Plötzlich blond 2 - Neues von der Superbeauty wider Willen
einmal an unser gemeinsames Zuhause erinnerte.
Ich warf Lulu einen panischen Blick zu und sie legte für eine Millisekunde ihre Vamppose ab und sah ebenso beunruhigt aus wie ich. Was sollen wir bloß tun?, schienen wir uns gegenseitig ratlos mit unseren Blicken zu fragen. Ein großer starker Mann in Militäruniform stand mitten in unserer Girly-Wohnung… und heulte wie ein Baby! Weil er seine Mami verloren hatte!
Oh mein Gott, war das peinlich! Wie konnten mich die von Stark Enterprises nur in solch eine missliche Lage bringen? Es war ja nicht so schlimm, wenn ich den Visagisten oder Nikkis abscheulichen Exfreunden vormachen musste, dass ich sie war und nicht ich.
Aber in diesem Fall war das was ganz anderes! Der arme Kerl. Ich war ja so eine Versagerin! Ich meine, da besuchte ich
eine der besten Highschools in ganz Manhattan und war eine Einserschülerin, die Leistungskurse für besonders Begabte besuchte - besser als jeder andere an der Tribeca Highschool konnte ich einen Wanzendetektor in Betrieb nehmen, einen komplexen Satz in einem Satzdiagramm darstellen, den Manolo-Tipp anwenden (was bedeutet, dass man während eines Fotoshootings am Strand auf Zehenspitzen im Wasser steht, damit die Beine länger wirken) und einfache Stringbefehle programmieren.
Aber Nikki Howards Bruder dabei helfen, seine Mom wiederzufinden? Da waren mir die Hände gebunden, und zwar wegen dieser dämlichen Verschwiegenheitsklausel, die meine Eltern auf Veranlassung von Stark unterschreiben mussten. Ich durfte kein Wort sagen - und schon gar nicht hier, in meinem Loft.
Und dann vernahm ich plötzlich ein Geräusch, das von Nikkis Bruder kam. Einen kurzen, atemlosen Moment lang war ich der Auffassung, es sei ein Schluchzen gewesen. Ein einziger Blick auf Lulu verriet mir, dass sie dasselbe dachte wie ich. Ihr war ebenfalls zum Heulen zumute. Es war aber auch zu ergreifend, dass dieser große, starke Kerl wegen seiner Mom weinte.
Es dauerte ein bis zwei Sekunden, ehe wir begriffen, dass Steven überhaupt nicht weinte. Nein, er lachte.
Allerdings nicht wie jemand, der irgendetwas unglaublich komisch fand.
»Du bist schon echt ein fieses Stück, Nik«, brachte er schließlich hervor und wandte den Blick endlich von der Decke ab. Und tatsächlich, da waren Tränen in seinen Augen. Allerdings waren es Tränen der Freude. »Du schämst dich echt so sehr wegen deiner Herkunft, dass du niemandem je ein Wort davon erzählt hast, wo du geboren bist? Nicht einmal deiner besten Freundin?«
Ich blinzelte ihn verwirrt an. Augenblick. Er lachte?
»Moment mal.« Lulu beugte sich auf ihrem Hocker vor. »Du lachst?«
»Aber klar doch«, rief Steven. »Wie kannst du nur so ernst bleiben? Weißt du eigentlich, dass das Mädchen hier immer allen Leuten weismachen wollte, sie komme aus New York, schon als wir noch klein waren? So sehr schämte sie sich, dass sie in Wirklichkeit aus Gasper stammte. Wundert mich gar nicht, dass sie es dir nie erzählt hat.«
Lulu sah zu mir herüber. »Stimmt das, Nikki?«, fragte sie zaghaft. »Du hast den Leuten schon immer erzählt, du wärst von hier?«
»Woher soll ich das wissen?«, fragte ich aufgebracht. Ich konnte es nicht fassen, dass ich echt geglaubt hatte, Nikkis Bruder würde weinen, obwohl er in Wirklichkeit die ganze Zeit lachte - und zwar über mich! »Ich leide unter Gedächtnisverlust, schon vergessen?«
»Ja, das hat sie getan«, antwortete Steven an meiner Stelle auf Lulus Frage. Nun schenkte er mir keinerlei Beachtung mehr, sondern sah nur Lulu an. »Kann es sein, dass sie dir noch nicht einmal erzählt hat, dass sie einen Bruder hat?«
Lulu schüttelte fassungslos den Kopf. Gleichzeitig war sie hocherfreut, dass er ihr endlich seine Aufmerksamkeit schenkte. Ihre braunen Augen wirkten riesengroß, weil das Make-up von letzter Nacht um ihre Augen herum verwischt war - ziemlich sexy. Mit ihrem zarten Puppengesicht sah sie wie immer bezaubernd aus.
»Neeee«, schnurrte sie. Sie stützte sich mit einem Ellbogen auf der Theke ab und vergrub ihr spitzes Kinn in ihrer Hand, damit sie ihn von unten anhimmeln konnte. »Ich würde mich doch daran erinnern, wenn sie mir erzählt hätte, dass sie mit jemandem wie dir aufgewachsen ist.«
Steven schnaubte verächtlich und warf mir einen angewiderten Blick zu. Typisch, schien er mir zu sagen.
Na toll. Jetzt verbündeten sich meine Mitbewohnerin und mein eigener Bruder schon gegen mich.
Das war echt so was von unfair. Mir wurde die Schuld für Dinge in
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