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Ploetzlich Fee 04 - Frühlingsnacht

Ploetzlich Fee 04 - Frühlingsnacht

Titel: Ploetzlich Fee 04 - Frühlingsnacht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Julie Kagawa
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wäret, wenn ich mich tatsächlich geirrt hätte. Doch wir verschwenden hier nur unsere Zeit. Ich würde vorschlagen, dass wir zügig weitergehen. Denn ich möchte gewiss nicht bis ans Ende aller Zeiten hier festsitzen, mit keinem von euch.« Bevor wir reagieren konnten, sprang er von der Säule und trottete zu dem nun geöffneten Portal. Mit hoch erhobenem Schwanz lief er zwischen den beiden Sphingen hindurch.
    Breit grinsend raunte ich Puck zu: »Ich glaube, damit hast du ihn beleidigt, Goodfellow.«
    Mit einem spöttischen Lachen erwiderte er: »Wenn ich anfange, mir darüber Gedanken zu machen, darf ich den Mund überhaupt nicht mehr aufmachen.«

Spiegel
    Das Portal hinter den Sphingen führte wieder in einen engen Korridor, der diesmal zwar keine Feuer speienden Drachen bereithielt, dadurch aber nicht weniger merkwürdig war. Er zog sich schier endlos in die Dunkelheit hinein und wurde nur von Kerzenschein erleuchtet. Die Flammen schienen in der Luft zu schweben und wurden von Hunderten von riesigen Spiegeln reflektiert, die zu beiden Seiten an den Wänden hingen.
    Ich warf einen flüchtigen Blick auf mein Spiegelbild, blieb dann aber abrupt stehen, als ich überrascht feststellte, dass mir ein Fremder entgegenblickte. Das bleiche, dunkelhaarige Abbild starrte mich finster an, seine Kleidung war leicht verschlissen und in seinen Augen zeigte sich Erschöpfung. Ich erkannte mich selbst kaum noch wieder, doch das konnte ja auch ein gutes Zeichen sein. Immerhin war ich doch genau deswegen hier: um mich zu verwandeln, um ein anderer zu werden. Wenn alles so lief wie geplant, würde Ashallayn’darkmyr Tallyn, der dritte Prinz des Winterhofes, bald nicht mehr existieren.
    Wie wird es wohl sein als Mensch? , fragte ich stumm mein Spiegelbild. Werde ich immer noch ich selbst sein? Werde ich mich noch an mein Leben am Winterhof erinnern können oder wird dieses Wissen vollständig verlöschen? Ich schüttelte den Kopf. Es war sinnlos, sich darüber jetzt noch den Kopf zu zerbrechen, so kurz vor dem Ziel. Und doch …
    »Komm schon, Schönling.« Puck legte mir eine Hand auf die Schulter, doch ich schob sie fort. »Hör auf dich aufzuplustern. Ich glaube, wir sind fast da.«
    Während wir vorsichtig durch den Gang schlichen, immer auf der Hut vor Angriffen, Fallgruben und Hinterhalten, musste ich an Meghan in ihrem Reich denken. Es wäre doch grausame Ironie, wenn es mir zwar gelingen sollte, eine Seele zu erringen, ich dadurch aber all mein Wissen über die Feen verlieren würde, also auch die Erinnerung an sie. Dies schien ein angemessen tragisches Ende zu sein: Das verliebte Feenwesen wird zum Menschen, vergisst dabei aber, warum es das überhaupt wollte. In den alten Geschichten war diese Art von Ironie äußerst beliebt.
    Das werde ich nicht zulassen , beschloss ich und ballte die Fäuste. Selbst wenn ich Puck dazu zwingen muss, mir alles zu erzählen, selbst wenn er unsere gesamte gemeinsame Geschichte wieder aufrollen muss, ich werde einen Weg finden, um zu ihr zurückzukehren. Ich werde nicht zum Menschen werden, nur um dann alles zu vergessen.
    Der Korridor schien kein Ende zu nehmen. Die züngelnden Flammen warfen seltsame Schatten auf die Spiegel, die sich jeweils exakt gegenüber hingen. Endlose Reihen flackernder Lichter. Aus dem Augenwinkel sah ich mein Spiegelbild, das neben mir herging. Es grinste.
    Im Gegensatz zu mir.
    Ich blieb stehen, drehte mich langsam Richtung Spiegel und ließ eine Hand ans Schwert wandern. Die Spiegelung im Glas tat dasselbe … doch das war nicht ich. Es war jemand, der so aussah wie ich, groß und blass, mit dunklen Haaren und silbernen Augen. Er trug eine schwarze Rüstung mit einem zerfetzten Mantel und auf seinem Kopf saß eine Krone aus Eis. Ich atmete tief durch, denn plötzlich erkannte ich ihn.
    Doch, das war ich, mein Ich aus jenem Traum – der Ash, der sich der Dunkelheit ergeben hatte. Der Mab getötet, den Thron an sich gerissen und eine blutige Schneise durch das Nimmernie und die anderen Höfe geschlagen hatte. Ash der Winterkönig.
    Er lächelte mich an, ein kaltes, leeres Grinsen, hinter dem der Wahnsinn lauerte, doch abgesehen davon waren unsere Bewegungen absolut identisch.
    Ich wich zurück und sah mich nach meinen Gefährten um, die nun ebenfalls ihre neuen Spiegelbilder entdeckt hatten. Hinter mir stand Ariella und musterte entsetzt eine bleiche, statuenhafte Version ihrer selbst in einem eleganten höfischen Gewand. In ihren schlanken Fingern ruhte ein

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