Plötzlich blond 2 - Neues von der Superbeauty wider Willen
Stark finden«, erklärte er. »Aber wir haben es bisher nicht geschafft. Ihre Firewall ist einfach bombensicher. Statt es also weiter durch die Hintertür zu versuchen, wollen wir nun sozusagen durch den Haupteingang rein.«
Christopher lächelte nun nicht mehr und betrachtete mich ernst. »Denkst du, du könntest uns Usernamen und Passwort von jemandem besorgen, der bei Stark Enterprises beschäftigt ist? Am besten von jemandem in gehobener Position, aber jeder andere würde es auch tun …«
Ich starrte ihn entgeistert an.
Das ist es also, was er von mir will?, war alles, was mir dazu einfiel. Einen lausigen Usernamen und ein Passwort?
Das passte ja prima zusammen. Warum war ich eigentlich so überrascht? Ich meine, der Typ hatte das Foto von einem toten Mädchen bei sich im Regal stehen. Und noch dazu nicht nur ein ganz kleines Porträt, sondern ein acht mal zehn Hochglanzbild mit Augen, die einen überallhin verfolgten.
Toll. Jetzt war ich also schon eifersüchtig auf mich selbst.
Ich stand auf. Dann schlenderte ich zu seinem Fenster rüber. Zu seiner Überraschung riss ich das Fenster auf, um einen Schwall kalter Luft und das konstante Trommeln des Schneeregens und den lauten Verkehrslärm von der Bleecker Street unten reinzulassen. Diese kleine Geräuschkulisse, so hoffte ich, würde es unmöglich machen, unser Gespräch zu belauschen oder auch nur ein Wort zu verstehen von dem, was wir sagten.
»Was machst du da?«, fragte er neugierig. Er musste ein wenig lauter sprechen, damit ich ihn über den Verkehrslärm hinweg verstehen konnte.
Ich zeigte mit der Hand über meinen Kopf. »Ist dir jemals in den Sinn gekommen, dass sie uns abhören könnten?«, fragte ich ihn.
Christophers Gesicht nahm einen verblüfften Ausdruck an. »Wer soll uns denn bitte abhören?«
»Na, die von Stark«, flüsterte ich. Mein Herz tat einen kleinen Sprung, als ich das sagte. Nicht so sehr aus dem Grund, weil Stark uns belauschen könnte, sondern weil Christopher mich ansah … mich so richtig ansah, so als würde er mich zum ersten Mal wirklich wahrnehmen.
Nur dass er das natürlich nicht tat.
Christopher lachte. » Stark? Hier drinnen? Das meinst du ernst?«
Mir war die Sache sogar tod ernst. Aber das konnte ich ihm ja schlecht sagen. Ganz besonders jetzt nicht.
»Christopher, du solltest diese Leute nicht unterschätzen«, erklärte ich ihm stattdessen. »Die … die wissen so einiges.«
Er lachte noch einmal auf. »Du bist ja total paranoid.«
»Vielleicht«, sagte ich und begab mich wieder zu meinem Sitzplatz auf seinem Bett. »Wahrscheinlich wäre es am besten, wenn du dir davon eine Scheibe abschneidest. Was du da redest … das ist völlig irre. Ich meine, was habt ihr Jungs denn vor, wenn ihr erst mal in deren System eingedrungen seid?«
Er sah mich überrascht an.
»Na, wir wollen es auseinandernehmen«, sagte er in einem Ton, der nichts anderes ausdrückte als: Was denn sonst?
Klar, es auseinandernehmen . Als wäre das die logischste Sache der Welt. Und als wäre das Ganze so einfach. Er tat ja so, als wäre er Robin Hood und Stark Enterprises so was wie eine Kutsche voller Gold, die er auszurauben gedachte.
»Ist das nicht ein kleines bisschen … kindisch?« Ich schob mir eine Haarsträhne hinters Ohr, während ich überlegte, wie
ich ihm das, was ich ihm als Nächstes sagen wollte, am besten beibrachte, ohne ihn zu verletzen. »Ich meine, klar, okay, ihr legt ihre Systeme also für ein paar Stunden lahm. Ihr verärgert ein paar Besitzer von Stark-Mobiltelefonen oder wen auch immer. Vielleicht bringt ihr es sogar zu ein paar Schlagzeilen auf Google News. Aber was bezweckt ihr damit? Tut ihr das nur, um zu beweisen, dass ihr das könnt? Dass eure Computer stärker sind als die ihren? Na toll.«
»Nein, nein«, unterbrach Christopher mich kopfschüttelnd. »Du verstehst nicht. Ich meine, wir wollen es auseinandernehmen. Wir wollen Stark Enterprises auseinandernehmen. Und zwar für immer.«
ZEHN
Wirklich jeder hätte sehen können, dass ich kein entspanntes Wochenende gehabt hatte, wenn er mich am Montagmorgen beobachtet hätte, wie ich nur knapp vor dem zweiten Gongschlag mit einem Becher Tee in der einen Hand und meiner Marc-Jacobs-Tasche voll mit Hausarbeiten, mit denen ich zu spät dran war, und meinem MacBook Air in der anderen Hand in das Schulgebäude stolperte. Ich musste total fertig aussehen. Ich hatte mich die ganze Nacht im Bett hin und her gewälzt, und zwar nicht nur, weil Lulu Collins
Weitere Kostenlose Bücher