Playing with Fire - Verbotene Gefühle
wenn er das erfuhr. Sofern er überhaupt dazu in der Lage war, die Beherrschung zu verlieren.
Ein interessanter Gedanke.
«Warum lächelst du so?», fragte er.
«Ach, nur so. Hast du dir auch alles gemerkt, was wir besprochen haben?»
Er seufzte gequält. «Ja. Wir sind alle deine Angehörigen ausführlich durchgegangen. Ich kenne ihre Namen und ihre Geschichten. Meine Güte, Alexa, ich bin doch früher oft genug zum Spielen bei euch vorbeigekommen.»
Sie schnaubte. «Du warst bloß scharf auf die Schokoladenkekse meiner Mutter. Und am liebsten hast du Maggie und mir das Leben schwer gemacht. Außerdem ist das lange her. Die letzten zehn Jahre hattest du mit meiner Familie gar nichts zu tun.» Sie gab sich alle Mühe, sich ihre Verbitterung nicht anmerken zu lassen. Aber dass Nick damals so radikal alle Brücken zu seiner Vergangenheit hinter sich abgebrochen hatte, trug sie ihm bis heute nach. «Apropos, wie geht’s deinen Eltern? Hast du deinen Vater in letzter Zeit gesehen?»
«Nein.» Sein Tonfall war eisig genug, um davon Frostbeulen zu bekommen.
Sie sah ihn abwartend an, aber er schwieg hartnäckig. «Was ist mit deiner Mutter? Hat sie wieder geheiratet?»
«Nein. Ich möchte nicht über meine Eltern reden. Hat keinen Zweck.»
«Na wunderbar. Was sollen wir denn meiner Familie erzählen? Die werden bestimmt nach ihnen fragen.»
«Sag ihnen, dass mein Vater es sich in Mexiko gutgehen lässt und meine Mutter sich mit ihrem neuen Geliebten irgendwo in der Weltgeschichte herumtreibt», sagte er mit abgehackter Stimme. «Erzähl ihnen, was du willst. An der Hochzeit werden sie sowieso nicht teilnehmen.»
Ihr lag zwar eine Erwiderung auf der Zunge, aber sein Blick gab ihr unzweideutig zu verstehen, dass das Thema für ihn erledigt war. Großartig. Mit ihm zu plaudern war wirklich eine helle Freude.
Alexa deutete auf das Schild, dem sie sich gerade näherten. «Hier geht es zu meinen Eltern.»
Nick bog in die kreisrunde Auffahrt ein, machte halt und schaltete den Motor aus. Gemeinsam betrachteten sie kurz das weiße viktorianische Haus. Große Fenster mit schwarz lackierten Fensterläden zierten die Frontseite. Mit seinen klassischen Säulen und der hübschen, um das gesamte Gebäude verlaufenden Veranda wirkte es schon von außen freundlich und einladend. Der abschüssige Rasen wurde von einer Art natürlichem Schutzwall aus Trauerweiden gesäumt. Im Moment legte die Dunkelheit einen gnädigen Schleier über die Spuren des Verfalls, die bei Tag nicht zu übersehen waren und aus Geldmangel nicht behoben werden konnten: die von den Säulen abblätternde weiße Farbe, der Riss in der obersten Stufe der Verandatreppe, das mitgenommene Dach. Sie seufzte tief, während das Zuhause ihrer Kindheit sie schützend wie eine warme Decke zu empfangen schien.
«Können wir dann?», fragte er.
Sie sah ihn an. Seine Miene war verschlossen, sein Blick distanziert. Lässig sah er aus in seiner khakigrünen Hose, dem weißen Calvin-Klein-T-Shirt und den ledernen Bootsschuhen. Sein sonnengebleichtes Haar saß tadellos, bis auf eine widerspenstige Strähne, die ihm lockig in die Stirn fiel. Unter dem T-Shirt zeichnete sich attraktiv seine muskulöse Brust ab. Ein bisschen zu attraktiv für ihren Geschmack. Dass er mit Hanteln trainierte, war nicht zu übersehen. Ob er wohl einen Waschbrettbauch hatte? Bei dem Gedanken bekam sie in ihrem eigenen Magen ein so merkwürdiges Gefühl, dass sie sich eilig aktuelleren Problemen zuwandte.
«Du machst ein Gesicht, als wärst du gerade in einen Hundehaufen getreten.»
Das entlockte ihm endlich eine Regung: Sein einer Mundwinkel zuckte nach oben. «Hmmm. Du schreibst Gedichte, hat Maggie erzählt.»
«Vergiss nicht, es muss aussehen, als wären wir wahnsinnig ineinander verliebt. Falls sie uns irgendwie auf die Schliche kommen, kann ich dich nicht heiraten, und meine Mutter würde mir die Hölle heißmachen. Also gib dir Mühe. Oh, und du kannst mich ruhig anfassen. Läuse habe ich keine, großes Ehrenwort.»
«Wie bitte? Läuse? Was unterstellst du …»
Er sog hörbar die Luft ein, als sie die Hand ausstreckte, um ihm die verirrte Strähne aus der Stirn zu streichen. Sein Haar glitt wunderbar seidig durch ihre Finger. Er wirkte so bestürzt, dass sie nicht widerstehen konnte und ihm mit dem Handrücken sanft an der Wange hinabstrich, die sich glatt und rau zugleich anfühlte.
«Siehst du? Halb so wild.»
Er presste kurz die vollen Lippen aufeinander, wahrscheinlich vor
Weitere Kostenlose Bücher