Plötzlich blond 2 - Neues von der Superbeauty wider Willen
»Ich hab keine Ahnung, wovon du redest …«
Aber ich hatte ein ganz mulmiges Gefühl dabei. Ein Gefühl, das die anderen im Raum offenbar mit mir teilten, den betretenen Gesichtern nach zu schließen.
»Na, das Geld«, redete Nikki weiter, »das Stark mir versprochen hat, dafür dass ich meinen Mund halte und nichts über den Stark Quark sage! Ich hab bisher keinen Cent davon gesehen. Denn unmittelbar danach hatte ich ja meinen Unfall.«
Dr. Fong, der ganz offenbar zum ersten Mal von dieser Sache hörte, schlug stöhnend die Hände vors Gesicht.
Ich warf Christopher einen Blick zu, der mit wissendem Lächeln meinte: »Ich hab’s dir ja gesagt. Es gibt keine Unfälle.«
Ich schluckte. Und zwar ziemlich schwer. Das hatte er tatsächlich so gesagt. Aber deshalb brauchte er doch jetzt nicht gleich so selbstzufrieden aus der Wäsche zu gucken. Immerhin ging es hier um das Leben eines Mädchens. Ein Mädchen, das noch vor Kurzem mit dem Körper herumlief, in dem ich jetzt steckte, und das in dem Loft lebte, in dem ich jetzt wohne … Ein Mädchen, dessen Hund sie nicht mal mehr erkennt.
Es war wirklich unsagbar traurig. Fast musste ich schon heulen, wenn ich sie nur ansah, wie sie da so auf der Couch saß, ganz stolz auf etwas, wodurch sie ihr Leben ruiniert hatte.
Nein, wodurch sie ihr Leben beendet hatte.
»Ach, Nikki«, sagte Mrs Howard mit einem tiefen Seufzer. Sie hatte sich vor Entsetzen beide Hände über den Mund geschlagen.
Ihr Sohn allerdings hatte einiges mehr zu sagen als nur den Namen seiner Schwester.
»Ist dir schon mal in den Sinn gekommen, Nikki«, fuhr er sie jetzt barsch an, »dass Stark vielleicht versucht hat, dich
umzubringen, statt dich wie gefordert zu bezahlen? Was du da getan hast, nennt man Erpressung.«
Nikki verdrehte die Augen. »Mann, Steven, du hattest schon immer Sinn für Dramatik. Es geht doch nur um ein doofes Computerspiel.«
»Es geht um Software im Wert von einer Milliarde Dollar«, verbesserte Christopher sie. »Und selbst wenn du das Gesicht von Stark warst, warst du nicht unersetzlich.« Er nickte mir zu. »Siehst du? Sie haben dich bereits ersetzt. Und zwar mit ihr.«
Nikki starrte mich fassungslos an. Dabei fing ihre Unterlippe plötzlich ganz leicht an zu zittern. Allmählich schien sie zu begreifen. Wurde aber auch Zeit.
»Denen war die Software wichtiger als du«, fuhr Christopher schonungslos fort. So schonungslos, dass ich ihn am liebsten angeschrien hätte, er solle sofort aufhören. Einfach nur aufhören. Das war alles zu viel für mich. Ich war so unsäglich müde. Ich wollte nur noch ins Bett kriechen und schlafen und warten, bis alles vorüber war. Doch mir war natürlich klar, dass ich das unmöglich tun konnte. »Zumindest war das der Plan gewesen. Doch Dr. Fong hat dir das Leben gerettet.«
Zum ersten Mal machte Nikki jetzt einen richtig verängstigten Eindruck. Sie sah erst mich an, dann Christopher. Endlich blickte sie Lulu an.
»Ihr habt mich also gefunden«, meinte sie, »und das nur wegen dieser E-Mail? Wegen einer E-Mail, die ich an Justin geschickt habe?«
»Ja, meine Süße«, sagte Lulu sanft und nahm sie bei der Hand. »Deine Mom hat recht. Du musst vorsichtiger sein.«
»Genau«, bekräftigte nun auch Christopher. »Und wir müssen unbedingt wissen, ob … ob du noch an andere Leute E-Mails geschickt hast. Weil sie so herausfinden könnten, wo
du dich versteckst, sofern sie inzwischen bereits draufgekommen sind.«
Nikki kaute auf ihrer Unterlippe herum. »Nur ein paar«, gab sie kleinlaut zu. »Aber keinem, der irgendwie von Bedeutung ist.«
»Wem hast du noch geschrieben, Nikki?«, drängte Mrs Howard sie. Sie klang ebenso verängstigt wie ihre Tochter. »Sag uns einfach nur, an wen du noch Mails geschickt hast.«
»Na ja, bloß an … an … an Brandon Stark«, hauchte Nikki.
Das Herz rutschte mir in die Hose. Brandon. Klar. Natürlich mailte sie Brandon. Vor dem Unfall waren die beiden schließlich ein Paar gewesen. Warum nur hatten wir Brandon mitgebracht? Es war uns so harmlos vorgekommen. Er war ja nicht bei Bewusstsein gewesen - Brandon war eigentlich fast immer im Alkoholkoma, wenn ich es mir recht überlegte.
Als er das letzte Mal aus solch einem Koma aufwachte, lief er herum und flehte mich an, dass wir doch wieder ein Paar werden.
Bei dieser Erinnerung fing mein Herz, das gerade noch beinahe vor Schreck ausgesetzt hätte, wie wild an zu rasen. Kein Wunder, dass Brandon sich mir gegenüber so seltsam benommen hatte.
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