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Ploetzlich Fee 04 - Frühlingsnacht

Ploetzlich Fee 04 - Frühlingsnacht

Titel: Ploetzlich Fee 04 - Frühlingsnacht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Julie Kagawa
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hängen bleiben.
    In der Mitte des Raums ragte eine riesige steinerne Plattform aus dem Sand, an deren Rand die Überreste von vier dicken Marmorsäulen erkennbar waren. Dahinter hockten zwei Statuen mit elegant aufgestellten Flügeln, deren Spitzen fast bis an die Decke reichten. Ihre Körper glichen denen großer, schlanker Katzen, ihre Vorder- und Hinterpfoten ruhten im Sand, doch ihre Köpfe, die einander zugewandt waren, schienen menschlich. Es waren die Gesichter von wunderschönen Frauen mit eiskalten Mienen. Reglos und mit geschlossenen Augen saßen die beiden Sphingen im Sand und bewachten das steinerne Portal, das neben ihnen aufragte. Wir kletterten auf die Plattform und blieben an ihrem Rand stehen, um uns die gewaltigen Wesen genauer anzusehen. Obwohl sich das Portal nur wenige Meter hinter den Tatzen der Sphingen befand, versuchte keiner von uns, zwischen den beiden hindurchzugehen.
    »Hm.« Puck lehnte sich zurück, um die ausdruckslosen Gesichter der beiden zu mustern. »Jetzt also ein Sphinxrätsel? Das ist doch nett. Meint ihr, sie werden uns fressen, wenn wir falsch antworten?«
    Grimalkin legte die Ohren an und erwiderte scharf: »Du wirst bei dieser Aufgabe gefälligst den Mund halten, Goodfellow. Sphingen reagieren nicht gerade erfreut auf Dreistigkeit, und deine unbedachten Kommentare werden hier nicht gut ankommen.«
    »Hey«, wehrte sich Puck und verschränkte trotzig die Arme vor der Brust. »Nur zu deiner Information: Ich hatte schon öfter mit Sphingen zu tun, Kater. Du bist hier nicht der Einzige, der sich mit Rätseln auskennt.«
    »Haltet die Klappe«, knurrte der Wolf die beiden an und deutete mit der Schnauze nach oben. »Da passiert gerade irgendetwas.«
    Mit angehaltenem Atem warteten wir. Einen Moment lang war alles still. Dann öffneten sich die Augen der beiden Sphingen, die nur aus bläulich-weißem Licht zu bestehen schienen, ohne eine Iris oder eine Pupille. Wie blind starrten sie geradeaus und doch konnte ich ihren berechnenden Blick auf mir spüren. Ein warmer Wind fegte durch den Raum und die Statuen erhoben ihre Stimmen, in denen uralte Weisheit und Macht mitschwangen.
    Um die Zeit muss das ewige Rad sich drehen.
    Der Winter birgt Narben, die niemals vergehen.
    Der Sommer wie Feuer tief in dir brennt.
    Der Frühling sich auch als Bürde kennt.
    Herbst und Tod gehen Hand in Hand.
    Des Rätsels Lösung verbirgt sich im Sand.
    So suchet die Antwort, nur sie allein zählt,
    da der Sand euch sonst als die Seinen erwählt.
    »Äh, pardon«, sagte Puck sofort, als die Stimmen verklangen und sich wieder Stille über die Dünen senkte. »Könntet ihr das noch einmal wiederholen? Und diesmal vielleicht etwas langsamer?«
    Die Sphingen blieben stumm. Ihre blau leuchtenden Augen schlossen sich so abrupt wie eine zuschlagende Tür und sie regten sich nicht mehr.
    Dafür begann sich rund um uns herum so einiges zu regen. Der Sand geriet in Bewegung, als würden sich unter der Oberfläche Tausende von Schlangen winden. Dann flogen die feinen Körner explosionsartig in die Höhe und unzählige Skorpione – kleine, schwarze Tiere mit glänzenden Panzern – ergossen sich über die Dünen und krabbelten in unsere Richtung.
    Puck kreischte, der Wolf knurrte überrascht und seine Nackenhaare sträubten sich. Wir drängten uns in der Mitte des Podests zusammen und zogen unsere Waffen, während sich der Boden in eine brodelnde Masse wuselnder Körper verwandelte, die in so dichten Haufen übereinanderkrabbelten, dass wir bald den Sand nicht mehr sehen konnten.
    »Also, da würde ich doch lieber von den Sphingen gefressen werden«, rief Puck angewidert. Das Klicken und Schaben der Millionen von Beinchen war so laut, dass er schreien musste, um sich Gehör zu verschaffen. »Falls jemand einen Vorschlag hätte oder einen Plan oder Anti-Skorpion-Spray – ich wäre für alles offen!«
    »Seht doch.« Ariella zeigte über den Rand der Plattform nach unten. »Sie greifen nicht an. Sie kommen nicht einmal näher.«
    Ich folgte ihrem Blick und sah, dass sie recht hatte. Die Skorpione schlugen zwar wie Meereswellen gegen den Steinsockel und glitten um ihn herum wie um einen Felsen in einem Fluss, aber sie versuchten nicht, den knappen Meter emporzuklettern, der uns von ihnen trennte.
    »Sie werden uns nicht angreifen«, erklärte Grimalkin gelassen. Mir fiel allerdings auf, dass er sich möglichst weit von der Kante entfernt niedergelassen hatte. »Zumindest noch nicht. Das geschieht erst, wenn wir

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