Plötzlich blond 2 - Neues von der Superbeauty wider Willen
über die komplette Blogosphäre verbreiten, nur um sich an Stark zu »rächen«.
Und was würde aus mir dann werden? Und aus meinen Eltern? Die müssten vor den Konkursrichter, so sieht’s aus. Ach ja, klar, und Stark wäre am Ende.
Aber die Familie Watts leider auch.
Es war schon schlimm genug, dass Christopher die ganze Zeit irgendwelche Virusprogramme geschrieben und Stark das sogar ziemlich wahrscheinlich mitbekommen hatte, da seine Wohnung vermutlich verwanzt war. Und jetzt saß ich auch noch hier in seiner Wohnung. Ich konnte einfach nicht fassen, dass das alles tatsächlich passierte. Christopher, mein lieber, lustiger und bester Freund Christopher hatte sich echt in einen finsteren, zynischen Kämpfer für globale Gerechtigkeit verwandelt? Wann war das denn geschehen?
»Denkst du wirklich«, hatte ich zu ihm gesagt, immer noch überlegend, wie ich mit der Situation umgehen sollte, »dass deine Freundin - Em war ihr Name, sagtest du, glaube ich - genau das gewollt hätte? Ich meine, was ist denn, wenn die dich erwischen? Dann verdonnern sie dich wahrscheinlich zu Hausarrest wie deinen Cousin. Oder schlimmer noch, vielleicht stecken sie dich ja sogar ins Gefängnis, wenn sie dich vors Erwachsenengericht stellen.«
»Das ist mir egal«, hatte Christopher nur kopfschüttelnd entgegnet. »Das wäre die ganze Sache wert.«
Eisige Kälte war mir die Wirbelsäule hochgekrochen. Denn in dem Moment war mir klar geworden, dass Christophers Transformation bereits zu hundert Prozent abgeschlossen war. Jetzt fehlten eigentlich nur noch ein schwarzes Cape und eine gezackte Narbe im Gesicht.
»Du würdest tatsächlich eine Haftstrafe auf dich nehmen«, hatte ich voller Verblüffung gefragt, »für ein totes Mädchen?«
Seine nächsten Worte aber hatten mich schließlich vollends vom Hocker gehauen: »Sie war es wert«, hatte er ganz einfach gesagt.
Wenn ich in dem Augenblick ein Messer hätte greifen können, um es Em Watts ins Herz zu rammen, dann hätte ich das weiß Gott getan, so sehr hasste ich sie in dieser Sekunde. Spielt keine Rolle, dass ich selbst Em Watts war. Ich konnte mir ihre Visage keine Minute länger anschauen. Ich musste da raus. Ich musste aus Christophers Versteck-Schrägstrich-Schlafzimmer abhauen. Vor allem wegen dieser Ich-will-ihntrotz-allem-immer-noch-küssen-Sache.
Und weil er mich ganz entschieden nicht küssen wollte. Weil er nämlich in ein totes Mädchen verliebt war.
Ich hab keine Ahnung, was ich danach sagte oder tat. Plötzlich fand ich mich draußen im Flur wieder, wie ich gerade meine Arme in meine Jacke zwängte und Cosy ebenfalls ihr Mäntelchen wieder anlegte. Ich schäme mich fast, zuzugeben, dass mir in dem Moment womöglich noch ein paar unvergossene Tränen in den Augen standen …
Allerdings glaube ich nicht, dass er die bemerkt hat. Dieses Mal nicht.
Natürlich hatte ich nun eine Entscheidung zu fällen: Wollte ich ihm geben, worum er mich gebeten hatte, und riskieren, dass all die Leute, mit denen ich nahezu täglich zusammenarbeitete, ihren Job verloren? (Falls das, was er und Felix
planten, tatsächlich Erfolg haben sollte. Wie gut standen die Chancen denn eigentlich? Meiner Meinung nach gab es nichts, was er nicht schaffte, wenn er es sich in den Kopf gesetzt hatte. Aber einen milliardenschweren Konzern wie Stark mit einem einfachen Computervirus außer Gefecht zu setzen oder was auch immer er vorhaben mochte? Also bitte, wollen wir doch mal realistisch bleiben.)
Oder sollte ich ihn lieber vergessen und Stevens Mom irgendwie anders zu finden versuchen?
Und dann war da noch diese Sache, dass ich ihn eigentlich dazu bringen wollte, mich so zu mögen, wie ich jetzt war, im Körper von Nikki Howard. Denn als ich da im Flur stand und peinlich darauf achtete, dass er nicht mitbekam, wie sehr ich durch den Wind war, da hatte er ganz unmissverständlich die Botschaft ausgestrahlt: Jetzt aber schnell dieses hübsche Mädchen hier loswerden, weil sie nicht die Infos ausspuckt, die wir so dringend brauchen.
Oh, er war durchaus höflich gewesen. Er hatte mir den versprochenen Schirm gereicht und alles.
Aber er hatte mich nicht gerade angefleht, noch zu bleiben oder etwas in die Richtung.
War es also folglich ein Wunder, dass ich die ganze Nacht kein Auge zugetan hatte? Und dass ich für die Abschlussprüfungen noch keinen Strich gelernt hatte?
Sobald ich in der Tribeca Highschool angekommen war, begab ich mich unverzüglich in die Mädchentoiletten im Erdgeschoss, in
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