Plötzlich durch Gewalt

nach Suzy zu suchen. Wenn sie beide
draußen sind und sich gegenseitig suchen, kann’s noch eine ganze Weile dauern,
bis sie wiederkommen. Sie haben sich eine teuflische Nacht dafür ausgesucht .«
    »Hören Sie mal, Boyd«, sagte Thurston leise, »wenn Sie das für einen Witz halten, werde
ich...«
    »Es ist nichts als die nackte
Wahrheit«, unterbrach ich, »auf Ehre .«
    Er starrte mich einige Sekunden
lang an und leerte dann unvermittelt sein Glas. »Und warum hat Conrad Sie
eigentlich zum Essen eingeladen ?« fragte er.
    Ich hob die Schultern. »Ich
rief ihn heute nachmittag an, um mich für die tausend Dollar zu bedanken, die Sie mir heute
mittag in meinem Büro gaben. Mr. Lakeman schien überrascht zu sein, als er das hörte, und gleich darauf lud er mich für heute abend hierher ein .«
    »Das Geld haben Sie bekommen,
damit Sie Ihre Nase nicht überall hineinstecken«, fuhr Thurston wild auf. »Und das erste, was Sie tun, ist, sie gerade dahin zu stecken, wo sie
nicht hingehört, indem Sie Lakeman anrufen. Habe ich
gesagt, daß das Geld von ihm kommt ?«
    »Nein«, gab ich zu, »doch ich
wußte, daß Sie seine rechte Hand sind. Oder sind Sie etwa Charlies rechte Hand ?«
    Das goldene Feuerzeug zitterte,
als er sich eine Zigarette ansteckte. »Mir scheint, Sie brauchen eine
gründliche Lehre, Boyd«, sagte er schroff und heiser. »Anscheinend sind Sie heute abend hier ganz leicht
hereingekommen. Aber Sie werden es verdammt schwer finden, wieder hinauszugehen .«
    »Aber, Großmutter«, sagte ich,
»was hast du für große Augen .«
    Thurston wandte seinen Kopf plötzlich
von mir ab und lauschte. Ich lauschte mit ihm und vernahm es etwa im gleichen
Augenblick: Schritte, die durch die Halle auf die verglaste Terasse und die Bar zukamen. Dem Geräusch nach müßten sie von einer ganzen Menge Füße
stammen. Vier waren es mindestens, vielleicht mehr.
    Dann erschienen sie in der Bar.
Suzy als erste. Ich brauchte ein paar Sekunden, bis ich sie erkannte. Sie sah
aus, als wäre sie durch eine Waschmaschine gedreht worden. Das Haar klebte ihr
am Kopf, und drei deutlich wahrnehmbare Rinnsale Wasser flossen über ihr
Gesicht. Der Pullover war zusammengeschrumpft und ließ ihre kleinen spitzen
Brüste in allen Einzelheiten plastisch hervortreten; ein breiter Streifen
weißer Haut war über dem Bund ihrer Hose sichtbar. Auch die wollene Hose war in
einer Weise geschrumpft, daß sich das mit wenigen Worten nicht beschreiben
läßt.
    Unmittelbar hinter ihr kamen
zwei weitere Personen, die alte Freunde von mir waren; wenigstens hatte ich mit
der einen gekost, und von der anderen Gestalt war ich niedergeschlagen worden.
Der Bart kam zuerst, aggressiv vorgeschoben, wie es der Magnum in Douglas Sheathams Hand angemessen war. Er war dem Wetter
entsprechend in einen Gabardineregenmantel gehüllt, trug einen Londoner Mackintosh =Hut, Galoschen und abgesteppte Handschuhe.
    Und wieder hörte ich gedämpfte
Rhythmen von Hawaii-Gitarren, selbst wenn der tropische Sonnenaufgang im Augenblick
auch etwas durchnäßt wirkte. Aber Pandora hatte mehr
Glück als Suzy. Regen paßte zu ihr. Er gab ihrem
Gesicht einen erfrischenden Glanz, verstärkte das lebhaft leuchtende Blau ihrer
Augen. Auch war sie dem Wetter angemessen in eine regenfeste Jadee gekleidet, die ihr bis über die Hüften reichte, in
eine feste Gabardinehose und trug ein Paar Stiefel, die mit ihren Schnallen aus
Rheinkiesel in Form eines P schick aussahen.
    Für einen Augenblick erstarrte
alles, während jeder jeden starr ansah. Suzy konzentrierte sich auf mich, und
als ich den Blick ihrer Augen sah, wußte ich, was die Trapper und Pelztierjäger
im Wilden Westen empfunden haben mußten, wenn die Indianersquaws anfingen, mit
ihren scharfen kleinen Messern ernst zu machen.
    Thurston starrte sie ungläubig an,
machte dann eine schnelle Bewegung nach der Innentasche seiner Jacke, aber er
hielt noch schneller inne, als Douglas seine Magnum mit einem Ruck auf ihn
richtete.
    »Sieh mal an«, sagte ich, »ich
wußte gar nicht, daß es eine Party werden sollte. Es wird aber langsam Zeit,
daß sich unser Gastgeber zeigt .«
    »Nimm ihnen ihre Waffen ab,
Pandora !« befahl Douglas knapp.
    Pandora lächelte zustimmend und
trat zu Thurston , wobei sie sorgfältig darauf
achtete, daß sie nicht zwischen ihn und Sheathams Magnum geriet. Sie zog die Waffe aus Thurstons Schulterhalfter und ließ sie in die Seitentasche ihrer Jacke gleiten.
    Dann kam sie zu mir. »Ich hab’s
dir gleich