Plötzlich blond 2 - Neues von der Superbeauty wider Willen
einer halben Ewigkeit mit dem Typen befreundet. Mit ihm habe ich sogar schon um die Wette gerülpst, verdammt. Klar war das in der siebten Klasse gewesen, aber trotzdem. Warum zum Teufel wurde ich denn jetzt auf einmal nervös? Ich hatte einen neuen Körper, und er hatte das noch nicht einmal geschnallt, obwohl ich ihm bereits einen total eindeutigen Hinweis gegeben hatte. Er war immer noch so sehr damit beschäftigt, mein altes Ich - das Ich, das ihm nicht aufgefallen war, bis es zu spät war - zu vermissen. Er hatte es bis jetzt nicht geschnallt, dass die Nachrichten von meinem Tode voll übertrieben gewesen waren.
Warum also war ich diejenige, der jetzt die Knie weich wurden wie Wackelpudding?
Doch ich konnte mich noch nicht einmal dazu durchringen, in seine Richtung zu sehen. Weil ich mit der Situation irgendwie nicht umgehen konnte und verzweifelt versuchte, die Coole zu spielen, wie Lulu es mir einmal empfohlen hatte, tat ich stattdessen so, als würde ich ihn gar nicht bemerken. Ich stolperte zum Aufzug hinüber. Dabei versuchte ich, zu stolzieren wie Nikki Howard. Allerdings war mir klar, dass ich vielmehr stolperte, ganz wie Em Watts das getan hätte, während Cosabella mir zwischen den Beinen herumflitzte. Doch dann hörte ich eine männliche Stimme rufen: »Nikki!«
Ich wollte nicht allzu interessiert wirken. Die Typen hassen das (wenn man Lulu Glauben schenken mag, meinem persönlichen Experten in Sachen Jungs). Ich musste ihm die Führung überlassen. Ich musste ihn in dem Glauben lassen, dass es allein seine Idee gewesen war, mich zu besuchen (was natürlich auch absolut stimmte). Ich musste …
»Nikki.«
Sekunde. Das war ja gar nicht er.
Das war nicht Christophers Stimme.
Ich wandte mich um. Da stand ein großer blonder Junge in der Lobby meines Wohnhauses, so viel war klar. Genau wie Lulu ihn am Telefon beschrieben hatte, war er durchtrainiert. Und er sah mir direkt ins Gesicht.
Allerdings trug er eine Uniform der Navy.
Christopher hätte sich nie im Leben freiwillig zum Militärdienst gemeldet, denn sein Vater, genannt der Commander, Professor für Politikwissenschaft an der NYU, hatte seinem Sohn ein Misstrauen gegenüber jeglicher Autorität eingetrichtert, die in diesem nun tief verwurzelt war. Und da er ja zudem erst in der elften Klasse war wie ich auch, hätte Christopher im Übrigen noch gar nicht zum Militär gehen können, selbst wenn er es gewollt hätte.
Auf dem Gesicht des blonden Typen lag ein Ausdruck extremer Abneigung.
Und diese Abneigung schien mir zu gelten. Es war ja sonst niemand anwesend, gegen den sie gerichtet hätte sein können.
Na toll. Was hatte ich Blondie wohl angetan? Ich hatte ihn ja noch nie in meinem Leben gesehen.
»Äh«, begann ich und drückte dabei ein paar Mal ungeduldig auf den Aufzugsknopf. »Tut mir leid. Redest du mit mir?«
Die Feindseligkeit im Gesicht von Blondie wurde noch stärker. Er sah aus wie ungefähr zwanzig, vielleicht auch ein bisschen älter. Auf seiner Uniform trug er eine ganze Reihe von Abzeichen. Ich aber war so sehr von seiner feindseligen Miene gefesselt, dass ich meinen Blick nicht von seinem Gesicht abwenden konnte, um mir die Abzeichen genauer anzusehen.
»Hör auf mit dem Quatsch, Nik«, sagte er und stakste auf mich zu. Er hatte eine tiefe Stimme. Ich glaubte, auch ganz
entfernt einen leichten Südstaatenakzent darin zu erkennen. »Diese Sache mit der Amnesie mag ja bei deinen ganzen trendigen Freunden funktionieren, aber bei mir zieht das nicht.«
Ich blinzelte ihn verständnislos an und wendete den Blick zur Eingangstür. Karl stand immer noch draußen und machte die von Cosabella verursachte Sauerei weg. Was wirklich ein Pech war, denn eigentlich sollte er dafür da sein, sich um derartig unangenehme Situationen zu kümmern. Ich muss zugeben, dass Blondie nicht war wie die ganzen Hipster mit ihren Pferdeschwänzen, die hier sonst auftauchten, um Geld von mir zu verlangen. Sie erklärten mir immer, sie würden sonst an den Star herantreten und denen die Story von einer gemeinsamen stürmischen Nacht in Vegas oder wo auch immer auftischen.
Aber aus welchem Grund sollte der Typ sonst hier sein?
»Tut mir leid«, erklärte ich noch einmal. Im Geiste ging ich die übliche Ansprache durch, die ich in den vergangenen Wochen schon so oft hatte vorbringen müssen. Und zwar jedes Mal, wenn ich einem von Nikkis sogenannten Freunden oder Verwandten über den Weg gelaufen war, die alle mit derselben Tour ankamen. »Aber
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