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Beurteilungsbogen wurden inzwischen ausgewertet; die Beteiligung daran war dank der Verlosung von fünfzig einwöchigen Urlaubsreisen hoch gewesen. Auf den ersten Blick waren die Gründe für das nachlassende Interesse am »EldoradorNormalangebot« nur schwer zu erfassen. Die Gäste waren zufrieden mit der Unterbringung und der Lage der Clubs, zufrieden mit der Verpflegung, zufrieden mit dem Programm und den angebotenen Sportaktivitäten, und trotzdem wurde die Anzahl derer, die wiederkamen, immer geringer.
Zufällig stieß Valérie auf einen Artikel in Tourisme Hebdo, in dem die neuen Wertvorstellungen der Verbraucher analysiert wurden. Der Autor bezog sich auf das Modell von Holbrook und Hirschman, das auf der Gefühlsreaktion basiert, die ein Produkt oder eine Serviceleistung beim Verbraucher auslöst; aber seine Schlußfolgerungen ergaben nichts wirklich Neues. Die neuen Verbraucher seien unberechenbarer, wählerischer, spielerischer und stärker auf dem humanitären Sektor engagiert als früher. Sie konsumierten nicht mehr um des »Scheins«, sondern um des »Seins« willen, zeigten mehr Gelassenheit. Sie legten Wert auf eine ausgewogene Ernährung, achteten auf ihre Gesundheit; sie fürchteten sich ein wenig vor den anderen und vor der Zukunft. Sie forderten aus Neugier und aus einem Verlangen nach Vielseitigkeit heraus das Recht auf Untreue; sie hatten eine Vorliebe für alles, was solide, dauerhaft, authentisch war. Sie stellten ethische Ansprüche: mehr Solidarität usw. All das hatte sie schon hundertmal gelesen, die Konsumverhaltenssoziologen und -psychologen verwandten immer wieder die gleichen Begriffe von einem Artikel zum anderen, von einer Zeitschrift zur anderen. Im übrigen hatten sie all diese Dinge schon berücksichtigt. Die Eldorador-Ferienclubs waren aus herkömmlichem Baumaterial nach traditioneller Bauweise des jeweiligen Landes errichtet. Die Speisekarte der Selbstbedienungsrestaurants war ausgewogen, enthielt viel Rohkost, Obst und Gegrilltes. Das Angebot für das Freizeitprogramm umfaßte Yoga, Sophrologie und Tai-Chi-Chuan. Aurore hatte die Charta für ethischen Tourismus unterzeichnet und unterstützte regelmäßig den WWF. Doch nichts von alledem schien die rückläufige Tendenz aufhalten zu können. »Ich glaube, daß die Leute ganz einfach lügen«, sagte Jean-Yves, nachdem er zum zweitenmal die Auswertung der Fragebögen durchgelesen hatte. »Sie erklären, sie seien zufrieden, und kreuzen jedesmal das Feld >gut< an, aber in Wirklichkeit haben sie sich während der ganzen Ferien tödlich gelangweilt, trauen sich aber nicht, das zuzugeben. Das beste ist wohl, ich verkaufe all die Clubs, auf die sich das Konzept >Entdeckung< nicht anwenden läßt, und unternehme alles, um den aktiven Urlaub noch attraktiver zu machen: mehr Exkursionen mit Allradfahrzeugen, Flüge mit Heißluftballons, Abende in der Wüste mit am Spieß gebratenen Schafen, Kreuzfahrten auf einheimischen Flußschiffen, Tauchen, Rafting und alles...«
»Wir sind nicht die einzigen, die so etwas anbieten. «
»Das stimmt«, sagte er enttäuscht.
»Vielleicht sollten wir eine Woche inkognito in einem Club verbringen, ohne uns ein bestimmtes Ziel vorzugeben. Nur um zu sehen, was für eine Atmosphäre da herrscht. «
»Wenn du meinst ...« Jean-Yves richtete sich in seinem Sessel auf und nahm einen Stapel Unterlagen. »Man müßte vor allem die ansehen, die die schlechtesten Ergebnisse erzielen.« Er blätterte schnell die Seiten durch. »Djerba und Monastir sind Katastrophen; aber ich glaube, wir sollten Tunesien sowieso fallen lassen. Da ist viel zu viel gebaut worden, die Konkurrenz ist bereit, die Preise bis auf ein absurdes Niveau zu senken; angesichts unserer Positionierung können wir da nie mithalten.«
»Hast du Kaufangebote?«
»Seltsamerweise ja, Neckermann ist interessiert. Sie wollen die Kundschaft aus den ehemaligen Ostblockstaaten anziehen: Tschechoslowakei, Ungarn, Polen ... für sehr niedrige Ansprüche, aber die Costa Brava ist einfach zu überlaufen. Sie interessieren sich auch für unseren Club in Agadir, sie schlagen einen annehmbaren Preis vor. Ich bin durchaus geneigt, darauf einzugehen; trotz des marokkanischen Südens setzt sich Agadir einfach nicht durch, ich glaube, die Leute werden weiterhin Marrakesch vorziehen. «
» Dabei ist Marrakesch wirklich das letzte. «
»Ich weiß ... Seltsam ist auch, daß Sharm el Sheikh
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