. Mein Vater ist Ende 2000 gestorben; er hat gut daran getan. Auf diese Weise hatte sich sein ganzes Dasein auf das 20. Jahrhundert beschränkt, für das er ein abscheulich charakteristisches Element dargestellt hatte. Ich ging auf die Fünfzig zu, nein, eigentlich war ich noch nicht einmal richtig m den Vierzigern, denn ich war ja erst knapp vierzig; ich war etwa auf halbem Weg. Der Tod meines Vaters ließ mir eine gewisse Freiheit. Ich hatte mein letztes Wort noch nicht gesagt.
Das Hotel lag an der Ostküste von Koh Samui und entsprach genau dem Bild des tropischen Paradieses, wie man sie in den Broschüren der Reisebüros abgebildet sieht. Die Hügel ringsumher waren von dichtem Dschungel bedeckt. Die von Laubwerk umgebenen niedrigen Gebäude waren terrassenförmig angelegt und gingen stufenweise bis zu einer riesigen ovalen Poolanlage hinab, die an beiden Enden einen Whirlpool besaß. Außerdem befand sich mitten im Wasser auf einer kleinen Insel eine »Swim-up«-Pool-Bar. Ein paar Meter tiefer war ein weißer Sandstrand und das Meer. Ich warf einen zurückhaltenden Blick auf die Umgebung; von weitem erkannte ich Lionel, der in den Wellen planschte wie ein behinderter Delphin. Dann machte ich kehrt und ging über einen schmalen Steg, der über das Wasser führte, zur Pool-Bar. Mit eingeübter Lässigkeit studierte ich die Cocktailkarte; die happy hour war angebrochen.
Ich hatte mich gerade für einen Singapore Sling entschieden, als Babette auftauchte. »Na?...« sagte ich. »Na?...« Sie trug ein zweiteiliges, nicht sehr knappes Bade-Ensemble, das aus eng anliegenden Shorts und einem großen Oberteil in harmonischen hell- und dunkelblauen Tönen bestand. Der Stoff schien außerordentlich fein zu sein ; es war ein Badeanzug, der wohl erst rich tig zur Geltung kam, wenn er naß war. »Gehen Sie nicht ins Wasser?« fragte sie. »Äh...«, sagte ich. Dann tauchte Léa auf, auf klassischere Weise sexy, in einem einteiligen Badeanzug aus leuchtend rotem Vinyl mit schwarzen, leicht geöffneten Reißverschlüssen (einer davon ließ die
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