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einer solchen Diktatur zu machen, indem man sie durch Devisen unterstützte. Ja, ja, dachte ich, die Devisen. » Die Menschenrechte, die sind wichtig! « rief sie fast verzweifelt. Wenn die Leute über die »Menschenrechte« reden, habe ich immer mehr oder weniger den Eindruck, es handele sich dabei um Ironie; aber das war hier nicht der Fall, glaube ich.
»Ich persönlich fahre seit Francos Tod nicht mehr nach Spanien «, schaltete sich Robert ein und setzte sich an unseren Tisch. Den Typen hatte ich nicht ankommen sehen. Er schien bestens in Form zu sein, all seine Fähigkeiten, anderen zu schaden, waren wiederhergestellt. Er teilte uns mit, daß er total betrunken zu Bett gegangen sei und dementsprechend ausgezeichnet geschlafen habe. Er sei auf dem Weg zu seinem Bungalow mehrmals fast in den Fluß gestürzt; aber letztlich sei das doch nicht passiert. »Inch Allah«, sagte er mit volltönender Stimme zum Schluß.
Nach dieser Karikatur eines Frühstücks begleitete mich Sylvie zu meinem Zimmer. Unterwegs begegneten wir Josiane. Sie war finster, verschlossen und würdigte uns keines Blickes; auch sie schien weit entfernt vom Weg der Vergebung zu sein. Ich hatte erfahren, daß sie im Zivilleben, wie René im Scherz ge sagt hatte, Literaturprofessorin war; das wunderte mich nicht im geringsten. Sie war genauso eine Schlampe wie die, die mich vor Jahren veranlaßt hatte, mein Literaturstudium abzubrechen.
Ich gab Sylvie die Tube mit der reizlindernden Creme. »Ich bringe sie Ihnen gleich wieder«, sagte sie. »Sie können Sie behalten, wir werden von jetzt an wahrscheinlich keine Mücken mehr antreffen ; ich glaube, sie mögen keine Meeresküsten. « Sie dankte mir, schritt zur Tür, zögerte und drehte sich um: »Sie können doch wohl nicht mit der sexuellen Ausbeutung von Kindern einverstanden sein!...« rief sie bedrückt. Ich hatte mit irgend so etwas gerechnet, schüttelte den Kopf und erwiderte matt: »In Thailand gibt es kaum Kinderprostitution. Meiner Ansicht nach nicht mehr als in Europa.« Sie nickte nur halbwegs überzeugt und ging hinaus. In Wirklichkeit verfügte ich über weitaus genauere Informationen, die ich einem seltsamen Buch mit dem Titel The White Book entnommen hatte, das ich mir während meiner vorigen Reise gekauft hatte. Es war ohne den Verfassernamen und ohne Angabe des Verlags erschienen, anscheinend veröffentlicht von einem Verein namens »Inquisition 2000«. Unter dem Vorwand, den Sextourismus anzuprangern, lieferte das Buch sämtliche einschlägigen Adressen, Land für Land jedes informative Kapitel begann mit einem kurzen, vehementen Aufruf zur Achtung des göttlichen Plans und zur Wiedereinführung der Todesstrafe für Sexualtäter. Hinsichtlich der Pädophilie war das White Book sehr klar: Sie rieten förmlich von Thailand ab, das uninteressant geworden sei, wenn es überhaupt jemals von Interesse gewesen war. Statt dessen solle man lieber auf die Philippinen oder noch besser nach Kambodscha fahren - die Reise könne zwar gefährlich sein, lohne sich aber durchaus.
Im 12. Jahrhundert, zum Zeitpunkt der Errichtung von Angkor Vat, erreichte das Khmerreich seinen Höhepunkt. Anschließend ging es ziemlich stark bergab; die Hauptfeinde Thai
lands waren von diesem Zeitpunkt an die Birmanen. 1351 gründete König Ramathibodi I. die Stadt Ayutthaya. 1402 fiel sein Sohn Ramathibodi II. in das im Niedergang begriffene Reich von Angkor ein. Die sechsunddreißig Herrscher von Ayutthaya prägten ihre Herrschaft durch die Errichtung von buddhistischen Tempeln und Palästen. Im 16. und 17. Jahrhundert war es den Berichten französischer und portugiesischer Reisender zufolge die herrlichste Stadt Asiens. Die Kriege gegen die Birmanen gingen weiter, und 1767 fiel Ayutthaya nach fiinfzehnmonatiger Belagerung. Die Birmanen plünderten die Stadt, schmolzen das Gold der Statuen ein und ließen nur Ruinen zurück.
Jetzt war alles sehr friedlich, eine leichte Brise wehte Staub zwischen den Tempeln auf. Von König Ramathibodi war bis auf ein paar Zeilen im Guide Michelin nicht mehr viel übrig geblieben. Das Bild des Buddha war dagegen noch sehr gegenwärtig und hatte all seine Bedeutung behalten. Die Birmanen hatten thailändische Handwerker verschleppt und sich ein paar Hundert Kilometer weiter identische Tempel errichten lassen. Der Wille zur Macht existiert, er äußert sich in Form von Geschichte; sie ist als solche grundsätzlich unproduktiv. Das Lächeln des Buddha
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