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Plötzlich durch Gewalt

Plötzlich durch Gewalt

Titel: Plötzlich durch Gewalt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Carter Brown
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ich war nicht mehr allein.
    Die nur zu vertrauten Schmerzen
und grellweißen Blitze zuckten durch meinen Schädel, als ich mich, auf dem
Boden aufstützend, hochrichtete und feststellte, daß ich in ein Paar
unpersönliche blaue Augen sah, die rechts und links von einer Hakennase saßen,
unter der ein gestutzter Schnurrbart klebte.
    »Wie fühlen Sie sich ?«
    Die Worte kamen irgendwo unter
dem Schnurrbart hervor und verursachten mir für einen Augenblick ein
unbehagliches Gefühl, bis es mir gelang, wieder klar zu sehen, und ich
erkannte, daß das Gesicht auch Lippen hatte.
    »Wenn wir gewonnen haben«,
sagte ich rauh , »ist es Zeit, daß Sie das Begräbnis
für die verlierende Mannschaft organisieren .«
    »Es bleibt uns sowieso gar
nichts anderes übrig«, ertönte irgendwo über meinem Kopf eine kalte Stimme.
    Ich war zu schlau, um zu
versuchen, aufzublicken. Ein Schädel kann nur eine bestimmte Menge aushalten.
Darum drehte ich meinen Kopf vorsichtig Zentimeter um Zentimeter zur Seite, bis
ich ein Paar Beine sah. Sie waren in eine graue Hose gehüllt, die dringend
gebügelt werden mußte.
    »Wie steht’s mit ihm, Doc ?« fragte der Schnurrbart. »Wir wollen ihn aufheben und in
einen Sessel setzen, aber vorsichtig .«
    Kräftige Hände griffen unter
meine Arme und hievten mich behutsam in einen Lehnsessel. Der Raum rotierte ein
paarmal um mich herum, kam dann langsam aber zum Stillstand.
    »Wollen Sie einen Drink ?« fragte der Arzt.
    »Von dem Chivas Regal, falls er noch da ist«, bat ich hoffnungsvoll.
    Er goß das Glas ein und gab es
mir. »Mann, haben Sie Glück. Das war ein hübscher Schlag, den Sie da auf den
Hinterkopf bekommen haben. Wie können Sie sehen ?«
    »Danke, gut, scheint mir«,
sagte ich. »Ich sehe weder doppelt, noch ist sonst etwas verkehrt .«
    »Ich denke, Sie werden sich
erholen«, sagte er, und seine Stimme nahm wieder professionelle Kühle an. »Ich
mußte da hinten die Haut mit ein paar Stichen zusammennähen. Das übrige habe
ich zugepflastert. Verhalten Sie sich in der nächsten Woche ruhig und gehen Sie
dann zu Ihrem Hausarzt, um sich die Fäden ziehen zu lassen .«
    »Nochmals vielen Dank«, sagte
ich.
    Ich trank ein Schlückchen von
dem Whisky und fühlte mich gleich besser; jedenfalls gut genug, um einen Blick
in das Gesicht des Burschen zu werfen, der zu der grauen Hose gehörte. Ich fand
es nicht im geringsten ermutigend. Er war mittelgroß,
vielleicht Fünfundvierzig, mit einem scharfgeschnittenen, unbeweglichen Gesicht
und einem Bürstenhaarschnitt. Den Bürstenhaarschnitt hatten wir wenigstens
gemeinsam.
    »Ich bin Leutnant Shields«,
sagte er im gleichen kalten Ton, wie vorher. »Wie ist das passiert ?«
    »Ich weiß nicht genau«,
antwortete ich.
    Er hob ungeduldig die
Schultern. »Vielleicht kommen wir so schneller weiter«, sagte er. »Wir wollen
die Fakten bestätigt haben, die wir schon kennen, dann haben wir mehr Zeit, uns
um das zu kümmern, was wir noch nicht wissen .«
    »Ganz wie Sie meinen,
Leutnant«, stimmte ich höflich zu.
    »Also gut«, sagte er knapp.
»Dieses Haus gehört Conrad Lakeman . Der Name des
Toten ist Charlie Ungorio .«
    »Ich kannte ihn nur als
Charlie«, sagte ich.
    »Das stimmt also. So, wie er
aussieht, konnte er wahrscheinlich seinen eigenen Namen nicht behalten. Sie
heißen Daniel Boyd, besitzen eine Lizenz des Staates New York als
Privatdetektiv, und das da drüben auf der Platte ist Ihre Waffe .«
    Ich blickte in die Richtung, in
die er deutete, sah die Magnum oben auf der Bar liegen und nickte. »Das ist
meine Waffe .«
    »Sie haben einen Waffenschein
dafür«, sagte Shields. »Selbstverständlich haben wir Ihre Brieftasche
durchsucht. Sie ist aber auch die Waffe, mit der Charlie getötet wurde. Wie
erklären Sie das ?«
    Ich wollte es ihm nicht
erklären; nicht in der Weise, wie es wirklich geschehen war, und das aus einer
Reihe von Gründen. Der beste darunter war, daß er mir doch kein Wort glauben
würde, und ich an seiner Stelle hätte es auch nicht getan. Aber etwas mußte ich
ihm sagen; etwas, das klug genug war, um meinen Kopf aus der Schlinge zu
ziehen, aber wiederum auch nicht so klug, daß es erfunden klang. Shields würde
das instinktiv durchschauen, ohne sich große Mühe zu geben.
    »Mr. Lakemans Tochter lief vor etwa einer Woche von zu Hause fort«, sagte ich. »Er beauftragte
mich, sie wiederzufinden, und nach etwa vier Tagen Suche hatte ich Glück und
entdeckte sie in Greenwich Village . Ich brachte sie
nach Hause.

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