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Plötzlich durch Gewalt

Plötzlich durch Gewalt

Titel: Plötzlich durch Gewalt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Carter Brown
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    Ich streckte die Hand aus,
packte sie bei der Schulter, wirbelte sie herum, daß sie mit dem Gesicht zur
Tür stand, und schob sie durch die Halle auf die Vortreppe hinaus. Der Abstand
war nicht groß, aber ich brachte sie in Schwung, ehe ich ihre Schulter
plötzlich losließ.
    Suzy rannte weiter,
wahrscheinlich blieb ihr wirklich nichts anderes übrig. Sie rannte in schnellem
Tempo die Vortreppe hinunter und verschwand in der regennassen Nacht. Ich hörte
einen dünnen Verzweiflungsschrei, ehe ich die Tür wieder zuwarf.
    Fünf Sekunden später erschien
der Gorilla am anderen Ende der Halle und kam in schlurfendem Trott auf mich
zu.
    »Boyd«, sagte er, »was, zum
Teufel, suchen Sie hier ?«
    Der Dialog fing an, eintönig zu
werden. Aber dagegen konnte ich kaum etwas unternehmen; jedenfalls nicht mit
Charlie.
    »Ich bin hier Gast«, erklärte
ich ihm, »von Ihrem Chef Conrad Lakeman zum
Abendessen eingeladen. Wenn Sie mir nicht glauben, fragen Sie ihn selbst .«
    »Ich hörte Suzy rufen«, sagte
er mißtrauisch. »Wo ist sie ?«
    »Irgendwo draußen«, antwortete
ich. »Sie sagte, es ist dringend, und sie könne nicht warten. Aber Sie sollten
ihr schnell nachkommen .«
    »Okay.« Seine
Neandertaler=Stirn furchte sich. »Sie bleiben genau hier, bis ich zurückkomme,
verstanden ?«
    »Gewiß, Charlie«, stimmte ich
zu. »Ich gehe nirgends hin. Ich bin doch gerade erst gekommen .«
    Er ging an mir vorbei, öffnete
die Tür und trat dann auf die Vortreppe hinaus. »Suzy«, krächzte er, »he, Suzy,
wo bist du ?«
    Ich zog die Magnum aus dem
Halfter, drehte sie um, so daß ich sie am Lauf hielt, und schmetterte dann den
Griff gegen Charlies Hinterkopf. Er grunzte einmal, sank dann langsam in die
Knie und blieb in dieser Stellung, wobei er zweimal den Kopf schüttelte. Damit
hatte ich den eindeutigen Beweis, daß sein Schädel aus Eisenbeton war. Ich
schlug noch mal auf die gleiche Stelle, und diesmal glitt er über die Vortreppe
auf die Auffahrt hinunter und blieb mit dem Gesicht in einer Regenpfütze
liegen. Ich nahm an, bei einigem Glück würde er ertrinken.
    Ich warf die Haustür wieder zu,
steckte die Magnum fort und ging durch die Halle. Falls jemand zu Hause war,
mußte er sich höchstwahrscheinlich in der Bar im hinteren Teil des Hauses
aufhalten. Aber als ich dort hinkam, fand ich sie verlassen. Dennoch schien es
mir ein geeigneter Ort, um zu warten, bis jemand käme.
    Auf der Bartheke stand eine frische Flasche Chivas Regal Whisky, die
ich mit liebevoller Sorgfalt öffnete; ich goß mir eine Portion für Supermen ein. Ich war so aufmerksam, diesen guten Tropfen
nicht dadurch zu beleidigen, daß ich ihn mit einer minderwertigen Flüssigkeit
wie Wasser verdünnte.
    Ich hatte meinen Drink erst
halb geleert, als ich schnelle Schritte in die Bar kommen und plötzlich
stehenbleiben hörte.
    »Boyd?« Die Stimme klang
ehrlich überrascht. »Was, zum Teufel, suchen Sie hier ?«
    Da hatte ich wieder diese
originelle Frage. Ich unterdrückte den. Drang, ihm zu antworten »Ich sammle für
die Heilsarmee«, sondern drehte mich um, um ihn anzusehen.
    Jerry Thurston bot seine übliche makellose Erscheinung. Er trug den gleichen Tweedanzug wie am Morgen, hatte aber die ochsenblutfarbenen Schuhe gegen ein Paar hellbrauner
Oxfords getauscht, wie ich mit Befriedigung bemerkte.
    »Ich bin ein Gast ohne
Gastgeber«, erklärte ich. »Ich wurde zum Abendessen eingeladen, habe aber den
häßlichen Verdacht, daß es noch nicht gekocht wurde .«
    »Gast ?« fragte er ungläubig. »Soll das ein Witz sein ?«
    »Es ist die reine Wahrheit«,
erwiderte ich. » Lakeman hat mich für heute abend zum Essen eingeladen. Jederzeit nach sieben,
sagte er. Es ist sieben Uhr vorbei, aber das ist bisher der einzige Punkt, den
ich für mich verbuchen kann .«
    Er kam zur Bar herüber und goß
sich einen Drink ein. Er griff nach dem Chivas Regal,
was zeigte, daß er in manchen Dingen Geschmack hatte, wenn auch nicht bei der
Auswahl seiner Schuhe.
    »Conrad ist nicht hier«, sagte
er. »Vor einer halben Stunde wurde er angerufen und mußte fort. Er dürfte aber
jeden Augenblick zurückkommen. Wo sind die anderen alle ?«
    »Draußen«, sagte ich
wahrheitsgemäß.
    »Wer hat Ihnen die Tür
aufgemacht ?«
    »Suzy.«
    »Wo ist sie denn jetzt ?«
    »Sie ging hinaus, nachdem sie
mich eingelassen hatte .«
    Er runzelte die Stirn. »Aber
Charlie muß doch hier irgendwo stecken .«
    »Ihn habe ich auch gesehen«,
bestätigte ich. »Ich glaube, er ging, um

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