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Titel: Plattform Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michel Houellebecq
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wurden auf unseren Sitzen hin und her geworfen und kräftig durchgerüttelt. Die Leute reagierten mit Ausrufen und Lachen. »Wir haben Glück, sie sind recht umgänglich«, sagte Valérie leise zu mir. »Das ist das Gute bei dem Entdeckungsprogramm, man kann ihnen beschissene Bedingungen vorsetzen, für sie ist das Teil des Abenteuers. Im Grunde haben wir hier etwas falsch gemacht: Für eine solche Fahrt brauchte man eigentlich Fahrzeuge mit Allradantrieb.«
        Kurz vor Moa riß der Fahrer das Steuer nach rechts, um einem tiefen Loch auszuweichen. Das Fahrzeug kam ins Rutschen und blieb in einem Wasserloch stecken. Der Fahrer ließ den Motor aufheulen, doch die Räder drehten in dem bräunlichen Schlamm durch, und der Kleinbus rührte sich nicht. Er versuchte es mehrere Male, doch ohne Erfolg. »Na gut«, sagte der Weinhändler und verschränkte die Arme mit fröhlicher Miene, » dann müssen wir wohl aussteigen und schieben. «
        Wir verließen den Bus. Vor uns lag eine weite Ebene, die von ungesund wirkendem braunen rissigen Schlamm bedeckt war. Tümpel mit stehendem, fast schwarzem Wasser waren von vertrockneten hohen, weißlichen Gräsern umgeben. Im Hintergrund beherrschte eine riesige Fabrik aus dunklen Backsteinen die Landschaft; ihre beiden Schornsteine spien dichten Rauch aus. Von der Fabrik aus verliefen riesige, halbverrostete Rohre ohne erkennbare Richtung im Zickzack quer durch die Ebene. Am Straßenrand befand sich ein ebenfalls stark rostendes Metallschild, auf dem Che Guevara die Arbeiter zur revolutionären Entwicklung der Produktivkräfte aufrief. In der Luft lag ein abscheulicher, durchdringender Gestank, der aus dem Schlamm und nicht aus den Tümpeln aufzusteigen schien.
        Das Schlammloch war nicht allzu tief, der Kleinbus konnte dank unserer vereinten Kräfte weiterfahren. Wir beglückwünschten uns gegenseitig und stiegen wieder ein. Wenig später aßen wir in einem Meeresfrüchterestaurant zu Mittag. JeanYves blätterte mit sorgenvoller Miene sein Notizbuch durch; er rührte sein Essen nicht an.
        »Für das Programm, das die Entdeckungsfahrten einschließt«, sagte er schließlich nach längerer Überlegung; »dürfte es keine Probleme geben, aber für den reinen Aufenthalt in ClubHotels weiß ich wirklich nicht, was wir machen sollen.«
        Valerie blickte ihn ruhig an, während sie ihren Eiskaffee schlürfte; sie machte den Eindruck, als sei ihr die ganze Sache völlig egal. »Wir können natürlich das ganze Animationsteam vor die Tür setzen«, fuhr er fort, »das würde die Lohnkosten senken.«
        »Ja, das wäre nicht verkehrt.«
        »Ist das nicht eine etwas zu brutale Maßnahme?« fragte er besorgt.
        »Mach dir darüber keine Sorgen. Animateur eines Ferienclubs ist sowieso kein richtiger Job für junge Leute. Davon werden sie nur blöd und faul, außerdem führt das zu nichts. Das einzige, was sie damit anfangen können, ist anschließend Geschäftsführer eines Ferienclubs oder Fernsehmoderator zu werden.«
        »Also gut... Ich entlasse die Animateure, um die Lohnkosten zu senken; allerdings werden sie nicht sonderlich gut bezahlt. Es würde mich wundern, daß das ausreicht, um mit den deutschen Clubs konkurrieren zu können. Wie dem auch sei, ich nehme heute abend mal eine simulierte Tabellenkalkulation vor, aber ich bin von der Sache nicht recht überzeugt. «
        Sie stimmte gleichgültig zu, als wolle sie damit sagen: »Simuliere soviel du willst, das kann nicht schaden.« Sie verblüffte mich in diesen Tagen richtig, ich fand sie wirklich cool. Wir vögelten sehr oft, und vögeln beruhigt zweifellos: das relativiert so manches. Jean-Yves dagegen schien nur darauf zu warten, sich auf sein Excel-Programm zu stürzen; ich fragte mich sogar, ob er nicht den Fahrer bitten würde, seinen Laptop aus dem Kofferraum zu holen. »Mach dir keine Sorgen, wir finden schon eine Lösung...«, sagte Valérie und klopfte ihm freundschaftlich auf die Schulter. Das schien ihn vorerst zu beruhigen, er setzte sich brav wieder auf seinen Platz im Kleinbus.

    Auf dem letzten Abschnitt der Fahrt sprachen die Urlauber vor allem über unser Reiseziel Baracoa; sie schienen schon alles über die Stadt zu wissen. Am 28. Oktober 1492 ging Christoph Kolumbus in der Bucht, deren vollkommene kreisrunde Form ihn sehr beeindruckte, vor Anker. »Einer der schönsten Anblicke, die man sich denken kann«, schrieb er in sein Logbuch. Die Region war damals

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