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Plötzlich durch Gewalt

Plötzlich durch Gewalt

Titel: Plötzlich durch Gewalt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Carter Brown
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ein Augenlid senkt, während man den
Mund fest geschlossen hält und sein Kinn selbstbewußt vorreckt . Aber sie bemerkte es nicht einmal.
    Als sie an die Tür kam, sah sie
sich einen Augenblick nach mir um. »Du hast ganz deutlich zu verstehen gegeben,
daß du nicht hören willst, Danny«, sagte sie kalt, »folglich wirst du fühlen
müssen .«
    »Und wie soll das vor sich
gehen ?« fragte ich.
    »Das wirst du schon merken«,
antwortete sie, trat in den Gang hinaus und schlug die Tür laut hinter sich zu.
    Das Leben ist für die Lebenden,
wie einmal einer sagte, und ich wollte dem nicht widersprechen. Darum ging ich
ins Bett. Während der zwei Minuten, die ich brauchte, um einzuschlafen, nachdem
ich meinen Kopf auf das Kissen gesenkt hatte, fragte ich mich wieder, wer bei
der Geschichte eigentlich wen hinterging. Ich hatte den starken Verdacht, daß
ganz bestimmt sie alle mich hintergingen, und vielleicht stand Harold H.
Masters dabei an der Spitze.
    Ich träumte von hunderttausend
Dollar in Fünf- und Zehncentstücken , und ich mußte
sie zählen.
     
     
     

8
     
    Am nächsten Morgen ging ich
spät in mein Büro und auch nur, weil mir nichts Besseres einfiel, was ich tun
konnte. Es war ein trüber Tag. Ein kalter Wind jaulte durch die Straßenfluchten
Manhattans, und das Wetter war nicht danach, am Times Square herumzustehen und
zu warten, bis einem das richtige dunkelhaarige Mädchen über den Weg lief.
    Gegen elf Uhr dreißig
rechtfertigte das Telefon, daß ich die Grundgebühr dafür bezahlte, indem es
klingelte. Masters war an der Leitung, und seine Stimme klang nervös. »Es ist
wieder etwas passiert«, sagte er, »ich muß Sie so bald wie möglich sprechen,
Boyd .«
    »Wo sind Sie jetzt ?« fragte ich ihn.
    »In der Fabrik«, antwortete er.
»Aber es ist besser, wenn Sie nicht hierherkommen. Wollen wir uns zum Essen
treffen? Sagen wir um eins im > Marmiton < .«
    »Ausgezeichnet«, antwortete
ich. Darauf hängte er ein.
    Genau eine Minute vor zwölf kam
jemand in mein Büro, und ich sah seinem Gesicht sofort an, daß es sich um einen
Besucher handelte, nicht um einen Klienten. Irgendwie hatte Jerry Thurston vom ersten Augenblick an, als wir uns vor ein paar
Abenden draußen in Conrad Lakemans Haus in South
Hampton begegneten, kein rechtes Vertrauen zu mir gehabt.
    In seinem Tweedanzug — garantiert Londoner Maßarbeit — wirkte er recht elegant. Die ochsenblutfarbenen Schuhe waren ein Beweis für seine
Individualität in einer Welt eng zusammenlebender Massenmenschen. Die Welle in
seinem zu langem , schwarzen Haar war nach wie vor
sauber gelegt, und er sah auf mich von einer Höhe herab, die weit mehr als
seine knappen ein Meter achtzig maß.
    »Wie ich sehe, haben Sie sich
schon wieder erholt, Boyd«, sagte er gelassen. »Charly muß gestern
abend sehr sanft mit Ihnen umgegangen sein .«
    »Die Toilette ist weiter unten
im Gang«, antwortete ich mit großer Selbstbeherrschung. »Aber man muß einen
Schlüssel dafür haben. In diesem Haus kann nicht jeder Hergelaufene tun, was er
will .«
    Er zog sich einen der weißen
Ledersessel heran, ließ sich hineinsinken und betrachtete mich wie einen, den
man nicht für voll nimmt.
    »Ich komme als Klient hierher,
Boyd«, sagte er sanft. »Sprechen Sie immer so mit Ihren Klienten ?«
    »Immer«, bestätigte ich.
»Höflich bin ich nur zu Leuten, die mir Geld bringen .«
    Er zog seine Brieftasche aus
der Innentasche seines Tweedjacketts , nahm ein dünnes
Päckchen Banknoten heraus und warf es mir über die Schreibtischplatte zu.
»Tausend Dollar«, erklärte er. »Jetzt habe ich Ihnen Geld gebracht, stimmt’s ?«
    Ich sah die Banknoten an, dann
sah ich ihn an: »Wie viele Leute muß ich dafür umbringen ?« fragte ich. »Haben Sie ein kleines schwarzes Buch mit Namen darin? Oder soll
ich einfach auf Seite eins im Telefonbuch anfangen und der Reihe nach
weitermachen ?«
    Thurston ließ sich allerhand Zeit,
seine Zigarette mit einem goldenen Feuerzeug anzuzünden, ehe er antwortete.
»Sie haben wirklich alles, Boyd«, sagte er gut gelaunt. »Die weißen
Ledersessel, den geschliffenen Dialog, das zynische Mißtrauen gegen mein Geld. Jetzt brauchen Sie mir nur noch zu sagen, daß Sie Ihren Beruf
aus einem tiefen leidenschaftlichen Glauben an die Gerechtigkeit betreiben und
Ihr Honorar fünfundzwanzig Dollar täglich plus Spesen beträgt .«
    »Sie haben wirklich auch alles, Thurston «, antwortete ich bewundernd. »Wie ein
Modebild aus >Esquire<. Etwa mit der

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