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Titel: Plattform Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michel Houellebecq
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Koordination der Arbeiten das einzige Prinzip der Verbindung bleibt, verkümmert die eheliche Vereinigung ihrer Tendenz nach zwangsläufig zu einer bloßen
    Assoziation, ja wird sich sogar sehr bald schon im Kern auflösen.« Ich tat im Büro weiterhin so wenig wie möglich; ich mußte zwar zwei oder drei wichtige Ausstellungen vorbereiten, doch ich brachte das ohne Schwierigkeiten hinter mich. Es ist nicht schwer, in einem Büro zu arbeiten, man braucht nur ein wenig gewissenhaft zu sein, schnell Entscheidungen zu treffen und sich an sie zu halten. Ich hatte rasch begriffen, daß es nicht darauf ankommt, die beste Entscheidung zu treffen, sondern daß es in den meisten Fallen genügt, irgendeine Entscheidung zu treffen, vorausgesetzt, man trifft sie schnell; zumindest wenn man im Staatsdienst arbeitet. Manche künstlerischen Projekte lehnte ich ab, andere unterstützte ich: nach Kriterien, die unzureichend waren, nicht ein einziges Mal in zehn Jahren hatte ich um zusätzliche Informationen gebeten; und ich machte mir im allgemeinen deswegen keine Gewissensbisse. Im Grunde hatte ich für das Milieu der zeitgenössischen Kunst wenig übrig. Die meisten Künstler, die ich kannte, verhielten sich genau wie Unternehmer: Sie waren ständig auf der Suche nach neuen, ausbaufähigen Bereichen, und dann versuchten sie sich schnell zu plazieren. Wie die Unternehmer hatten sie zumeist die gleichen Schulen besucht, waren nach demselben Modell geschaffen. Dennoch gibt es einige Unterschiede: Im Bereich der Kunst ist der Erfolgszuschlag für Neuerungen höher als in den meisten anderen Berufssparten; außerdem operieren die Künstler oft im Rahmen einer Clique oder eines Netzwerks; die Unternehmer dagegen sind einsame Wesen, die von Feinden umgeben sind: auf der einen Seite die Aktionäre, die jederzeit bereit sind, sie fallenzulassen, auf der anderen die Führungskräfte, die jederzeit bereit sind, sie zu verraten. Aber bei den Kunstausstellungen, um die ich mich zu kümmern hatte, empfand ich nur selten eine innere Notwendigkeit. Ende Juni fand immerhin die Ausstellung von Bertrand Bredane statt, die ich von Anfang an hartnäckig unterstützt hatte - und zwar zur großen Überraschung von Marie-Jeanne, die sich an meine gleichgültige Gefügigkeit gewöhnt hatte und persön
    lich von den Werken dieses Typen zutiefst geschockt war. Er gehörte nicht gerade zu den jungen Künstlern, er war bereits dreiundvierzig und sah ziemlich mitgenommen aus - er glich ziemlich dem versoffenen Dichter in dem Film Der Gendarm von Saint Trapez. Bekannt geworden war er vor allem dadurch, daß er in den Höschen von jungen Frauen Fleisch hatte verrotten lassen oder in seinen eigenen Exkrementen Fliegen gezüchtet hatte, die er anschließend in den Ausstellungsräumen freiließ. Er hatte nie viel Erfolg gehabt, er gehörte nicht den richtigen Kreisen an und versteifte sich darauf, eine etwas überholte trash -Richtung fortzusetzen. Ich spürte in ihm eine gewisse Authentizität - aber vielleicht war das auch nur die Authentizität des Scheiterns. Er wirkte nicht sehr ausgeglichen. Sein letztes Projekt war noch schlimmer als die früheren - oder besser, das ist Auffassungssache. Er hatte einen Videofilm darüber gedreht, was mit den Leichen jener Leute geschah, die sich bereiterklärt hatten, ihren Körper nach dem Tod der Wissenschaft zu überlassen - also zum Beispiel als Leichenpräparat, an dem die Studenten in der medizinischen Fakultät das Sezieren übten. Ein paar richtige, normal gekleidete Medizinstudenten sollten sich unter das Publikum mischen und hin und wieder abgeschnittene Hände oder aus den Augenhöhlen gelöste Augen vorzeigen - kurz gesagt, sie sollten jene Scherze treiben, die der Legende nach unter Medizinstudenten so beliebt waren. Ich beging den Fehler, Valérie zur Vernissage mitzunehmen, obwohl sie sehr abgespannt von der Arbeit heimgekommen war. Ich stellte überrascht fest, daß ein Haufen Leute da waren, unter ihnen mehrere wichtige Persönlichkeiten: Sollte für Bertrand Bredane eine Erfolgssträhne beginnen? Nach einer halben Stunde hatte sie genug und bat mich, wir sollten gehen. Ein Medizinstudent, der einen abgeschnittenen Pimmel mit behaartem Hodensack in der Hand hielt, blieb vor ihr stehen. Sie wandte angewidert den Kopf ab und zog mich zum Ausgang. Wir suchten im Café Beaubourg Zuflucht.
        Eine halbe Stunde später kam auch Bertrand Bredane in das Café, begleitet von zwei oder drei Mädchen, die ich

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