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wirklich etwas geschehen: Ich hatte eine Geliebte gefunden, und sie machte mich glücklich. Der August war für uns eine schöne Zeit. Espitalier, Leguen und überhaupt alle Manager von Aurore waren in die Ferien gefahren. Valérie und Jean-Yves hatten sich darauf geeinigt, alle wichtigen Entscheidungen auf Anfang September zu verschieben, nach der Rückkehr aus Kuba ; es war eine Atempause, eine ruhige Zeit. Jean-Yves ging es etwas besser. »Er hat sich endlich entschlossen, mit Nutten zu schlafen«, teilte mir Valérie mit. »Das hätte er schon seit langem tun sollen. Jetzt trinkt er weniger und ist ruhiger.«
»Wenn ich mich recht erinnere, sind Nutten nicht gerade das Wahre.«
»Ja, aber hier ist die Sache anders, es handelt sich um Frauen, die per Internet auf Kundensuche gehen. Ziemlich junge Frauen, häufig Studentinnen. Sie nehmen nur wenige Kunden und suchen sie sich aus, außerdem tun sie es nicht ausschließlich wegen des Geldes. Jedenfalls hat er mir gesagt, es sei nicht schlecht. Wenn du willst, können wir das irgendwann ja mal ausprobieren. Ein bisexuelles Mädchen für uns beide, ich weiß, daß Männer auf so was abfahren; aber ich mag übrigens auch gern Frauen.«
Wir haben es in jenem Sommer nicht getan; aber die bloße Tatsache, daß sie es mir vorschlug, war ungeheuer erregend. Ich hatte Glück. Sie kannte alle die Dinge, die nötig sind, um das sexuelle Begehren eines Mannes aufrechtzuerhalten, zwar nicht in vollem Umfang, das ist nicht möglich, aber sagen wir, auf genügend hohem Level zu halten, um ab und zu miteinander zu schlafen, während man daraufwartet, daß alles zu Ende geht. Diese Dinge zu kennen, bedeutet ehrlich gesagt noch nichts, das ist einfach, lächerlich einfach; aber sie tat es gern, tat es mit Vergnügen, sie freute sich, wenn sie sah, wie das Begehren in meinem Blick zunahm. Wenn sie im Restaurant von der Toilette zurückkam, legte sie oft ihr Höschen, das sie gerade ausgezogen hatte, auf den Tisch. Und dann schob sie gern ihre Hand zwischen meine Beine, um meine Erektion auszunutzen. Manchmal öffnete sie meinen Hosenschlitz und wichste mich sogleich im Schutz des Tischtuchs. Auch morgens, wenn sie mich damit weckte, daß sie mein Glied in den Mund nahm und mir dann eine Tasse Kaffee reichte, ehe sie sich wieder meinem Schwanz widmete, durchliefen mich schwindelerregende Ströme wohliger Dankbarkeit. Sie verstand es innezuhalten, kurz bevor ich kam, und hätte mich stundenlang knapp vor der Grenze in Erregung halten können. Mein Leben war ein Spiel, ein erregendes, zärtliches Spiel, das einzige Spiel, das den Erwachsenen noch bleibt; ich befand mich in einer Welt unbeschwerten Begehrens und unbegrenzter Augenblicke der Lust.
7
Ende August rief mich der Häusermakler aus Cherbourg an, um mir mitzuteilen, daß er einen Käufer für das Haus meines Vaters gefunden hatte. Der Typ wollte den Preis ein wenig drükken, war aber bereit, in bar zu zahlen. Ich nahm das Angebot sofort an. Ich würde also sehr bald über mehr als eine Million Franc verfügen. Ich arbeitete gerade an dem Dossier einer Wanderausstellung, in der es darum ging, Frösche in einem mit Mosaik gepflasterten, eingegrenzten Raum, in dem Kartenspiele ausgebreitet waren, laufenzulassen - in manche Kacheln waren die Namen bedeutender historischer Persönlichkeiten wie Dürer, Einstein oder Michelangelo eingraviert. Das Budget sah im wesentlichen den Kauf von Kartenspielen vor, die ziemlich oft ausgetauscht werden mußten; ab und zu mußten auch die Frösche ausgetauscht werden. Der Künstler wünschte sich wenigstens für die anfängliche Ausstellung in Paris Tarot-Karten; er war bereit, sich für die Provinz mit normalen Kartenspielen zu begnügen. Ich beschloß, Anfang September mit Jean-Yves und Valérie eine Woche nach Kuba zu fahren. Ich hatte die Absicht, meine Reise selbst zu zahlen, aber Valérie sagte mir, daß sie das mit der Firma regeln würde.
»Ich störe euch nicht bei der Arbeit«, versprach ich.
»Weißt du, das ist im Grunde keine Arbeit, wir verhalten uns wie normale Touristen. Wir brauchen überhaupt nichts zu tun, und trotzdem ist das ungeheuer wichtig: Wir versuchen herauszufinden, was da nicht klappt, warum keine richtige Atmosphäre in dem Club aufkommt, warum die Leute nicht begeistert aus dem Urlaub zurückkehren. Du störst uns dabei nicht; im Gegenteil, du kannst uns sogar sehr nützlich sein.«
Am Freitag, dem 5.
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