Plötzlich blond 2 - Neues von der Superbeauty wider Willen
Washington Square Park und das Gebäude, in dem meine Eltern wohnten,
zu erhaschen, als mich eine erste Textnachricht auf meinem Handy erreichte, dem Handy, das nicht von Stark war.
SOS, hatte Frida geschrieben. Melde dich ASAP.
Also wählte ich ihre Nummer, noch ehe ich überdacht hatte, dass es für sie bereits ein Notfall war, wenn bei Sephora die Eyeliner knapp wurden. Das Einzige, was ich denken konnte, war: Dad. Herzinfarkt . Schließlich war er ein Weißer mittleren Alters, der viel zu hart arbeitete und die meiste Zeit in New Haven verbrachte, weil er in Yale unterrichtete. Wir bekamen ihn nur am Wochenende zu sehen. Ich wusste genau, was er die meiste Zeit über zu sich nahm. Munchkins von Dunkin’ Donut und dazu kalten Kaffee. Ich hab noch nie mitgekriegt, dass er Sport getrieben hätte. Oder dass er Obst gegessen hätte.
»Frida?«, rief ich, sobald sie abhob. Ich bemerkte, wie Brandon auf der anderen Seite des Ganges ein Auge öffnete, entnervt und verärgert von der Panik in meiner Stimme. Er hatte den ganzen Flug durchgeschlafen. Oder zumindest so getan, als würde er schlafen. Den ganzen Morgen schon war er mir gegenüber eher distanziert gewesen. Wahrscheinlich hatte er noch nicht so recht verdaut, was gestern Abend zwischen uns vorgefallen war - dass ich seinen Vorschlag, wir könnten doch wieder ein Paar werden, abgelehnt hatte, meine ich.
Er schloss sein rot gerändertes Auge wieder, sobald ihm klar geworden war, dass ich lediglich telefonierte und nicht mit ihm sprach.
»Was ist los?«, drängte ich Frida mit möglichst leiser Stimme, um den verkaterten Sohn von meinem Boss nicht zu stören. »Ist was mit Dad? Ist alles in Ordnung?«
»Wie? Nein, mit Dad ist nichts.« Frida klang ziemlich aufgewühlt am anderen Ende der Leitung. »Und nein, es ist nicht alles in Ordnung. Es geht um Mom.«
»Was ist mit Mom?« Mom? Mom war stets bei allerbester Gesundheit. Sie ging jeden Tag ins Studenten-Fitnessstudio, um ein paar Bahnen zu schwimmen. Sie aß nichts außer Salat und Hähnchen ohne Haut. Es war schon beinahe abstoßend, wie gesund sie lebte. »Ist alles in Ordnung mit ihr?«
»Es geht ihr gut«, beruhigte mich Frida. »Zumindest physisch . Wie es ihr mental geht, ist eine andere Frage. Sie hat das mit dem Cheerleading rausgefunden, und jetzt will sie dafür sorgen, dass die mich aus dem Team werfen.«
Ich ließ mich in meinem Ledersitz zurücksinken. Die Erleichterung war so immens, dass ich kein Wort mehr rausbrachte. Außerdem wollte ich Frida am liebsten umbringen dafür, dass sie mir einen derartigen Schrecken versetzt hatte.
»Em«, sagte Frida gerade. »Du musst sofort herkommen und sie zur Vernunft bringen. Ich darf nicht mit ins Cheerleader-Camp fahren!«
»Ich sitze gerade im Flieger«, machte ich ihr klar und sah aus dem Fenster runter auf den Hudson River, der mir glitzernd zuzwinkerte. »Ich war doch gerade auf den Jungferninseln. Es ist folglich nicht drin, dass ich mal eben schnell vorbeischaue.« Außerdem hatte ich im Moment wirklich Wichtigeres zu tun, als bei den ewigen Streitereien zwischen meiner Mutter und meiner Schwester den Schlichter zu spielen.
Zugegeben, die Chance, dass Christopher noch einmal bei mir hereinschneite, war denkbar gering - obwohl natürlich Sonntag war, daher konnte er eigentlich auch nichts Besseres vorhaben. An Sonntagen tat Christopher grundsätzlich nichts anderes, als Journeyquest zu spielen oder allenfalls noch in Computerspielgeschäften abzuhängen, um nachzusehen, ob am Samstag eventuell was Neues reingekommen war. Trotzdem wollte ich den ganzen Tag lang zu Hause bleiben - nur für den Fall der Fälle.
»Und ist es nicht ein bisschen voreilig, sich jetzt schon Gedanken wegen des Cheerleader-Camps zu machen?«, zog ich sie auf. »Wir haben doch erst Dezember. Du hast noch Monate Zeit bis zum Sommer, in denen du Mom weichklopfen kannst.« Und womöglich verlor sie dabei sowieso das Interesse am Cheerleaden und entwickelte eine völlig neue Vorliebe für eine größere intellektuelle Herausforderung, wie Astrophysik zum Beispiel, dachte ich mir. Das sprach ich aber nicht laut aus.
»Es geht hier um eine Woche Cheer-Camp, bei dem wir unsere Moves perfektionieren sollen, und zwar während der Weihnachtsferien«, erläuterte Frida mir. »In Florida. Alle aus dem Team kommen mit. Aber Mom meinte, sie wolle ihre Tochter nur über ihre Leiche an etwas teilnehmen lassen, das sich Cheer-Camp nennt.«
»Fahren wir denn in den
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